Welche Naturschauplätze in Deutschland faszinieren die Menschen am meisten? Sind es markante Felsformationen, stille Wälder oder geheimnisvolle Gewässer? Die Heinz Sielmann Stiftung und der Deutsche Wanderverband rufen auch dieses Jahr wieder zur Wahl des „Naturwunders des Jahres“ auf. Bis zum 28.09.2025 kann für die neun nominierten Naturwunder online abgestimmt werden.
Wanderfans können sich besonders freuen: Alle zur Wahl stehenden Naturwunder lassen sich gut zu Fuß entdecken. Ganz unabhängig vom Ergebnis der Wahl, ist schon die Nominiertenliste eine Inspirationsquelle für die nächste Tour, schließlich sind genau diese spektakulären Landschaften, die das Wandern so spannend machen.Deshalb gibt es zu jedem Naturwunder gleich einen Wandertipp dazu.
Abstimmen nicht vergessen! Unter allen Teilnehmenden werden wertvolle Sachpreise für Wander- und Naturbegeisterte verlost, auch ein Jahresabo des Wandermagazins ist dabei. Als Hauptpreis winkt eine Safari in Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide inkl. Übernachtung im Hotel und Frühstück.
Die Kandidaten:
1. Schlucht mit Tiefgang – Die Breitachklamm (Bayern)

Über 100 Meter hoch türmen sich die Felswände an manchen Stellen auf, das Wasser stürzt tosend durch die Enge: In der Breitachklamm im Allgäu offenbart sich die rohe Kraft der Natur. Sie zählt zu den eindrucksvollsten Felsschluchten Mitteleuropas, ein Naturdenkmal, das nicht nur geologisch fasziniert, sondern auch ein einzigartiges Mikroklima und Rückzugsraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten bietet.
→ Wanderweg: Die Breitachklamm ist vom Talort Tiefenbach, einem Ortsteil von Oberstdorf, oder vom Kleinwalsertal aus erschlossen. Mehrere Rundwege führen durch die bis zu 150 Meter tiefe Schlucht und lassen sich mit Höhenwegen im Bereich der Breitach und dem Engenkopf kombinieren. Gut ausgebaute Stege und Brücken lassen das Naturschauspiel zu jeder Jahreszeit hautnah erleben – auch im Winter hat die Klamm geöffnet und bietet eine faszinierende Eislandschaft.
2. Türkisblauer Abgrund und geheimnisvolle Tiefe – Der Blautopf (Baden-Württemberg)

Wie ein Juwel liegt der Blautopf am Fuß der Schwäbischen Alb – eine intensiv türkisfarbene Karstquelle, aus der die Blau entspringt. Was an der Oberfläche märchenhaft wirkt, reicht in ungeahnte Tiefen: Der Blautopf ist Eingang zu einem der größten Höhlensysteme Deutschlands, das teils noch unerforscht ist. Rund um die Quelle ranken sich Sagen und Mythen, zugleich ist sie Teil des Geoparks Schwäbische Alb und an einen Qualitätswanderweg angebunden – ein Ort, an dem Natur, Wissenschaft und Fantasie aufeinandertreffen.
→ Erkunden: Der Blautopf liegt direkt am Qualitätswanderweg Blaubeurer Felsenstieg und ist Teil des Geoparks Schwäbische Alb. Der Weg führt durch das malerische Achtal und bietet reizvolle Ausblicke sowie Anbindung an weitere Etappen des Albtraufs.
3. Felsgiganten und Mythen – Die Externsteine (Nordrhein-Westfalen)

Teutoburger Wald Tourismus © Dominik Ketz
Die Externsteine sind Relikte einer alten Meeresküste und ragen unvermittelt als& steinerne Zeugen der Erdgeschichte aus dem Teutoburger Wald empor. Die 40 Meter hohen Sandsteinformationen entstanden vor rund 80 Millionen Jahren und sind nicht nur beeindruckend anzusehen, sondern waren auch religiöse Kultstätte und Schauplatz mittelalterlicher Legenden. Unter den schroffen Wänden blühen Orchideen, brüten Uhus und Pionierpflanzen gedeihen auf nacktem Felsen – ein Schatz für Biodiversität.
→ Erwandern: Heute machen gesicherte Pfade und Treppen atemberaubende Ausblicke auf die Felsformation und die umliegenden Wälder möglich. Der Qualitätsweg Hermannshöhen und der Fernwanderweg E1 führen direkt an den Felsen vorbei. Zwei von ihnen können über Stege erklommen werden. Ein kostenfreies Infozentrum lädt zum Entdecken ein.
4. Wasserwildnis im Nationalpark – Der Obersee der Rurtalsperre (Nordrhein-Westfalen)

