Die Schönheit des Rotkohls und andere Argumente
An theoretischen Begründungen für sein Tun mangelt es dem Guerrilla-Gärtner nicht. Das beginnt mit dem Gedanken, für den Ort, an dem man lebt, Verantwortung zu übernehmen, und setzt sich fort in der Idee, den Garten auch jenseits des Gartenzauns zu leben. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt der Spaß-Faktor: erstens findet Weppelmann Rotkohl auf einer ästhetischen Ebene einfach schön, zweitens freut er sich jedesmal diebisch, wenn er vom Eiscafé aus einen Autofahrer mit offenem Mund auf eine mit Rotkohl bedeckte Verkehrsinsel starren sieht.
Gärtner aus Leidenschaft
Wilm Weppelmann ist Künstler und Gärtner aus Leidenschaft. Die Grenzen zwischen beiden Tätigkeitsfeldern sind in diesem Fall nicht zu bestimmen. Man kann sagen, sie wurden ausgefranst, um dann neu ineinander verwoben zu werden. Wilm Weppelmann ist kein Mann der binären Oppositionen. Wenn es zwei Möglichkeiten gibt, entscheidet er sich konsequent für die dritte. Damit soll nun nicht gesagt werden, Weppelmann sei einer von denen, die immer nur machen, was ihnen gerade in den Kopf kommt. Mitnichten! Der Mann ist ein Typ, der arbeitet. Ob dahinter bodenständige Zielstrebigkeit steckt, ein gewisser Ingrimm oder beides, lässt sich auf Anhieb nicht unterscheiden. Tatsache ist, dass Weppelmann in seinem ersten Jahr als Schrebergartenbesitzer etwa 1.000 Stunden Arbeit in das verwilderte Fleckchen Land steckte, von dem er sagt, es habe ihn gefunden.
Aus diesen 1.000 Stunden Hingabe an den Garten erwuchs ihm nicht nur tiefer Respekt aus den Nachbarparzellen, der ihn schließlich in die verantwortungsvolle Position des Vorsitzenden der Schrebergartenkolonie katapultierte, sondern auch ein zunächst diffuses Ideenkonglomerat, das schließlich als Freie Gartenakademie Gestalt annahm und über die Grenzen von Münster hinaus bekannt wurde. ...