Aussichtsreiche Almen mit alten Tiroler Höfen
Wenige Minuten nach dem Verlassen des Bahnhofes von Hopfgarten sind wir auf einem Waldweg neben der rauschenden Brixentaler Ache. Dann steigen wir bedächtig neben einem Seitenbach hoch und erreichen bald die weiten Wiesenflächen des Penningberges. Wir sind hier etwas abseits von dem touristisch stärker erschlossenen Hopfgarten, das uns mit seiner mächtigen Rokokokirche von 1760 mehrfach grüßt. Die prächtigen Höfe an der Wanderroute dienen hier am Penningberg sicher noch mehr der Landwirtschaft als dem Fremdenverkehr. Es fallen uns auch die Abgrenzungen der Weidegebiete auf. Statt der heute weit verbreiteten Elektrozäune bilden Holzpfosten, die mit Brettern verbunden sind und dicht stehende Sträucher eine natürlichere Grenze. Obgleich der Juli erst begonnen hat, sind die Vogelbeeren bereits orange gefärbt, die Beeren des Traubenholunders leuchtend rot und die Holzvorräte an den Höfen aufgefüllt. Auf dem Wiesenweg vor Penningdörfl bietet sich uns ein großartiges Panorama vom Scheffauer Kaiser über die Hohe Salve, den Fleiding und das Brechhorn bis zu den Kelchsauer Bergen. Nach den besonders schönen Höfen von Ebenthann wandern wir gemütlich auf der wenig befahrenen Straße nach Niederau, das sich zwischen Wiesen und bewaldeten Bergen anmutig ausbreitet. Mit dem Gefühl, für die große Tour am nächsten Tag gut eingelaufen zu sein, suchen wir uns in der Ortsmitte bei der Kirche eine Unterkunft für die Nacht.
Die Überschreitung des Feldalphorns
Am nächsten Morgen genehmigen wir uns die Fahrt mit der Kabinenbahn auf das Markbachjoch. Trotz dieser Hilfe haben wir eine beachtliche Tour vor uns, die den Tag völlig ausfüllt. Wir wandern zunächst leicht ohne große Steigungen über die weiten Mattenflächen der Brixentaler Holzalm mit dem Blick auf unser recht imposantes Feldalphorn. Nach der Kapelle an der Horler Stiege wird es steiler, bis wir auf einem Höhenrücken angelangen. Hier erfreuen wir uns an dem Ausblick zur Hohen Salve, an der hellblauen Bärtigen Glockenblume, dem Wollgras mit seinen weißen Haarbüscheln und dem purpurroten Ungarischen Enzian, die hier im Sommer blühen. Der letzte Aufstieg erfordert dann nochmals viel Kraft und vorsichtiges Gehen, aber am Gipfelkreuz des Feldalphorns sind alle Mühen vergessen, und wir genießen den Rundblick, wobei der Wilde Kaiser besonders eindrucksvoll ist.
Durch die waldreiche Kelchsau
Bereits 902 wird das Jagdrevier Kelchsau urkundlich erwähnt. An der Stelle des heutigen Gasthauses Fuchs stand zunächst ein königlicher Jagdturm, im 14. Jahrhundert ein Jagdhof. Im 17. Jahrhundert wird als Besitzer ein Freiherr Sigmund Fuchs genannt, und seit dem 18. Jahrhundert steht hier ein Gasthof. Das urgemütliche Haus im Tiroler Stil besitzt Fremdenzimmer mit allem Komfort. Schon beim Abstieg vom Feldalphorn und auf unserer Wanderung zur Neuen Bamberger Hütte erhalten wir eine Vorstellung von den ausgedehnten Wäldern der Kelchsau, die von Bächen mit kristallklarem Wasser durchflossen werden. Je mehr wir uns der Schutzhütte nähern, desto stärker tritt der Wald zurück und der Blick auf die umgebenden Gipfel wird frei. Die Wildalpenseen oberhalb der Hütte glänzen wie Perlen, die in die Hänge des Schafsiedels eingefügt sind. Sie liegen etwas abseits der Route, aber wir nehmen uns nach dem Aufstieg die Zeit zu einem Besuch.
Der große Übergang über das Salzachjoch von Tirol nach Salzburg
Auf dem Weg von der Neuen Bamberger Hütte zum Salzachjoch sehen wir über den höchsten Almen ein riesiges Mattengelände mit Zwergsträuchern, Gräsern und Kräutern, das nur im Gipfelbereich etwas felsiger wird. Der Weg ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Geradezu märchenhaft im Juni, wenn die Alpenrosen blühen, aber auch im Juli, wenn die Wollgräser einen zarten weißen Schleier über die Matten legen und natürlich im Herbst, wenn unter dem blauen Himmel sich eine wahre Farbenpracht entfaltet. Am Salzachjoch geht dann der Blick in die Ferne. Nach Norden zum Felsenkamm des Wilden Kaisers und im Süden zu den berühmten Gipfeln der Zillertaler Alpen, zur Wildgerlos-spitze, Reichenspitze und Wildkarspitze. Aber auch die kleine Kapelle hier oben mit den vielen Zeugnissen eines tiefen Glaubens beeindruckt uns sehr. Wir denken an die Worte des großen Bergsteigers Julius Kugy, der einmal gesagt hat: "Man muß in den Bergen nicht immer einen Gipfel erreichen, man wird auch so genug der Freuden mit nach Hause bringen." Dann wandern wir sehr beschwingt mit dem Lauf der Salzach talauswärts, immer wieder den großartigen Blick auf die Zentralalpen vor uns. Der Salzachsteig mit seinem steilen Abstieg, einer luftigen Brücke und einem schweißtreibenden Aufstieg fordert uns nochmals heraus, bringt uns aber schließlich zum Hotel Ursprung unmittelbar neben der Bushaltestelle. Als wir dann auf der Terrasse sitzen, die Höhepunkte unserer Tour nochmals passieren lassen und im Anblick der mit Eis und Schnee bedeckten Gipfel der Zillertaler Alpen unser wohlverdientes Bier trinken, kommt unweigerlich die Frage auf: "Wo kann es schöner sein?"
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Eine Überquerung der Kitzbüheler Alpen.pdf (356 KB)