Der durch ein ausgeklügeltes Talsperrensystem entstandene See ist ein Paradebeispiel dafür, wie Technik, Naturschutz und Erholung zusammenwirken können. Wo stille Buchten auf steile Uferhänge treffen, wird der Obersee der Rurtalsperre zum „Amazonas der Eifel“. Das verzweigte Gewässer schlängelt sich durch die waldreiche Mittelgebirgslandschaft und schafft Rückzugsorte für seltene Tiere wie Biber, Eisvögel oder den scheuen Schwarzstorch. Rund um das Ufer wechseln sich offene Flächen, Moore und Buchenwälder ab.
→ Erwandern: Rund um den Obersee erschließen gut markierte Wege eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wasser, Wald und Hangwiesen. Ob direkt am Ufer oder über die Eifel-Höhen-Route (Top-Panoramaroute) oder die Wasserland-Route – viele Pfade bieten weite Blicke, stille Buchten und Naturerleben im Nationalpark Eifel.
5.
Markanter Brandungspfeiler im Wattenmeer – Die Lange Anna (Schleswig-Holstein)

Die Lange Anna ist ein etwa 47 Meter hoher Felsen aus rotem Buntsandstein, der auf der Insel Helgoland aus der Nordsee ragt. Die Erosionskräfte der Brandung formen die markante Säule stetig weiter. Sie gilt als Symbol für den Schutz unserer Meeres- und Küstenlandschaften: Sie ist ein wichtiger Brutplatz für eine Seevogelkolonie aus Basstölpel, Trottellumme, Tordalk, Eissturmvogel und Dreizehenmöwe. Diese brüten in Deutschland ausschließlich auf Helgoland.
→ Erwandern: Der Klippenrandweg im Oberland führt gut ausgebauter Weg entlang der Steilküste zur Langen Anna. Besuchende können die einzigartige Küstenlandschaft und die Vogelwelt aus nächster Nähe erleben. Informationsstationen vermitteln Wissen über Geologie, Vogelschutz und die Bedeutung des Meeresnaturschutzes in der Region. Durch geführte Inselrundgänge, spezielle Vogelbeobachtungstouren und den Schutz der Brutplätze wird sichergestellt, dass zukünftige Generationen die Schönheit dieses Naturdenkmals bewahren können.
6. Der Dreimühlen-Wasserfall (Rheinland-Pfalz)

© Natur- und Geopark Vulkaneifel, K.-P. Kappest
Der Dreimühlen-Wasserfall ist Deutschlands einziger „wachsender Wasserfall“. Über eine rund 12 Meter breite Kante stürzt kalkhaltiges, glasklares Wasser etwa 4 bis 6 Meter tief in den Ahbach. In den moosbewachsenen Polstern lagert sich Kalksinter ab, wodurch der Wasserfall jährlich rund 8 bis 10 Zentimeter ins Tal wächst. Das als Naturdenkmal geschützte Gebiet wurde als „Nationales Geotop“ ausgezeichnet – nicht zuletzt wegen des außergewöhnlichen Zusammenspiels von Geologie, Wasser, Boden und Pflanzenwelt.
→ Erwandern: Der Premiumwanderweg Eifelsteig sowie der Kalkeifel-Radweg führen direkt am Dreimühlen-Wasserfall vorbei und bieten optimale Möglichkeiten für eine Einbindung in abwechslungsreiche Touren. Für eine noch tiefere Erkundung der Region empfiehlt sich die ca. 10 Kilometer lange, gut ausgeschilderte Rundwanderung „Wasserfall-Runde“. Die Route ist familienfreundlich und ganzjährig begehbar – der Wasserfall zeigt sich je nach Jahreszeit in immer neuem Licht. Im Frühjahr und Sommer tauchen Moose und Pflanzen die Kalksinterterrassen in sattes Grün. Im Winter beeindrucken die Eisformationen.
7. Ein Fenster in die Waldwildnis von einst – Die UNESCO-Buchenwälder Serrahn (Mecklenburg-Vorpommern)

