Bereits Linné kannte die Pflanze und bezeichnete sie als Tulipa sylvestris. Aus einer Zwiebel wachsen wenige schmale, grasartige Blätter mit parallel verlaufenden Adern und ein Stängel, der oben meistens etwas gebogen ist. Dieser trägt eine Blüte mit sechs gelben Perigonblättern, sechs Staubblättern und eine Fruchtkapsel. Auf Grund dieser Merkmale gehört die Wild-Tulpe, wie die Schachbrettblume und die Feuerlilie zur Familie der Liliengewächse. Die um Mitte April blühende Tulpe vermehrt sich weniger durch Samen als durch Zwiebeln, die sich an Ausläufern bilden.
Herkunft und Verbreitung
Die Wild-Tulpe stammt aus den Mittelmeerländern und wurde im 17. Jh. in anderen Gebieten Europas vor allem um Klöster und Schlösser gepflanzt. Bald ist sie verwildert und hat sich über weite Gebiete ausgebreitet. In Deutschland findet man sie in den Flusstälern des Hohenloher Landes im Bereich von Weinbergen, besonders wenn diese inzwischen aufgelassen sind, weshalb auch der Name Weinberg-Tulpe verbreitet ist. Ein ausgedehnter Standort befindet sich auch in Bayern am Steigerwald Panoramaweg bei Castell, wo jährlich ein Tulpenfest stattfindet.
Eine geschützte Rarität
Das Vorkommen der gegen Herbizide empfindlichen Wild-Tulpe ist gegenwärtig rückläufig, nicht zuletzt aufgrund der Gefährung ihrer Biotope durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Die Pflanze gehört im Frühling zum schönsten Schmuck unserer Landschaft, wo sie je nach Lage Ende April oder Anfang Mai blüht. Die Wild-Tulpe wurde 1983 von der Loki Schmidt Stiftung zur Pflanze des Jahres gewählt. Sie ist nach der Bundesartenschutzverordnung mit Gefährdungsgrad 3 geschützt, was bedeutet, dass sie vom Aussterben bedroht ist.
Weitere botanische Raritäten am Weg
Die Weinbergs-Traubenhyazinthe begleitet die Wild-Tulpen im Weinberg oberhalb von Niederstetten. Die dicht stehenden schwarzblau gefärbten und glockenförmigen Blüten stehen nahe am Stängel. Die Pflanze mit dem Namen Muscari neglectum ist infolge des Weinbaus aus dem Mittelmeergebiet nach Deutschland eingewandert. Sie ist ebenfalls gesetzlich geschützt mit
Gefährdungsgrad 3.
Unsere Exkursion zu den Wild-Tulpen bei Niederstetten führt auch zu einem Standort der so genannten Gewöhnlichen Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) mit großen violetten Blüten. Die auf kalkhaltigen Magerrasen gar nicht so seltene Pflanze ist ebenfalls geschützt. Sie öffnet ihre Blüten kurz vor der Wild-Tulpe, bleibt aber oft bis zur Blüte der Wild-Tulpe noch in gutem Zustand.
Tourentipp: Wild-Tulpen im Vorbachtal
Wanderzeit: 4 Std. (Tageswanderung)
Länge: 13,9 km
Anstiege: 312 m Anstiege, 221 m Abstiege
Start/Ziel: Weikersheim/Niederstetten
Markierung: Grüner Baum, roter Balken (HW3 Baden Württemberg) und Beschreibung
An- und Abreise PKW: 97990 Weikersheim, Rückreise zum Ausgangspunkt mit DB
ÖPNV: DB-Strecke 788 Wertheim–Crailsheim
Wegbeschreibung: Am Bahnhof Weikersheim zunächst an der Bahnlinie entlang, dann durch die Waldgebiete Kapellberg und Bergholz zur Bergkirche. Dann an einer Wiese mit Küchenschellen vorbei über die K2857 und um sich ins Vorbachtal erstreckende Seitentäler. Der Weg führt durch das Flurgebiet Hundsrücken, später an Wiesen, Hecken und Obstbäumen vorbei zur K2856. Hier kurz nach links, dann rechts ab auf einen Fahrweg, anschließend links auf einen geschotterten Weg. Von diesem rechts und im Rechtsbogen am Hang entlang und an zwei Hütten vorbei. An der nächsten Hütte links am Weg erreicht man die Stelle, wo sich rechts am Hang die Weinberg-Tulpen befinden. Nach der Besichtigung geradeaus weiter und zu einem Radweg. Auf diesem links abwärts zu einer Straße und wieder links zu einer Kreuzung. Scharf rechts, dann über eine weitere Kreuzung und an der nächsten Gabelung links zur Frickentaler Str. (L1020). Auf dieser links, durch eine Unterführung und in die Ortsmitte von Niederstetten zum Abzweig der Bahnhofstraße nach links und zum Bahnhof. Zur Einkehr in die Ortsmitte geht es kurz geradeaus und dann rechts in die Sammtgasse, die zum Marktplatz führt.
Karte:
Wanderkarte 1:35.000 Bad Mergentheim Tauberbischofsheim, LGL Baden Württemberg, 2009, ISBN 978-3-89021-776-5, 5,20 Euro
Info: Kulturamt Niederstetten,
Events & Tourismus
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Dieser Beitrag erschien in der Wandermagazin-Ausgabe 193 (März/April 2017)