So gut wie alles, was man mit dem Feldberg verbindet, den Hotelkomplex „Feldberger Hof“, die Skilifte, das Haus der Natur, den überragenden Alpenblick, all das befindet sich nicht am Feldberg, sondern am Seebuck. Genau, der Seebuck ist mit 1.448 Metern der kleine Bruder des Feldbergs, der alles zu buckeln hat, während
auf dem Gipfel des Feldbergs „nur“ die Wetterstation steht.
Meine Wanderung beginnt daher auch am Seebuck, aber der 12 Kilometer lange Premiumweg, den ich testen möchte, heißt natürlich gemeinerweise nicht Seebucksteig, sondern Feldbergsteig – klarer Fall von Gipfeldiskriminierung.
Am Seebuck ist zunächst mal keineswegs die Romantik zu Hause: Es sieht eher so zugebaut aus wie in einem französischen Wintersportort. Am Startpunkt des Rundwanderwegs befindet sich das Haus der Natur. Dort kann man sich mit Informationen über die Feldbergregion und Hardware für die Wandertour ausstatten. Vorbildlich: Es gibt einen Verleih von Kindertragen (kostet 2,50 €) und den Hosentaschenranger (der kostet 7 €).
Das mit dem Hosentaschenranger muss man erklären. Im Naturschutzgebiet rund um den Seebuck (der südliche Schwarzwald ist Deutschlands ältestes Naturschutzgebiet, REKORD!) arbeiten einige Ranger aus Fleisch und Blut. Da die einen nicht auf Schritt und Tritt begleiten können, hat man ein Gerät entwickelt, ein Mittelding aus Gameboy und GPS-Gerät, das kleine Filme abspielen kann und die Position des Wanderers auf dem Feldbergsteig vermisst.
Der Hauptakteur der kurzen Filme auf dem Hosentaschenranger ist der Ranger Achim Laber. Ich treffe Achim Laber im Haus der Natur. Ein großer, netter Mann mit einem bemerkenswerten Ranger-Hut. Auf jeden Fall quatscht der mich an, ob ich bei seiner geführten Wanderung mitgehen würde. Ich denke: „Meister, sehe ich so aus, als würde ich bei geführten Wanderungen mitmachen?“, lehne also höflich dankend ab mit dem Hinweis, ich hätte ja den Hosentaschenranger dabei.
Achim Laber zuckt leicht zusammen und erklärt mir, dass, also, wie solle er das jetzt sagen, dieses Gerät nicht immer so perfekt funktionieren würde. Auf jeden Fall solle ich den Hosentaschenranger immer im Schatten benutzen und wenn das nicht klappen würde, dass ich mir die Filme anschauen könnte, dann würde ich auch ganz bestimmt mein Geld zurück bekommen. Wird schon klappen, denke ich mir.
Wenn ich eine Wanderung plane, zu Hause am Computer oder vor der Wanderkarte, gehe ich eigentlich immer im Geiste davon aus, dass ich weitestgehend mit mir und der Natur alleine sein werde. Das ist am Seebuck/Feldberg mitnichten der Fall.
Schon auf der Hinfahrt habe ich nicht schlecht gestaunt. Die Bummelbahn von Freiburg, durch das Höllental hoch in den südlichen Schwarzwald, ist an einem Vormittag mitten in der Woche ohne Schulferien krachend voll mit Wanderern. Ich stieg dann am höchstgelegenen Bahnhof Deutschlands aus (REKORD!). Und auch auf dem Feldbergsteig bewegen sich erstaunliche Massen von Spaziergängern und Wanderern.
Ich versuche, den ersten Film auf meinem Hosentaschenranger zu starten, aber so viel Schatten gibt es gar nicht, dass man auf dem kleinen Display etwas erkennen könnte, obwohl die Filme anscheinend sehr hochwertig produziert sind. Ich wandere weiter, halte mir das Ding einfach ans Ohr, denn die Informationen, die ich erhalte, sind ja trotzdem zu verstehen. Die anderen Wanderer schauen komisch, weil das Ding höllisch laut ist und den halben Berg beschallt.
Ich fühle mich wie diese Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, die in der Straßenbahn laut auf dem Handy Musik hören. Ich denke aber, Leute, ihr braucht nicht so doof zu gucken, denn Eure Nordic-Walking-Stöcke, die machen einen noch größeren Krach als mein Hosentaschenranger. ...