Wandern in Schleswig-Holstein? Ein Schelm, der da meint, das sei doch ein Widerspruch. Fünf Naturparks kann das Bundesland zwischen den Meeren vorzeigen. Ein Tourenvorschlag entführt in den Dänischen Wohld, einer zur Lübecker Bucht. Dem Naturpark Holsteinische Schweiz sind zwei der gescouteten Tourenvorschläge gewidmet. Vor gerade mal erst 10.000 Jahren türmten sich an den schmelzenden Gletscherzungen Geröllmassen. Was sich hier hundertfach zu ansehnlichen Bergen anhäufte, hobelten und schürften die kilometerhohen skandinavischen Gletscher in zäher Kleinarbeit an anderer Stelle wieder aus. Der Große Plöner See, das Herzstück des Naturparks Holsteinische Schweiz, kommt dank der eiszeitlichen Geburtshelfer auf 30 Quadratkilometer Oberfläche und eine Tiefe von bis zu 58 Metern!
Weimar des Nordens
200 Seen und mindestens ebenso viele Berge prägen die Holsteinische Schweiz. Die Hügel der Endmoränenzüge erlauben traumhafte Ausblicke auf die Natur und Einblicke in deren Entstehungsgeschichte. Ein Glücksfall für Wanderer. Herausragende kulturelle Kleinode sind der heilklimatische Kurort Bad Malente und Eutin, die ehemalige Residenz der Fürstbischöfe und Bischöfe von Lübeck. Der Name Eutin ist slawischer Herkunft. Der Slawenstamm der Obotriten gründete im 7. und 8. Jh. auf der Fasaneninsel im Großen Eutiner See eine Burg. Johann Gottfried Herder kam 1770 und begleitete den Eutiner Erbprinzen Peter Friedrich Wilhelm als Reiseprediger. Zwischen 1776 und 1829 erlebte Eutin eine kulturelle Blüte. Der Sturm-und-Drang-Lyriker Friedrich Leopold zu Stolberg, der Dichter und Homer-Übersetzer Johann Heinrich Voß, der Dramatiker Heinrich Wilhelm von Gerstenberg, der Philosoph Friedrich Heinrich Jacobi und andere bekannte Schriftsteller lebten in Eutin. Als Eutiner Kreis erlangte die Künstlerriege internationale Bedeutung. Matthias Claudius, Friedrich Gottlieb Klopstock, Wilhelm von Humboldt sowie andere bedeutende Persönlichkeiten kamen nach Eutin und suchten den Gedankenaustausch. Carl Maria von Weber, ein berühmter Komponist, wurde 1786 hier geboren. Auch der Goethe-Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein lebte und wirkte in der Stadt. Verständlich, dass man Eutin das Weimar des Nordens nannte.
Melancholische Schwentine
Mit 62 km ist die Schwentine einer der längsten Flüsse Schleswig-Holsteins. Der Name ist slawischen Ursprunges. Sventana, was soviel wie die Heilige bedeutet, ein treffender Name für die melancholisch mäandernde Flussdame, die am Bungsberg entspringt und 16 der Seen in der Holsteinischen Schweiz durchfließt, bevor sie in Kiel in die Ostsee mündet. Sie fließt durch die Orte Eutin, Bad Malente, Plön, Preetz, Schwentinental und Kiel. Eine Landschaftsgestalterin, eine Steilvorlage für herrliche Wander- und vor allen Dingen für Wasserwandererlebnisse. Der Schwentine-Wasserwanderweg ist 55 km lang. Kellersee, Rosensee und Großer Plöner See sind weitere Wasserwanderreviere mit Kanuverleihstationen. Viele Touren eignen sich auch für Anfänger. Während ein dichtes Wegenetz die Holsteinische Schweiz, aber auch die Naturparke Westensee, Aukrug, Hüttener Berge und Lauenburgische Seen durchzieht, führen die Europäischen Fernwanderwege E 1 (Nordkap – Sizilien) und E 6 (Finnland – Türkei) auf identischer Trasse von Flensburg über Eckernförde, Kiel, Plön, Eutin und Neustadt in Holstein nach Lübeck. In Neustadt stößt sogar der Europäische Fernwanderwege E 9 (Frankreich – Polen) dazu. Kein Wunder, dass die Wegeprominenz sowohl den Dänischen Wohld als auch den Naturpark Holsteinische Schweiz berührt. ...