Im Müritz-Nationalpark erstreckt sich mit den Serrahner Buchenwäldern ein UNESCO-Welterbe und einer der ältesten Laubwälder Deutschlands. Urwüchsige Baumriesen, mächtige Rotbuchen und jahrhunderte alte, einzelne Kiefern prägen die Landschaft. Seen und Moore bereichern das vielfältige Landschaftsmosaik Seltene Urwaldreliktarten sind hier zu Hause, wie die Faulholzmotte oder der Eremit, die auf alte, strukturreiche Wälder mit viel Totholz angewiesen sind. Während tagsüber Seeadler und Fischadler über den Gewässern des Waldgebiets kreisen, geht nachts die Mopsfledermaus auf die Jagd.
→ Erwandern: Auf dem Wald-Erlebnis-Pfad zwischen Zinow und dem Schweingartensee können Interessierte den Serrahner Buchenwald auf eigene Faust erkunden. Hier lässt sich die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt alter Wälder und Moore erleben. Es werden aber auch Führungen mit Rangern angeboten, die tiefere Einblicke in die Geschichte und Einzigartigkeit dieses besonderen Ökosystems ermöglichen. Ein besonderes Highlight ist der Moorsteg, in der Nähe der Rangerstation in Serrahn. Hier befindet sich auch die interaktive Ausstellung „Im Reich der Buchen“, die Groß und Klein zu spannenden Entdeckungen einlädt.
8. Ungewöhnliches Naturdenkmal aus Kalksinter – Der Wasserbaum Ockensen (Niedersachsen)

Der Wasserbaum bei Ockensen ist ein außergewöhnliches Tuffgebilde. Er entstand durch die langsame Ablagerung von Kalksinter, der sich aus kalkhaltigem Quellwasser über Jahrzehnte Schicht für Schicht zu dem charakteristischen, baumförmigen Gebilde formte. Dieses liefert ideale Bedingungen für spezielle Moose, Flechten und kleine Tiere, die sich an die feuchte Umgebung angepasst haben. Das ständige Tropfen des Wassers erzeugt eine ruhige Atmosphäre und macht den Wasserbaum zu einem besonderen Ort, der das Zusammenspiel von Wasser, Gestein und Leben eindrucksvoll sichtbar macht.
→ Erwandern: Der Wasserbaum ist über den Naturparkwanderweg Wasserbaum Ockensen (SA 2) gut erreichbar. Der 10 Kilometer lange Rundweg führt durch die offene Landschaft, über Naturlehrpfade zu den Themen „Wasser“ und „Streuobst“ sowie hoch auf den Ith-Kamm. Unterwegs eröffnet der Weg einzigartige Ausblicke und führt an besonderen Naturdenkmälern vorbei. Vor Ort bieten Führungen und umweltpädagogische Angebote vertiefende Einblicke in die Besonderheiten des Wasserbaums. So lädt die Umgebung nicht nur zum Erkunden, sondern auch zum Lernen und Verstehen ein.
9. Steinbruch wird Lebensraum – Der Staatsbruch Lehesten (Thüringen)

Vom Industriearial zur artenreichen Sekundärlandschaft: Im ehemaligen Staatsbruch bei Lehesten wurde einst Schiefer abgebaut, heute breiten sich hier stille Wasserflächen und Pionierwälder aus, an steilen Felswänden und Schieferhalden wachsen Moose und Flechten. Das Gelände ist Teil des Grünen Bands und bietet Tierarten wie Schlingnatter, Bartfledermaus, Schwarzspecht oder Uhu einen Rückzugsort zwischen Gestein, Wasser und Gehölzen, aber auch für durchziehende Luchse.
→ Erwandern: Der Staatsbruch Lehesten liegt direkt am Grünen Band und ist über Wanderwege wie z.B. der „Rennsteig“ in die umgebende Landschaft eingebunden. Alte Abbauspuren, Aussichtspunkte und Lebensräume lassen sich auf gut begehbaren Pfaden entdecken – ein Ort zwischen Geschichte und neuer Wildnis.
Hintergrund zur Wahl
Die Naturwunderwahl ist eine Initiative der Heinz Sielmann Stiftung und des Deutschen Wanderverbands, bei der Menschen aufgerufen sind, ihre Lieblings-Naturwunder aus Deutschland zu wählen. Die Initiative soll das Umweltbewusstsein und den Schutz der Natur stärken.
Vor der Wahl können Vorschläge eingereicht werden, aus denen eine Jury aus Vertreterinnen und Vertretern der Heinz Sielmann Stiftung und des Deutschen Wanderverbands neun Naturwunder auswählen und zur Publikumswahl stellen.