Qualitätsoffensive Saar-Wanderland
„Hauptsach gudd gess ...", lautet das saarländische Lebensmotto. Die beiden Männer haben gut lachen, denn auch der zweite Teil der Philosophie, „... geschafft hann mir schnell!", trifft auf die hiesige Touristik zu. Mit viel persönlichem Engagement, Mut, Zielstrebigkeit und Ideenreichtum sind bei der Qualitätsoffensive „Saar-Wanderland" in 18 Monaten einzigartige Premiumwanderwege entstanden: Tafel- und Extratouren, gesiegelt vom Deutschen Wanderinstitut. Klaus Wallach, Projektleiter bei der Tourismus Zentrale Saarland, freut sich, daß seine Vorarbeit nun Früchte trägt. Ideen werden aufgegriffen, Konzepte erweitert und umgesetzt. Innovative Konzepte halfen bei der Ausführung: 20 arbeitslose Jugendliche ohne Berufsausbildung schnitten unter Anleitung Felsen frei, fällten Bäume, überbrückten Bachläufe mit Holzstegen und Trittsteinen, installierten Seilgeländer und markierten die Wege. Geschwungene Sinnenbänke auf atemberaubenden Aussichtsbalkonen laden zum Verweilen ein. Schmale Pfade, Erd- und Wiesenwege sind das Band, das die einzelnen Landschaftselemente zu einem schmucken Wandererlebnis verbindet. Aus einer Vision konnte Realität werden, da alle Beteiligten an einem Strang zogen. Auch die einheimische Bevölkerung ist stolz auf das Erreichte. Belohnt wird die Region mit viel Anerkennung und explodierenden Besucherzahlen. Die Auszeichnung „Prädikatswanderweg des Jahres" und die Pilotveranstaltung der neuen „WanderFestivals" sind die Konsequenzen solcher Bemühungen.
Eine dieser Wander-Perlen hat sich durch die Verbindung von Premium-Wandern und Spitzen-Küche den Titel „Tafeltour" redlich verdient. Vom Losheimer Stausee aus führt sie durch das Hochwald-Vorland und die Losheimer Schotterflur bis in den Hochwald an der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Hier im Bereich des „Naturparks Saar-Hunsrück" fallen die waldreichen Hunsrück-Höhenzüge zum Saarland hin sanft ab. Die Landschaft wird deutlich offener und ermöglicht schier unendlich weite Blicke. Böden, Klima und Relief des Hochwaldes sind für die Landwirtschaft ungeeignet. Daher dominieren fast reine Buchenwälder und Fichtenforste. In die devonischen Quarzite haben sich Metzenbach, Lannenbach und Hölzbach tiefe Kerbtäler gegraben. Die steilen Hänge sind häufig mit Blockmeeren und Felsrelikten übersät. Zur Losheimer Schotterflur hin verflacht das Gefälle. Die Täler weiten sich und die Gewässer ziehen ihre Schleifen in flachen Mulden und weiträumigen Auen. Die Landwirtschaft tritt wieder in den Vordergrund. Ganzjährig und ohne Ruhetag werden dem Wanderer im „Maison au Lac" direkt am Start- und Zielpunkt in typischer Tafeltouren-Manier kleine und große regionaltypische Leckereien kredenzt. „Köstlich! Ich weiß schon, was ich nachher nehmen werde ...", murmelt Peter beim Blick auf die Speisekarte vor der Tour. Einbildung, oder läuft er heute besonders schnell ...?
Vom See-Rundweg zweigt ein schmaler Pfad ab. Er schlängelt sich durch einen dunklen Fichtenwald leicht bergan. Wie endlos hohe Säulen einer riesigen Halle wachsen die Stämme in das geschlossene Kronendach. Ein leuchtend grüner Krautteppich bedeckt den Boden. Geheimnisvoll schimmert das Licht vom Waldrand herüber, wo der Pfad unseren Blicken entschwindet. Durch wilde Gehölzstreifen mit mannshohem Farn und bemoosten Stämmen geht es weiter. Die Bäume tragen Flechtenbärte. Kurze Zeit später laufen wir am Losheimer Bach entlang, dessen Wasser tiefbraun schimmert, bei näherem Hinschauen aber klar und rein durch die Aue plätschert. Metallisch-grün schimmernde Libellen sonnen sich auf Steinen im Wasser. Obwohl wir gerade erst losgelaufen sind, gönnen wir unseren Füßen bei der Kneippanlage eine kleine, erfrischende Wellness-Kur: Erst eine Runde im eisigen Wasser und dann ab auf den Barfußpfad. Sandra prustet und quietscht mit den Kindern um die Wette, bevor es weitergeht. Langsam, aber stetig laufen wir durch den Wald bergan. Plötzlich öffnet sich die Landschaft. Über Streuobstwiesen und an Viehweiden entlang geht es die letzten Meter hinauf nach Scheiden. Schafe und Ziegen blöken und meckern. Oben angekommen haut mich das Panorama fast von den Socken. Zu meinen Füßen wird mir die Landschaft quasi auf dem Silbertablett serviert. „Das da hinten ist der Schaumberg, dort drüben liegt das Saartal, und am Horizont verlieren sich die Blicke bei unseren französischen und luxemburgischen Nachbarn", präsentiert Achim. Die Aussicht auf ein erfrischendes Bad im See, ein leckeres Weizenbier und die Köstlichkeiten der Küche helfen uns, wieder aufzustehen und weiter zu laufen. Vorfreude pur. Wir genießen die stillen Wälder und idyllischen Wiesentäler auf dem Rückweg zum See.
