Die historische Provinz Gascogne im Südwesten Frankreichs, ehemals Reich der Vasconen und einstiges Herrschaftsgebiet mächtiger Herzöge, wurde in der jüngeren Geschichte in einzelne Departements aufgeteilt. Lange Zeit ein Zankapfel der Königreiche Frankreich und England, tat dies der Identität dieses Landstriches keinen Abbruch. Die Wiege der Gascogne liegt im heutigen Departement Gers, reichte jedoch bis ins Departement Tarn-et-Garonne. Sanfte Hügel, die sich wie wohlgerundete, satte Bäuche durch beide Landschaften ziehen, sind bezeichnend für diese sonnigen Regionen in Midi-Pyrenäen. Weitgeschwungene Talauen mit Pappeln, Weinlagen und Feldern prägen das eine wie das andere Departement, wo Bastidenorte, mittelalterliche Dörfer und mächtige Sakralbauten noch immer von der wechselhaften Geschichte der Gascogne berichten.

Gers, die Heimat d’Artagnans

Wer kennt ihn nicht, den von Alexandre Dumas verewigten Helden Charles de Batz, besser bekannt als d’Artagnan, Musketier des Königs. Viel vom Lebensgefühl, das der Schriftsteller in seinem Roman ausdrückte, ist auch im heutigen Gers erhalten. Dazu gehört eine gewisse Bodenständigkeit, die Freude am Genießen und das Gefühl für Ehre. Nicht von ungefähr bedeutet die „Parole de Gascon“, das ein einmal ausgesprochenes Wort seine Gültigkeit hat. Die Dörfer und die Landstriche im Gers strahlen eine besondere Art von Gemütlichkeit aus. Fachwerkhäuser reihen sich entlang der Dorfgassen, deren rechtwinkelige Anlage oft auf ein „Castelnau“ oder eine „Bastide“ verweisen. Diese vorwiegend im 13. Jh. Errichteten Dörfer waren aus dem Boden gestampfte „Reißbrettstädte“, die durch ihre Konzeption für ungefährdeten Handel sorgten. Stets lag der Marktplatz, oft mit einer Halle, in der sicheren Dorfmitte. In Auch, die Hauptstadt des Departements, ist die heitere Atmosphäre der Gascogne ebenfalls deutlich zu verspüren. Der Name Gers ist bei Genießern gleichbedeutend mit Entenbrust, Pasteten und Armagnac. Assoziationen, die durchaus nicht im Widerspruch zum Wandern stehen. Entsagung passt einfach nicht zu diesen Landschaften, wo Gänse und Enten auf den Wiesen schnattern, immer wieder mal ein Wingert ins Blickfeld fällt und die Speisekarten lukullische Freuden verheißen.

Tarn-et-Garonne, der Obstgarten des Südwestens

Lästerliche Zungen behaupten, dieses Departement sei die Folge einer Liebesnacht von Napoléon und einer Schönen aus Montauban. Unbestritten ist, dass der Kaiser vom herzlichen Empfang in der damaligen Unterpräfektur des Lot so begeistert war, dass er 1808 diese, bereits 1144 gegründete Bastide zur Hauptstadt des neuen Departements Tarn-et-Garonne erhob. Ein sanftes Land, in dem sich in den breiten Tälern von Garonne und Tarn ausgedehnte Obstgärten erstrecken. Oft erheben sich mitten in den Feldern noch Taubentürme, kleine, architektonische Meisterwerke. Bis zum Mittelalter dem Adel vorbehalten, zeugten diese später vom Reichtum der Bauern. Im Norden reifen die Weine der Coteaux du Quercy, im Südwesten sind es die leichten Tropfen der Coteaux de Gascogne. Dazwischen dehnen sich die Hügel der Lomagne mit Sonnenblumenfeldern und Eichenhainen. Es ist kaum verwunderlich, dass sich diese fruchtbaren Gebiete bei Edelleuten wie Mönchen großer Beliebtheit erfreuten. Das beweist die riesige Abteikirche von Moissac ebenso wie die auf vielen Hügeln thronenden Burgruinen, besonders im Nordosten, wo die Aveyron-Schluchten und die Karsthöhen Causses du Quercy dem Departement Tarn-et-Garonne ein etwas herberes Landschaftsbild verleihen. Das noch wenig bekannte Fleckchen Südwestfrankreich könnte auch bei Wanderern sehr beliebt werden.

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