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„Das erste, was ich mir gekauft hab‘, war ein Tintenkiller!“, erinnert sich Silke Widmann an den 12. November 1989. Aufgewachsen in einem Dorf nahe der thüringisch-bayerischen Grenze bei Saalfeld konnte die damals 16-Jährige an diesem Tag zum ersten Mal Westdeutschland betreten. Aus einem völlig überfüllten Zug stieg sie am Bahnhof Ludwigsstadt aus, holte das Begrüßungsgeld ab und kaufte sich ihren ersten Tintenkiller.
Silke Widmann erzählt den Wanderern ihre Geschichte am Waldrand oberhalb von Probstzella. Dafür muss sie aber nicht den ganzen Tag im ehemaligen Todesstreifen auf Wanderer warten – nein, ihre Geschichte kann jeder hören, der zum Beispiel ein Handy bei seiner Wanderung zur Thüringer Warte dabei hat. Die Infotafel „Grenzöffnung 1989“ zeigt dafür eine Telefonnummer an – wer sie wählt, hört erst eine Sprecherstimme und bald darauf Silke Widmann. Sie ist eine der interessanten Zeitzeugen, die für fünf so genannte „Audio-Touren“ in den Naturparken Frankenwald, Thüringer Wald und Schiefergebirge zum Leben mit der Mauer befragt wurden. Ihre Erlebnisse sind zu zwei- bis dreiminütigen Hörbeiträgen zusammengestellt worden, auf die während der Audio-Touren an markanten Stellen hingewiesen wird.

Natur satt

Aber nicht nur Geschichten zum Mauerfall vor 20 Jahren erwarten den Wanderer, auch sehr informative Beiträge zur Natur im Bereich des ehemaligen Todesstreifens, der heute „Grünes Band“ heißt. Im Schatten der Mauer entstanden Rückzugsgebiete für seltene Tier- und Pflanzenarten, die sich als fast 1.400 Kilometer lange Natur-Schneise durch Deutschland zieht. Sehr bald nach der Maueröffnung begannen Naturschutzverbände diese einzigartige Biotopkette zu erhalten. Die Idee des Grünen Bandes war geboren. Besonders anschaulich wird das Grüne Band im Frühjahr beim Blick von der Aussichtsplattform der Thüringer Warte, zu der gleich zwei Audio-Touren führen. Vor allem bei Sonnenschein sieht man dann den hellgrün leuchtenden Streifen aus Laubbäumen und Büschen mitten durch dunkle Fichtenwälder laufen. Besonders schnell wachsende, saftig grüne Pionierpflanzen wie Birken erobern die ehemals künstlich offen gehaltenen Freiflächen zurück. Die Audio-Tour „Vom Loquitztal zur Märchenburg“ führt aber nicht nur zur Thüringer Warte, von der man auch eine gute Aussicht auf die typischen, tief eingeschnittenen Täler des Thüringer Schiefergebirges hat. An Bärwurz-Wiesen mit Rotschwingel, Perücken-Flockenblume oder Zierlichem Labkraut geht es vorbei zur Burg Lauenstein. Auf der Audio-Tour „Vom Märchenschloss ins Libellen-Paradies“ geht es westlich von Kronach durch die zum Naturschutzgebiet erklärten schönen Föritzauen. Dank der abgeschiedenen Lage beiderseits der innerdeutschen Grenze haben Bachmuscheln, Eisvögel, Sumpfschrecken und Grüne Keiljungfer dort einen geschützten Lebensraum gefunden. Über grasbewachsene Wege geht es vom Wasserschloss in Mitwitz zu naturnahen Teichen mit Libellenarten wie der Kleinen Moosjungfer, weiten Feldern mit Kornblumenrändern und dem mittlerweile vielerorts stark zugewachsenen Grenzstreifen, auf dem nur noch an einigen Stellen die ehemals charakteristischen Sandtrockenrasen mit Bergsandglöckchen und Silbergras sowie Heideflächen zu sehen sind. ...

 


Weitere Informationen unter ☛ www.frankenwald-tourismus.dewww.thueringer-wald.com