Ein Tourentipp von Redakteurin Marieke Wist
Länge: 14,7 km
* Bitte nicht von abweichenden Höhenmetern oder Gehzeit in der Komoot-Darstellung verwirren lassen. Gehtempo sowie Tracking-Geräte und deren Einstellungen können zu abweichenden Berechnungen führen.
Höhenmeter: auf 1.400 hm / ab 1.420 hm
Dauer: ca. 6 Std.
Start/Ziel: Hinang/ Reichenbach
ÖPNV: Mit dem Bus (Linie 45) von Oberstdorf nach Hinang, von Reichenbach zurück nach Oberstdorf
Beste Jahreszeit: Mai-September
Schwierigkeit: mittel
Wegbeschreibung
Die Hinager Wasserfälle
Unsere Gastgeberin hat uns die kleine Ortschaft Hinang als Startpunkt empfohlen, die wir mit dem Bus von Oberstdorf aus erreichen. Von der Bushaltestelle laufen wir ein kurzes Stück über die asphaltierten Wege, bevor wir auf einen angenehm kühlen Waldweg abbiegen. Der Pfad führt uns leicht bergauf zu den Hinanger Wasserfällen, eingebettet in beeindruckende Felsformationen. Über Metalltreppen und schmale Brücken erkunden wir die Schlucht – vom kleinsten Wasserfall bis zum tosenden, zwölf Meter hohen Hauptwasserfall. Ein weiteres Stück begleiten uns die grauen Felswände, die aus "Herrgottsbeton" geformt sind, einem besonderen Gestein, aus dem auch die Nagelfluhkette besteht. Diese Landschaft lässt mich fast vergessen, dass ich im Allgäu bin. Nach einer Kurve befinden wir uns wieder inmitten leuchtend grüner Bergwiesen, überzogen mit gelben und weißen Blüten.

Die drei Sonnenköpfe
Von hier eröffnet sich bereits ein weiter Blick über das Land und die kleinen Häuser, die unten im Tal liegen. Wir folgen den Wanderschildern, die uns in Richtung „Sonnenköpfe“ weisen. Der bevorstehende Anstieg hat es in sich: In der prallen Sonne windet sich der Pfad den Berg hinauf. Wir erreichen ein kleines Waldstück, das eine angenehme kühle Abwechselung ist. Nach einer Weile taucht links eine kleine Holzhütte auf, deren Bänke zu einer Verschaufpause einladen, bevor wir uns an den weiteren Anstieg machen. Ein Wegweiser zeigt uns schließlich rechts den Aufstieg zum Sonnenkopf.
Auf dem 1.712 Meter hohen Gipfel fällt mir sofort das außergewöhnliche Gipfelkreuz ins Auge, das mit kunstvoll geschnitzten Holzblättern verziert ist. Wir lassen uns kurz nieder und genießen den Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel in der Ferne. Anschließend setzen wir unsere Wanderung auf dem schmalen Gratweg in Richtung Heidelbeerkopf fort. Zunächst führt der Weg über eine Wiese bergab, bevor er in einem kleinen Waldstück wieder ansteigt. Nach kurzer Zeit stehen wir bereits auf dem 1.767 Meter hohen Heidelbeerkopf.

Auch der Weg zum Schnippenkopf ist ein wunderschöner Gratweg. Kurz vor dem Gipfel wird der Pfad etwas anspruchsvoller und es gibt eine ausgesetzte Stelle, die aber schnell überwunden ist. Der Schnippenkopf, mit seinen 1.833 Metern der höchste der drei Gipfel, lädt mit seinem grasbewachsenen Hang zu einer Pause ein. Hier gibt es reichlich Platz für alle Wandernden, die den Aufstieg geschafft haben und nun die Sonne sowie ihr wohlverdientes Mittagessen genießen.
Der Entschenkopf
Der Abstieg führt uns zunächst über Schotterwege hinab zu einer kleinen Selbstversorgerhütte, der Falkenalpe. Von dort wandern wir ein Stück weiter geradeaus, bis wir eine Wegkreuzung erreichen. Statt hier rechts zur Gaisalpe abzusteigen, entscheiden wir uns, unsere Tour um einen vierten Gipfel zu erweitern: den 2.043 Meter hohen Entschenkopf. Unterwegs haben wir von anderen Wanderinnen erfahren, dass der Gipfel nur wenig Schnee hat und mit etwas Kraxelei gut zu erreichen ist. Zunächst führt unser Weg eher flach durch ein kleines Waldstück. Als wir den Wald hinter uns lassen, gelangen wir auf eine Wiese, und der Anstieg beginnt. Der schmale Pfad schlängelt sich durch eine Schneise, umrahmt von Kiefernsträuchern, die so dicht sind, dass man nicht hindurchschauen kann. So einen Weg bin ich noch nie zuvor gewandert. Es fühlt sich an, als würde man durch einen Tunnel gehen, und man kann nur erahnen, wie hoch man eigentlich wirklich gekommen ist. In Komoot ist dieser Abschnitt als „Hier beginnt Narnia“ vermerkt, und das trifft es ziemlich gut.

Nach einer Weile verlassen wir den "Tunnel" und erkennen, dass wir schon ein gutes Stück des Aufstiegs geschafft haben. Der Weg führt uns weiter über ein Schotterfeld, bevor die Kraxelei beginnt. Diese Passage ist etwas knifflig und ohne Sicherheitsseile. Auch der anschließende Pfad bleibt schmal und verläuft dicht an der Felswand entlang. Doch die Mühe lohnt sich: Als wir den Gipfel erreichen, werden wir mit einem fantastischen Panorama über die verschneiten Berge belohnt. Es wäre theoretisch möglich, auf der anderen Seite des Berges abzusteigen, doch wir entscheiden uns, den gleichen Weg zurückzunehmen. Damit fühlen wir uns sicherer. Wir laufen also denselben Weg zurück bis zur Kreuzung, an der wir dieses Mal nach links abbiegen und den Abstieg über schattige Waldwege und saftig grüne Wiesen in Richtung Gaisalpe beginnen. Erschöpft, aber glücklich, lassen wir uns an den Tischen draußen nieder und genießen einen wohlverdienten Kaiserschmarrn und ein kühles Radler. Von hier aus wandern wir noch etwa drei Kilometer bergab bis nach Reichenbach, wo uns der Bus zurück nach Oberstdorf bringt.
Vor einer Tour unbedingt immer die Alpininfo überprüfen, um zu schauen, ob die Wege schneefrei und sicher begehbar sind: oberstdorf.de. Gerade für den Aufstieg zum Entschenkopf sollte man trittsicher und bergerfahren sein.
Tipp der Autorin: Die Tour kann jederzeit gekürzt werden. So kann man sich auch schon nach dem ersten Gipfel wieder an den Abstieg machen oder nach den drei Sonnenköpfen zur Alm absteigen.
Einkehrmöglichkeiten: Berggasthof Gaisalpe, www.gasthof-gaisalpe.de
Info: www.oberstdorf.de
Alle Angaben sind ohne Gewähr von Richtigkeit und Vollständigkeit. Bitte informiert euch im Voraus über die aktuelle Situation auf dem Weg und beachtet vor Ort Hinweise zu Naturschutzräume, Umleitungen bzw. Sperrungen u. ä.