Wandermagazin: Ist Alpstein der Pionier der internetgestützten Touren-Plattformen?

Alpstein: Ich glaube schon, dass wir uns das auf die Fahne schreiben dürfen. Lange bevor Google-Maps die Internetwelt belebte, haben wir uns bereits mit der digitalen Präsentation von Karten und konkreten Touren auf Karten beschäftigt und Lösungen entwickelt, um sie im Internet einsehbar und nutzbar zu machen.

Wandermagazin: Inzwischen haben wir mit dem Zählen neuer Tourentipp-Plattformen im Netz aufgehört. Wanderwalter, Wander-Hermann, Wander-Rabe, Wanderkompass seien nur stellvertretend genannt.

Alpstein: Aufgrund der gewachsenen Anzahl der Mitbewerber wird das Angebot wieder unübersichtlich. Schauen wir aber auf die technische Kompetenz und die Kenntnis bei der Art und Aufbereitung von Content! Betrachten wirin dem noch die essentielle Frage nach dem verwendeten Kartenmaterial und dessen Visualisierung. Plattform ist nicht gleich Plattform. Entscheidend für das ökonomische Überleben wird die Fortentwicklung der Tools, die Verbreiterung der Datengrundlage und die Aktualität der Inhalte sein.

Wandermagazin: Letztlich basieren ja alle gegenwärtig verfügbaren Kartenquellen auf staatlichen oder ländereigenen Kartengrundlagen. Wer schreibt die Kartenbasis aber fort? Die Vermessungsämter tun dies nur auf Zuruf. Die privaten Kartenanbieter tun es nicht, weil der Aktualisierungsservice unbezahlbar wäre. Sie bedienen sich im Zweifel der gleichen Quellen mit ähnlich zweifelhaftem Ergebnis. Mehr Vielfalt bei zunehmend schlechteren Daten also?

Alpstein: Nicht zwingend. Sie liegen sicher richtig, wenn Sie die Aktualisierungskompetenz problematisieren. Wir streben kartografische Lösungen für Europa an. Gepflegte Grundlagen, gezielte Anreicherung und die Fortschreibung in einem Netzwerk sind die drei Säulen. Noch in diesem Jahr werden wir eine kartografische Lösung präsentieren, die Kommunen einbindet. Geben und Nehmen sind für beide Seiten reell gelöst. Damit möchten wir eine gesicherte Fortschreibung der Grundlagen und der quantitativen und qualitativen Anreicherungen auf den Weg bringen.

Wandermagazin: Bedarf es künftig noch der Markierung von Wegen? Reicht nicht die technische Begleithilfe eines „Handheld“ oder eines Handynavigators? Ohrstöpsel und Minibildschirm inklusive?

Alpstein: Ich glaube nicht an die vollständige Substitution gängiger Wegweisungs-, Orientierungs- und Markierungssysteme durch elektronische Hilfen. Ich glaube, dass wahrer Genuss letztlich auch technische Unabhängigkeit in einem höheren Sinne beinhaltet. Dazu wird es der traditionellen Markierung weiterhin bedürfen. Unterstützung ja, sicher auch mit steigendem Komfort verbunden, aber ein totaler Verzicht auf die Markierung – aktuell sicher nicht.

Wandermagazin: Wagen wir einen Ausblick in das Jahr 2018! Gibt es dann noch Wanderkarten, markierte Leitwege und Magazine wie das Wandermagazin, die sich damit positionieren, dass sie die Perlen im Heuhaufen der Wander- und Tourenideen finden?

Alpstein: Ja! Bei allen elektronischen Möglichkeiten genieße ich es auch heute noch, auf einem Berggipfel zu sitzen und mit der Karte die umliegenden Gipfel zu bestimmen. Aber – es wird insbesondere auf die durchgängige Vernetzung aller Medien ankommen. Vom GPS über Print zum PC bzw. Web. Wer hier eine „Welt“, ein interagierendes Netzwerk, ins Leben ruft und betreibt, wird auf die verschiedensten medialen Ausprägungen nicht verzichten können, sie vernetzen müssen und vermöge der User-Community einerseits updaten, andererseits stetig weiter profilieren.

Wandermagazin: Vielen Dank für das Interview