Outdoor-Produkte sind pflegeleicht. Das wird häufig und gerne kolportiert und ist auch einfach nachzuvollziehen, sind doch die meisten Produkte aus synthetischen Fasern hergestellt. Diese müssen zwar genauso gewaschen werden wie Baumwolle, haben aber den Vorteil, dass sie viel schneller trocknen – meist über Nacht – und dann nicht gebügelt werden müssen, damit man nicht aussieht wie eine alte Zeitung.

Darüber hinaus gibt es Produkte, die mit so genannten „Ausrüstungen“ oder „Finishes“ versehen sind und dadurch einen aktiven Schmutzschutz erhalten. Dahinter verbergen sich Oberflächenbehandlungen, die verhindern sollen, dass Schmutz in die Faser eindringt. Von der Oberfläche lässt er sich dann meist mit etwas Wasser schnell und unproblematisch abwischen – ganz ohne Vollwäsche.

„Stain-Protection Technologies“ (Schmutzschutz-Technologien) sind keine neuen Erfindungen, aber die neuen Technologien um den Schmutzschutz sind so innovativ, dass in den Markt Bewegung gekommen ist. Die neuesten Materialien werden schon als die „beste Anti-Schmutz Innovation seit der Erfindung des Waschpulvers und der Waschmaschine“ bezeichnet. Kaffee, Rotwein, Ketschup, Honig, Grasflecken, Cola oder gar Blut lassen sich unproblematisch entfernen. Da sieht dann die Trekkinghose nach einer Zweiwochentour vielleicht noch genauso aus wie am ersten Tag.

Evolution der Schmutzschutz-Technologien

Vor etwa 30 Jahren begann die Geschichte des Schutzes der Bekleidung gegen Schmutz. Die Markennamen der Anfangsphase waren die gleichen wie heute: Scotchguard® von 3M, Visa® von Milliken & Company oder Teflon® von DuPont/Invista.

In der ersten Phase konnte Verunreinigung nicht verhindert werden. Schmutz drang in das Material ein und erst mit einer Wäsche löste er sich aus dem Material heraus („Stain-Release-Technology“). Hersteller und Verbraucher waren lange der Meinung, die Möglichkeit des Herauswaschens von Schmutz sei einfach das maximal Mögliche.

Mit der Erfindung der Mikrofaser änderte sich das, denn Flüssigkeiten bildeten nun Tropfen auf dem Material und konnten ablaufen wie das Quecksilber eines Thermometers. Allerdings dominierte gerade bei Hosen der Einsatz von Baumwolle und Canvas. Mikrofasern ließen sich aber nur mit Polyester herstellen.

Mit der Erfindung der Mikrofaser änderte sich das, denn Flüssigkeiten bildeten nun Tropfen auf dem Material und konnten ablaufen wie das Quecksilber eines Thermometers. Allerdings dominierte gerade bei Hosen der Einsatz von Baumwolle und Canvas. Mikrofasern ließen sich aber nur mit Polyester herstellen.

Der nächste Fortschritt beim Schmutzschutz erfolgte in den späten 90er Jahren. Schmutzabweisende Ausrüstungen („Stain-Repel Fabrics“) verhinderten ein Eindringen von bestimmten Schmutzarten, vor allem solchen, die wasserlöslich waren. Allerdings war das höchstens die „halbe Miete“. Öle und Fette drangen weiterhin in das Material ein und hinterließen auch nach dem Waschen häufig Ränder und Verfärbungen. Das Problem war, dass sich hier die Funktionen gegenseitig ausschlossen. Das Material konnte wasserlöslichen Schmutz an der Oberfläche halten und abweisen, doch dann blieben auch die wasserlöslichen Waschmittel außen vor und konnten eingedrungene Öle nicht lösen.

Der jüngste Innovations- und Technologieschub beim Schmutzschutz löst auch dieses Problem. Die neuen Materialien lösen einerseits ölige Flecken aus dem Gewebe, sind aber gleichzeitig abweisend gegen wasserlösliche Flecke („Dual-Action Stain Repel-And-Release Technology“).

Neue Dimension: Nano-Technologie

Galt die Mikroebene der Mikrofaser bereits als unglaublich klein, so ist der nächste Innovationsschritt eigentlich unvorstellbar. In der Nano-Technologie wird mit Partikeln gearbeitet, die nur den Millionstel Teil eines Millimeters messen. Wissenschaftler hatten entdeckt, dass bestimmte Pflanzenblätter oder Insektenflügel immer sauber blieben, weil Schmutz und Wasser nicht an der strukturierten Oberfläche haften bleiben konnten – entgegen der alten Annahme, dass glatte Flächen Schmutz besser ableiten konnten als unebene. Mit der Nano-Technologie werden solche strukturierte Flächen (ein Erfolg der neuen Disziplin Bionik) nachgeahmt. Dieser „Lotus-Blüten-Effekt“ sorgt für einen perfekten Antihafteffekt mit reinigender Wirkung. Und das Gute daran: Die Nanostruktur ist in die Faser dauerhaft integriert. Sie geht durch Waschen nicht verloren und leidet selbst unter Reibung nicht. Nano-Produkte gibt es bei Bekleidung in unterschiedlichen Funktionen. NanoSphere von Schoeller® sowie NanoPel und NanoDry von Burlington® bieten Schutz gegenüber Nässe und Schmutz. Selbst fieseste Schmutzfinken wie klebriger Honig, fettige Öle, dünnflüssiges Blut oder matschiges Ketschup hinterlassen auf Nano-Textilien keine Flecken oder Ränder. Dabei bedarf es nicht mehr als kaltes Wasser, um sie zu entfernen. Nano wird auch zunehmend als „Wicking“-Verstärker eingesetzt, also als Ausrüstung in der Faser, die den Feuchtigkeitstransport beschleunigt und, als Nebenwirkung, Schweißgerüche unterbindet. Schutz gegenüber Gerüchen bieten übrigens auch natürliche Fasern. Bei hochwertiger Merinowolle stößt die gedrehte Schuppen- und Fibrillenkonstruktion der Wollfaser die stinkenden Bakterien immer wieder ab. Deshalb sagt man der Wolle ja auch einen selbstreinigenden Effekt nach. Auch die neue Cocona-Faser auf der Basis aktivierter Kohlefasern aus dem Grundstoff Kokosnuss kann Gerüche gut aufnehmen und sich nach normalem Waschen wieder entladen, egal, wie oft die Faser gereinigt wird.

 

Sauber – von Anfang an

Wenn es um Sauberkeit von Outdoor-Ausrüstung und Bekleidung geht, geht es auch zunehmend um eine saubere Produktion. Die Fragen nach dem Energieverbrauch in der Produktion, eventuell entstehenden Giftstoffen und schwer abbaubaren Materialkombinationen nehmen immer stärker zu. Ausdruck dessen sind verstärkt auftretende Naturfasern aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus, Kokosnuss, Mais, Merinowolle oder organischer Baumwolle. Nach jahrelangem Stillstand, ist auch Bewegung in den Markt von recycelten Materialien eingekehrt. Vor allem aus alten PET oder Polyester lassen sich inzwischen Fasern spinnen, die in Weichheit (bei Fleece) oder Robustheit (bei Jackenoberstoffen) dem energieaufwendigen und rohölabhängigen „neuen Polyester“ in nichts nachstehen. Selbst die Wiederverwertung von Polyester ist unterdessen soweit, dass hochwertige Funktionsbekleidung aus altem Polyester machbar ist – also ein echter Kreislauf entsteht.

Downloads

produkttests_134.pdf (497 KB)

Hersteller Schmutzschutz.pdf (86 KB)