Heranwachsen – Abschied vom Wandern:

Das Heranwachsen vom Kind zum Jugendlichen und zum jungen Erwachsenen führt erwartungsgemäß zu einer starken Abnahme der Wanderaktivitäten. Im Gegensatz zur parallel hinterfragten Wanderneigung, die erst bei Studierenden wieder einen kräftigen Aufschwung erfährt, setzt sich der Rückgang der tatsächlichen Wanderaktivität bis in den studentischen Alltag fort. 47 % der Befragten gaben an, in ihrer Kindheit viel gewandert zu sein, im Jugendalter taten das noch 20% und im Studium nur noch 7%. Gleichzeitig erhöhat sich die Zahl der Wenigwanderer von 10% über 28% auf 53%.

Dorfkinder wandern mehr:

Erstaunlich ist die Erkenntnis, dass Dorfkinder zwar mehr wandern, dieser Erfahrungs- und Erinnerungsschatz aber mit zunehmendem Alter fast völlig verloren geht. Im Klartext: Bei Jugendlichen spielt die Wohnlage keine erkennbare Rolle mehr dafür, dass man wandern geht. Bis zum Erwachsenenstatus erscheint der Vorsprung dörflicher Kindheit aufgebraucht und erweist sich als folgenlos. Bemerkenswert ist, dass die Wanderneigung („Ich wandere gerne“ bzw. „Ich wandere ungerne“) bei Studierenden, unabhängig von der Wohnlage der Kindheit, signifikant hoch bleibt, sich also Wunsch und Wirklichkeit extrem auseinander entwickeln. Untersuchungen bei Hochschulabsolventen deuten allerdings auf eine rasche Annäherung von Neigung und Aktivität nach Ende des Studiums mit Aufnahme des Berufes hin. Insofern ist die Neigung nicht ganz belanglos.

 

Kindliche Vielwanderer unterscheiden sich:

Wenn man hingegen die Aktivitätsquote mitberücksichtigt, so die Forscher aus Marburg, dann verbessere sich mittel- und langfristig die Bilanz. Die Aktivitätsquote der kindlichen Vielwanderer sinkt auch als Jugendliche nicht unter 40% und liegt damit zweimal höher als beim Durchschnitt. Wer auch als Jugendlicher zu den Vielwanderern gehört, der bleibt seinem Hobby signifikant häufiger treu. Überhaupt: Das jugendliche Wanderverhalten hat einen stärkeren Einfluss auf die spätere Wanderkarriere als die Wanderaktivät in der Kindheit. Je früher und je länger man dem Wandern treu bleibt, desto mehr ist man dem Wandern auch mental zugetan. Wer also glaubt, kindliche und jugendliche Wandererfahrungen würden die Freude am späteren Wandergenuss verderben, der irrt. Beim Wandern gilt: Früh übt sich, wer ein Meister – oder besser – ein Genießer werden will.

* Profilstudie Wandern 2007, Natur und Bewegung, Studentische Vorgaben für die Wandertrends von morgen, Dr. Rainer Brämer, Marburg 2007 (Reihe: WanderWelt, Studien zum sanften Natursport)