Auch heute liegt „Denken in Bewegung“ wieder im Trend und firmiert nun unter dem Namen „Brainwalking“. Vielerorts werden inzwischen Veranstaltungen zum Thema angeboten. Ziel ist hier jedoch nicht philosophischer Output, sondern energetischer Input für das Gehirn.
Hintergrund des Ansatzes, Fitness für die Füße mit Fitness für den Kopf zu verbinden, sind die Ergebnisse verschiedener Studien, die alle zu dem Ergebnis kommen, dass moderates Ausdauertraining wie Gehen oder Wandern zu erhöhter geistiger Leistungsfähigkeit führt: Gedächtnisleistung und Konzentration verbessern sich, kreative Ideen beginnen zu fließen und das logische Denken gewinnt an Effizienz. Kein Wunder: Gehen führt nicht nur zu einer stärkeren Durchblutung der Beinmuskulatur, auch das Gehirn wird besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Dabei ist auch hier weniger mehr. Die Steigerung der Leistungsfähigkeit fällt bei moderaten Belastungen von etwa 25 Watt am größten aus und liegt hier in einer Größenordnung von 15 bis 20 Prozent.
Brainwalking-Trainer, die auch „Indoor-Gehirntraining“ anbieten, stellen deutliche Unterschiede zwischen Brainwalking und ihren anderen Veranstaltungen fest. Vor allem springt ins Auge, dass die Teilnehmer in freier Natur von Beginn an entspannt und gut gelaunt sind.
Ursula Bissinger, u.a. lizenzierte Trainerin der Gesellschaft für Gehirntraining, führt dies u.a. auf den erholsamen Effekt natürlicher Umgebung zurück. Ihr liebster Ort für Brainwalks ist ein Barfuß-Pfad in Leipheim, der mit Elefantengras, Stroh, Steinen und anderen Untergründen intensive Sinneseindrücke hervorruft.
Auch wenn dieser Ansatz auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, ist er durchaus wissenschaftlich fundiert, denn je mehr Sinne angesprochen werden, umso aktiver arbeitet das Gehirn. Hinzu kommt: Das Gehirn bemüht sich auf seine Art um größtmögliche Effizienz, d.h. wann immer es kann, arbeitet es so wenig wie möglich. Ein hohes Fitnesslevel erreicht unser Denkorgan aber dann, wenn es gefordert wird, wenn Routinen durchbrochen und ausgetretene neuronale Trampelpfade einmal verlassen werden.
Ursula Bissinger kennt viele Wege zu diesem Ziel. So lässt sie Teilnehmer z.B. mit geschlossenen Augen Holzbuchstaben ertasten und dann daraus Wörter bilden, oder sie überzeugt ihre Teilnehmer, mit Igelbällen Koordinationsübungen durchzuführen, die garantiert irgendwann in ausgiebigem Gelächter enden. Der Spaßfaktor wird hier begleitet durch die wissenschaftliche Erkenntnis, dass in jedem Finger etwa 4.000 Nervenzellen liegen, die bei intensiver Reizung Signale zum Gehirn schicken und es so verstärkt aktivieren.
Um die linke Gehirnhälfte zu trainieren, die vornehmlich analytisch arbeitet und für Zahlen, Daten und Fakten zuständig ist, gibt es unterwegs kreative Rechenaufgaben oder Übungen zur Wortfindung, die langfristig dem bekannten „Es-liegt-mir-auf-der-Zunge-Effekt“ vorbeugen. ...