Felsen, Fernsichten und Forellen
Deutschland hat einen neuen Superstar: Der Felsenweg in Losheim-Waldhölzbach! Auf satte 71 Punkte bringt er es im Durchschnitt. Damit setzt er sich an die Spitze aller bisher mit dem Deutschen Wandersiegel ausgezeichneten Wanderwege. Auf der TourNatur 2005 soll ihm deshalb der prestigeträchtige Titel „Prädikatswanderweg des Jahres" verliehen werden. Wie schon die Losheimer Tafeltour ist auch dieser Weg ein Kind der rührigen örtlichen Touristik. Mit viel Engagement wurde die klassische Streckenführung der beliebten Tour nach den Kriterien des Deutschen Wanderinstituts überarbeitet und zu einem echten Premiumweg ausgebaut. Als Teil des geplanten Saar-Hochwaldpfades verbindet er gleich fünf imposante Quarzit-Felsen in einer abwechslungsreichen Rundwanderung. Garniert wird das Ganze mit den Resten einer mittelalterlichen Burg, malerischen Bachtälern und grandiosen Aussichten. Zwei Kneippanlagen machen müde gewanderte Beine wieder munter. Direkt zu Beginn erklimmen wir den Teufelsfelsen. Ein wenig Kraxelei und schon steht man auf dem Felsplateau hoch über Waldhölzbach. Der Blick ist herrlich! Wir folgen dem Hölzbach stromauf nach Rheinland-Pfalz. Ausgedehnte Fichtenwälder mit Heidelbeerbüschen säumen die steilen Flanken des Kerbtals. Es ist einsam und etwas unheimlich. „Hoffentlich sieht das jetzt nicht der Schinderhannes!" flüstert Sandra mir zu, als sie sich Blaubeeren in den Mund stopft. „Dann nichts wie zurück ins Saarland!" erwidere ich, „dort kommt er nämlich nicht hin!" Wir stiefeln über den alten Grenzpfad hinab ins Lannenbachtal und weiter zum Bärenfelsen. Senkrechte Felsplatten streben gen Himmel. Verrückt, was die Natur so alles schafft! Wie Könige thronen wir wenig später auf dem Adelsfelsen und schauen genießerisch durch ein Baumfenster ins Hinterland. Ein Seilgeländer erleichtert den steilen Abstieg. Über eine kleine Streuobstwiese laufen wir hinab ins Lannenbachtal. In Mini-Felskaskaden und kleinen Tümpelchen sprudelt kristallklares Wasser talwärts. Kurz darauf befinden wir uns im Anstieg zur Römerburg, einem Felsmassiv, auf dessen Gipfel die Reste einer mittelalterlichen Burg liegen. Ganz in der Nähe kommen wir an Steinblöcken vorbei, die angeblich von den Kelten als Opferaltar genutzt wurden. Eine sog. Blutrinne im Fels nährt diesen Glauben. Über Holzstege erreichen wir schließlich den Schlangenfelsen und laufen hinauf nach Scheiden. Mit Freude stellen wir fest, daß wir hier die Losheimer Tafeltour kreuzen und noch einmal die traumhafte Aussicht von der gemütlichen Sinnenbank genießen dürfen. Wenig später steigen wir über einen schmalen Serpentinenpfad hinab ins Lannenbachtal. Üppig bunte Wildblumenwiesen säumen den Weg. Kurz vor einer Nebenstraße führt ein Pfad steil bergauf durch mannshohe Farnwälder. „Wie im Dschungel", ruft Sandra, als sie sich durch den Blätterwald wühlt. Über einen schönen Wiesenpfad, von dem wir bis zum Schaumberg blicken können, geht es hinab zu den Fischteichen im Hölzbachtal. Die kleinen Seen bringen uns auf die Idee für's Abendessen: Forellen in der Forellenstube! Wir freuen uns schon auf die nächste Tour, doch vorher „gebbd erschd emohl gudd gess!"