Ich hüpfe unter die Dusche, ziehe mich an und gehe hinunter auf die Terrasse, wo mein Kollege Christian mich mit einem vergnügten „Holá", frisch gepresstem O-Saft und warmen „churros" (frittiertes süßes Spritzgebäck) begrüßt. Dazu gibt es heißen „cortado", Espresso mit einem Schuß Milch. So kann der Tag beginnen!

Mediterranes Wandern

Kurze Zeit später holen Adrianà und Miguel, zwei spanische Freunde, uns ab. Wir wollen ein Stück auf dem „Sendero Mediterráno", kurz GR 92 genannt, wandern. Der alte Pfad, auf dem während der Frankozeit Polizisten auf der Suche nach Schmugglern und Schiffbrüchigen patroullierten, überrascht mit stiller Natürlichkeit. Beim Far de San Sebastià stürzt die zackig felsige Küste steil ins Meer hinab. Spektakuläre Blicke auf einsame Buchten und türkisfarbenes Wasser begleiten uns auf dem Weg durch würzig duftende Nadelwälder und urwüchsiges Gebüsch. In Cala Pedrosa, der „steinigen Bucht", faulenzen wir ein wenig in der Sonne bevor wir weiter zum Strand von Tamariu ziehen. Ruckzuck springen wir aus Stiefeln und Klamotten und rennen laut prustend ins noch recht kalte Wasser.

Après Wandern

Ein leeres Gefühl in der Magengegend treibt uns in eine urige Fischerhütte direkt am Strand. Jorge, Adrianàs kochender Onkel, erwartet uns dort bereits mit seiner Familie und ein paar Nachbarn. Frische Luft macht eben hungrig, auch wenn man nur wenige Kilometer gelaufen ist! Eigentlich beginnt alles ganz harmlos: grüner Salat mit Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Spargel und Oliven, verfeinert natürlich mit kalt gepresstem, fruchtigen Olivenöl und Rotweinessig. Miguel erklärt uns, daß man ein gutes Olivenöl genauso verkosten und genießen kann, wie den leckeren „Gran Claustro 2001" aus der „D.O. Empordà-Costa Brava", der aus schier unversiegbaren Quellen in unsere Gläser zu sprudeln scheint. Zum Salat werden „chorizo", „longaniza", „jamón serrano", Gänseleberpastete, gegrillter Lammschinken und Käse gereicht. Und natürlich mit Tomaten eingeriebenes Weißbrot. Dann geht es erst richtig los: „Mar i Muntanya ist ein typisches Gericht, das sowohl Zutaten des Meeres und der Berge beinhaltet", erklärt Jorge, während er uns Hähnchen Garnelen und Picada-Sauce serviert. Danach dürfen wir noch sein „Suquet-Especial" genießen, einen Eintopf mit Seeteufel, Tintenfisch und „Allioli". „Zum Abschluß noch ein paar ‚Brunyols'?", höre ich Adrianà fragen. „Na gut, hilft ja nix!", ist Christians Antwort. Den im Teigmantel frittierten Apfelspalten mit Zimtzucker kann man einfach nicht widerstehen! Erst nach dem obligatorischen „Patcharan" (Anis-Schlehenlikör) und „cortado" dürfen wir die Segel streichen und uns zur Siesta unter einen schattigen Baum legen.

Morgen wollen uns Adrianà und Miguel mit dem Jeep ins Vall de Camprodón mitnehmen. Sie haben eine Bergwanderung ins mittelalterliche Beget geplant. Auch dort haben sie Verwandte... Wandern ist soooo schön - besonders am Mittelmeer!

Infrastruktur

Die Region verfügt über ein dichtes Netz von Wanderwegen, die sich in drei Klassen einteilen lassen: Senders de Gran Recorregut (GR) sind Langstreckenwanderwege, die mit einer weiß-roten Balkenmarkierung versehen sind. Bei den Senders de Petit Recorregut (PR) handelt es sich um Kurze Wanderwege mit weiß-gelber Balkenmarkierung. Senders Locals (SL) erkennt man an der weiß-grünen Balkenmarkierung. Sie steht für lokale Wanderwege.

