Natürlich kannte auch Linné die Schneeheide. Er gab ihr den Namen Erica carnea, abgeleitet von Erica (gr.-lat. Heidekraut) und carnosus (lat. fleischig) wegen ihrer Blütenfarbe. Im Volksmund heißt sie auch Winterheide oder Frühlingsheidekraut. Beide Namen erzählen etwas über sie. Die Schneeheide ist ein immergrüner Zwergstrauch mit nadelförmigen, aber nichtstechenden Blättern. Der einseitswendige Blütenstand besteht aus meist dicht stehenden und etwas geneigten Blüten unterschiedlich roter Farbe. Die Blüten besitzen vier schmale Kelchblätter und eine röhrenförmige Blütenkrone, aus der die purpurfarbenen Staubbeutel etwas herausragen. Dadurch unterscheidet sich die Schneeheide von der vor allem in Norddeutschland vorkommenden Glockenheide. Das im Herbst blühende Heidekraut besitzt einen Außenkelch und schuppenförmige Blätter.
Wer etwa ab Mitte Februar bis Mitte März (noch ist es Winter aber eine Ahnung des nahenden Frühlings zeichnet sich ab) in den ausgedehnten Wäldern der Oberpfalz, z. B. zwischen Vilseck und Freihung, wandert, findet die blühende Schneeheide an manchen Stellen sogar flächendeckend. Oft noch von Schnee umgeben, leuchten die vorwiegend rosa blühenden Pflanzen besonders schön. Sie ist hier mit Sicherheit die erste größere und auffallende Blütenpflanze des Jahres und damit für den Wanderer und Naturfreund etwas ganz Besonders. Für manchen Wanderfreund weckt sie vielleicht auch Erinnerungen an Reisen in die Alpen im Frühling, wo die Schneeheide noch häufiger vorkommt. Für Bienen bietet die Schneeheide die erste Nahrung des Jahres in der Natur. Später wird die Schneeheide auch von Schmetterlingen besucht.
Standorte und Verbreitung der Schneeheide
Ich fand die Schneeheide auffallend häufig in den Wäldern östlich von Vilseck, wo sich die Böden aus Ablagerungen der Oberen Kreide entwickelt haben. Dort findet man die Pflanze meist an Wegrändern und lichtreichen Stellen im Kiefernwald. Das häufig gemeinsame Vorkommen von Schneeheide und Kiefern führte für diese Pflanzengesellschaft zur Bezeichnung „Schneeheide Kiefernwald“. Weitere Begleiter sind das zu dieser Zeit längst verblühte Heidekraut, die mit grünen Ästen überwinternde Heidelbeere und die immergrünen Preiselbeeren, die manchmal noch mit roten Früchten ausgestattet sind. Benachbart an den Waldrändern findet man auch gelegentlich den wesentlich höheren Besenginster mit seinen kantigen grünen Zweigen und bei einem Besuch im März kann daneben manchmal schon der Huflattich mit seinen leuchtend gelben Blüten erscheinen. In den Alpen kommt die Schneeheide meistens auf Böden über kalkhaltigem Gestein vor.
Eine reisefreudige Pflanze ist die Schneeheide, diese Leidenschaft teilt sie offentsichtlich mit uns Wanderern. Man findet sie gegenwärtig vor allem in den Alpen bis etwa 2.600 m, aber auch im italienischen Apennin und in den Gebirgen des Balkans. In Deutschland kommt sie außerhalb der Alpen nur an einigen aus den Alpen kommenden Flüssen, bei Regensburg, in der Oberpfalz, vereinzelt auch im Fichtelgebirge und im Vogtland vor. Nach heutigen Kenntnissen ist die Schneeheide wahrscheinlich bereits in der Tertiärzeit in die Alpen von Süden eingewandert oder hat sich zu dieser Zeit in den Alpen entwickelt. Deshalb wird sie in der Literatur für die Alpen auch als Tertiärrelikt bezeichnet. Während der Eiszeit hat die Schneeheide im Umkreis der Alpen überdauert, deshalb kann man sie z.B. in der Oberpfalz auch als Eiszeitrelikt bezeichnen. Mit diesem Tourenvorschlag möchte ich Sie einmal in die einladende Landschaft der Oberpfalz locken. Und das gerade zu einer Jahreszeit, die vielleicht bei Ihnen nicht zur üblichen Wanderzeit gehört. Versuchen Sie es.
Tourentipp: Zur Schneeheide bei Vilseck in der Oberpfalz
Botanische Halbtagesexkursion
Charakter: Rundwanderung
Wanderzeit: 4,5 Std.
Länge: 15 km
Anstiege: 160 m
Start/Ziel: Bahnhof Vilseck
Markierung: Vilsecker Muldenweg (VM), Wallenstein-Tilly-Weg (rotes Andreaskreuz) und Wegbeschreibung
An- und Abreise PKW: 92249 Vilseck mit Parkmöglichkeit am Bahnhof
ÖPNV: Von und nach Nürnberg stündlich mit RE zum Bhf. Vilseck
Wegbeschreibung: Vom Bahnhof Vilseck (S) links auf die Bahnhofstraße Dann rechts auf der A.- Mann-Straße und Dr. Reichenberger-Straße zur Straße Am Sportplatz. Rechts weiter mit dem Vilsecker Muldenweg (VM) an Burg Dagestan vorbei zur Kirche St. Ägidius. Links nach Axtheid zur Weggabelung nach der ev. Kirche. Nun auch mit der Markierung rotes Andreaskreuz ansteigend durch ein Gehölz, in den Wald zu einer Wegkreuzung. Weiter mit dem roten Andreaskreuz zu einer großen Kreuzung vor dem Waldgebiet „Toter Mann“. Hier ohne Markierung rechts südlich abwärts zu einer Straße. Wenige Meter nach links, dann wieder links und aufwärts über eine Kreuzung. An der nächsten Weggabelung links auf breitem Weg. Nach einer Kreuzung auf einem Weg mit Biegungen zu einer Forststraße. Links weiter mit dem roten Andreaskreuz zur bekannten Kreuzung am Waldgebiet „Toter Mann“. Dann geradeaus wieder über die bekannte Wegkreuzung, aus dem Wald hinaus und hinab zur Gabelung bei der ev. Kirche und an St. Ägidius vorbei mit der Markierung VM durch Vilseck zur Dr. Reichenberger Straße und zum Bahnhof.
Karte: Wanderkarte Amberg-Sulzbacher Land Nord 1 : 35 000 (erhältlich von der Stadt Vilseck mit 3 Euro Schutzgebühr)