Nervende Dudelmusik. Verkehrslärm. Fluglärm. Lärm, diese akustische Umweltverschmutzung, scheint in unserem Alltag allgegenwärtig. Und jetzt diese – na ja, fast schon heilige Stille. Einfach wunderbar.

Wir waren mit Schneeschuhen unterwegs, über verschneite Wiesen und durch Nadelwälder, hin zu einer einsamen Hochalm. Wir stapften behutsam durch den Schnee – es war, als würde man den Puls des Winters spüren, die Idylle tief im Innersten erleben und aufnehmen. Auf sanfte Art aktiv sein. Die Gedanken neu lenken. Sich selbst intensiv spüren. Körper, Geist und Seele in Einklang bringen. Zur eigenen Mitte zurückfinden – Schneeschuhlaufen kann wie ein Ganzkörpertraining auf leisen Sohlen sein, bei dem wir bestens abschalten können. Wir kommen zur Ruhe. Geist und Seele können regenerieren.
Wir waren im Plaudertempo unterwegs. Aber irgendwann war nur noch Schweigen im Walde. Was für eine seltene Erfahrung, inmitten dieser stillen Bergwelt die Natur zu spüren – auch die eigene Natur. Da kann einem schon mal aus der Schulzeit der gute alte Goethe einfallen und sein ruhiges Versmaß: »Über allen Gipfeln ist Ruh;/ in allen Wipfeln spürest du/ kaum einen Hauch.«

Ach, diese Stille. Mit Stille muss keineswegs eine sterile Geräuschlosigkeit gemeint sein, sondern vielmehr jene Stille der Natur, die durchaus ein paar beruhigende Geräuschen zulässt: Das Plätschern eines Bachs, im Frühjahr der Singsang von Vögeln, jetzt im Winter das Rauschen des Windes. All das sind einfach natürliche Geräusche und keine künstlichen Lärmquellen.Gerade hatte die blaue Stunde begonnen. In dieser Zeit zwischen Sonnenuntergang und Dämmerung ticken die Uhren irgendwie langsamer. Nach der Schneeschuhtour in der Lobby unseres Hotels. Da draußen spannte sich ein klarer, tiefblauer Himmel über schneebedeckte Wiesen und schwarze Wälder. Durch die großen Fensterfronten schienen die Grenzen zwischen innen und außen zu verschwimmen. Es sah nach einer kalten Nacht aus. Ich ließ mich vom Kaminfeuer beruhigen. Legte dann und wann einen Scheit nach. Schaute in mein Buch. Schaute hinaus. Erlebte friedliche Momente, eine stille, lange halbe Stunde.

Zu unserer Umwelt gehören natürlich auch Geräusche. Die müssen sein, weil der Mensch so Gefahren erkennt, Informationen erhält und Tätigkeiten kontrolliert. Doch Geräusche werden schnell als Lärm empfunden, wenn sie belästigen, stören, allzu eindringlich und dauerhaft sind.

»Lärm macht krank!«, diagnostizierte die Ärzte Zeitung. Nicht nur unsere Ohren leiden, auch Körper und Seele reagieren auf den Stress durch zu viel Lärm: Erhöhter Blutdruck, Herzinfarkt, Magengeschwüre, Schlafstörungen und Depressionen – dies sind nur einige der möglichen Folgen.

Lärm ist längst zur Geisel Nummer eins in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft geworden. Alarmierende Zahlen: Der Lärmpegel in deutschen Städten hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Und diese Entwicklung setzt sich fort:

  • Zwei Drittel der Deutschen fühlen sich von Straßenlärm, knapp die Hälfte durch Fluglärm und ein Viertel durch Schienenlärm erheblich belästigt.
  • Jeder vierte männliche Deutsche im Alter von 14 bis 25 Jahren hat einen Gehörschaden.
  • 20 Prozent der Bevölkerung geben an, nachts regelmäßig schlecht zu schlafen, weil es zu laut sei.
  • 16 Prozent leben konstant mit einem Lärmpegel, der ein erhöhtes Herzinfarktrisiko birgt.


Stille kann heilen. Weltweite Studien zeigen, dass tägliche Rituale wie Meditation, Yoga, Tai-Chi oder Qi-Gong den gängigen Zivilisationskrankheiten (Bluthochdruck, Spannungskopfschmerz, Reizmagen oder Nervosität) vorbeugen. Viele Stresssymptome können in kontemplativer Ruhe gemindert und gelindert werden. Inzwischen fördern viele Krankenkassen spezielle Kurse zur Präventation, weil so kostenintensive Krankheiten verhindert werden können.
Immer mehr Menschen spüren inzwischen, dass sie mehr Ruhe in ihr Leben bringen sollten. Sie sehnen sich nach besinnlichen Momenten. »Entschleunigung« und »Work-Life-Balance« sind zu populären Begriffen geworden. ...