Die Wege der Region sind dank der o.g. Markierungszeichen und Wanderkarten meist sehr gut zu finden. Zahlreiche Wegweiser und Infotafeln runden das Informationsspektrum ab. Lediglich innerhalb geschlossener Ortschaften setzt die Markierung häufig aus.

Grundsätzlich sind die Bergsport- und Wandervereine mit ehrenamtlichen Mitgliedern verantwortlich für die Instandhaltung und Pflege der Wege und des Wegeleitsystems. In den Bezirken Alt und Baix Emporadà kümmern sich sogar professionelle Wegewarte um die Infrastruktur.

Ausgewählte Wege

Senda Transversal (GR 1): Über 355 km Länge erstreckt sich dieser Wanderweg in Katalonien. In 11 Etappen werden unterschiedliche Naturräume von Ost nach West erschlossen, immer am Rand der Pyrenäen entlang. Von Empuries am Mittelmeer (Alt Empordà) geht es durch das Pyrenäenvorland von Banyoles (Plan de l'Estany), Besalú (Garrotxa) und Ripoll (Ripolles). Am Fuße der Hochpyrenäen geht es weiter durch Aragon und Navarra nach Bóveda im Baskenland.

Senda Pirenaica (GR 11): Der wohl schönste und anspruchsvollste spanische Fernwanderweg durchquert die Pyrenäen vom Cap Creus am Mittelmeer bis zum Cabo Higer an der baskischen Atlantikküste. Andorra, Aragon und Navarra werden dabei durchquert. In 25 Tagesetappen können in Katalonien 393 Teilkilometer erwandert werden. Der Weg führt durch die atemberaubenden Landschaften von Alt Empordà, Garrotxa, Ripolles (Vall de Camprodón, Vall de Núria) und Cerdanya.

Sendero Mediterráno (GR 92): Er verbindet auf einer Länge von 591 km in 31 Etappen die Städte Ulldecona, Tarragona und Barcelona mit der Costa Brava und der französischen Grenze bei Portbou. Zahlreiche Varianten sind möglich.

Attraktive, abwechslungsreiche PR-, SL- und Rundwanderwege unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit findet man u.a. in Ripolles oder Baix Empordà. Von allen Gebieten gibt es umfassende Beschreibungen und Karten.

Info Costa Brava

Die Region Costa Brava - Pirineo de Girona liegt im nordöstlichen Zipfel Spaniens und ist Teil der Provinz Katalonien. Von der französischen Grenze bei Portbou bis zur Mündung des Tordera in Blanes erstreckt sich der 200 km lange Küstenstreifen der Costa Brava. Hierzulande ist er eher berühmt berüchtigt für seine Hotelburgen und den ausschweifenden Party-Tourismus. Doch schon wenige Kilometer im Hinterland widersprechen ursprüngliche Natur- und Kulturlandschaften mit idyllischen, mittelalterlichen Dörfern den gängigen Klischees. Egal, ob in der Gipfelwelt der Pyrenäen von Cerdanya, den malerischen Tälern und Bergwiesen von Ripolles, im Naturpark La Garrotxa mit seinen 30 vulkanischen Kratern, am Cap de Creus in Alt Empordà, am See von Banyoles in der Plan de l'Estany, in den ausgedehnten Buchenwäldern von La Selva oder in den vielen kleinen Buchten der Baix Empordà. Die Nähe zwischen Mittelmeer und Gebirge bestimmt die Dramaturgie der Landschaft, das milde Klima und die verführerische Küche. Sie macht die Region v. a. im Frühjahr und Herbst zum Geheimtip für Wanderer, Radfahrer, Gastronomie-Liebhaber und Weingenießer.

Link-Tipp

Infos über die Provinz Girona im Hotelportal „Spanien mit Flair“

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Reportage: Costa Brava.pdf (452 KB)