Editorial Ausgabe 214
Zum Start gibt’s einen Blick zurück zum Jahresanfang – die Zeit der guten Vorsätze. Gäbe es eine Hitliste guter Vorsätze, würde der nach mehr Bewegung ganz weit oben stehen. Aber was wurde aus ihm, wenn man ihn denn fasste – Hand aufs Herz: Geht’s noch? Läuft es mit den guten Vorsätze nicht mehr so rund, dann wird schnell die Zeit bemüht: „Ich würde ja, nur fehlt mir die Zeit!“
Natürlich ist mir das Tappen in diese „Zeitfalle“ nicht fremd, aber mit einem beherzten Schritt bin ich schnell wieder auf meinem Weg. Beschleicht mich indes das Gefühl von einer „Falle“ in die nächste zu stolpern, lohnt sich ein Innehalten und die Konzentration auf den Moment. Wahrscheinlich habe ich mir wieder mal allzu ambitionierte Ziele gesteckt, für die mir der Alltag nicht genügend Raum lässt. Ginge es nach Lust und Laune, würde ich jeden einzelnen Tag wandern – das wird schwierig. Aber deswegen muss ich nicht auf Bewegung verzichten, ich bin zu Fuß unterwegs, das geht jeden Tag. Wussten Sie, dass der Fußverkehr in der Schweiz durch komplett öffentlich entwickelte, verwaltete und gepflegte Geh- und Wanderwege eine ganz besondere Aufmerksamkeit erfährt? Davon sind wir in Deutschland meilenweit entfernt, obwohl mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen wie Klimawandel und Mobilitätswende dem Fußverkehr eine entscheidende Rolle zuteil werden wird. Aber es bewegt sich was – zumindest in den Städten Braunschweig, Erfurt, Flensburg, Meißen und Wiesbaden, wo mit dem Projekt „Gut gehen lassen“ das Zufußgehen gefördert wird. Außerdem wurde ein Fußverkehrspreis ausgelobt, der in diesem Jahr erstmals an Städte und Gemeinden vergeben werden soll.
Integrieren wir also das Gehen als eine Selbstverständlichkeit in unseren Alltag und vertrauen dem Schriftsteller Johann Gottfried Seume, dem bereits im 18. Jh. eines klar war: „Es würde alles besser gehen, wenn man mehr ging.“ Ob Sie unserem Autor Jarle Sänger auf kurzen Runden durch den Schwäbischen Wald folgen, mich bei einer mehrtägigen Tour auf dem Perlenweg durch Südtirol begleiten oder sich uns bei der Durchquerung Deutschlands anschließen – jeder Schritt zählt! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erfrischendes und genussvolles Gehen – hier und draußen.
Ihr Wandermagazin-Chefredakteur,
Thorsten Hoyer