Eine in Mitteleuropa sonst seltene Stille wartet auf Wandernde in Südsachsen. Der Kammweg führt nicht durch von Touristengruppen überlaufene Ortschaften, kein Bus oder Lift bewältigt am Ende des Tages den Weg ins Tal, kein konstantes Rauschen naheliegender Schnellstraßen übertönt den Wald und das Handy hat hier keinen Empfang. Der Kammweg ist anspruchsvoll, für Abenteuerlustige. Er führt zu atemberaubender Natur, authentischen Menschen und verbindet dabei die traditionsreichen Regionen Erzgebirge und Vogtland.

Gipfelglück am Geisingberg

Weite Ausblicke vom Erzgebirge © TVE, Dennis-Stratmann

Startpunkt ist am Bahnhof von Geising, der von Dresden leicht mit dem Regionalexpress zu erreichen ist. Von hier zeigt sich der Kammweg direkt auf Etappe 1 (24,6 km) von seiner besten Seite: Die ersten zweieinhalb steilen Kilometer führen auf den 810 m hohen Geisingberg. Bergab hat man den Eindruck hier sei ein Meteor eingestürzt. Dabei handelt es sich bei der Altenberger Pinge um ein ehemaliges Erzabbaugebiet. Vorbei an dem 2,5 ha Krater geht es wieder bergan auf den Kahlenberg. Von der 905 m Kuppe geht es in etwas sanfteren Wellen weiter bis der Weg bei Holzhau endet. 

Spielend ins Spielzeugdorf

Sanft geht es auch auf den nächsten Etappen weiter. Nach dem steilen Start sind Tageshöhenmeter zwischen 280 hm und 350 hm auf Etappe 2 bis Etappe 4 ein leichtes. Auf Etappe 3 steht die Handwerkskunst im Mittelpunkt. Zwischen Sayda und Seiffen passiert man unter anderem das Nussknackermuseum in Neuhausen. Hier findet man auch den größten Nussknacker und die größte Spieluhr der Welt. Mit dem Spielzeugdorf Seiffen ist auch das Etappenziel fest in Tradition verankert. Hier werden seit dem 17. Jh. Holzspielzeuge von Hand gefertigt.

Hoch hinaus zum Fichtelberg

Auf den nächsten Etappen steigert sich der sportliche Aspekt des Kammwegs. Das Erz-Gebirge will seinem Namen gerecht werden und man erklimmt auf den Streckenabschnitten zwischen Olbenhau und Oberwiesenthal Siebenhunderter, Achthunderter, Neunhunderter und dann endlich auf Etappe 8 den mit 1.215 m höchsten Berg Sachsens: den Fichtelberg. Der Weg zur Spitze wird begleitet vom schrillen Pfeiffen der Fichtelbergbahn, die seit 1897 Gäste nach Oberwiesenthal in die höchste Stadt der Bundesrepublik befördert.

Vom Fichtelberg führt auf Etappe 9 eine musikalische Erzgebirgslegende: Anton Günther. Dem Dichter, Lithografen und Liedermacher aus Gottesgab ist ab Oberwiesenthal auch ein eigener Wanderweg gewidmet, der auf 56 km in Runde durch das Erzgebirge führt. Ein Stück teilen sich Kammweg und Anton-Günther-Weg die Strecke, bis sie sich mit Etappe 11 in Johanngeorgenstadt trennen.

Der Schneckenstein ist ein geologisches Juwel © Archiv TVV, S.Theilig

Wanderjuwel Kammweg

Mit Etappe 12 betritt der Weg das Vogtland. Kurz vor Mühlleiten, dem Ziel der 14 km-Etappe, ist das geschichtsträchtige Land der Vögte erreicht. Auf der dreizehnten Etappe ist für Geologiefans das Glück nicht weit. Nach dem Besucherbergwerk Tannenberg erreichen Wandernde nach 3 km von insgesamt 15 km der Etappe den Schneckenstein. Der Gesteinsbrocken sieht nicht nur beeindruckend aus und kann über eine Treppe erklommen werden; Wer oben steht darf auch mit fug und recht behaupten auf einem Edelstein zu posieren. Der Schneckenstein besteht nämlich zu großen Teilen aus Topas. Weiter geht es nun Bergab und entlang der Talsperre Muldenberg bis nach Schöneck.

Musikalisches Vogtland

Ab Schöneck durchwandert der Weg den sogenannten Musikwinkel. Die Region um Schöneck, Markneukirchen und Klingenthal ist bekannt für das Instrumentebau Handwerk. Streich-, Holz- und Blechblasinstrumente aus dem Vogtland haben internationales Renomeé und werden in Orchestern zwischen Tokyo und Santiago de Chile gespielt. Die 14. Etappe führt unter anderem auch durch Adorf, was für seine Orgelbauer weit bekannt ist. Ende ist nach knapp 22 km dann Eichigt.

Etappe 15 führt Wandernde auf mittelalterliche Spuren. Langsam flacher werdend, führt der Weg vorbei an der Ringgwallanlage bei Bobenneukirchen. Während die Befestigungsanlage keine Burg mehr schützt, lohnt sich ein Besuch der Pfarrkirche aus dem 18. Jh. Entlang der Talsperre Dröda erreicht der Kammweg bald Burgstein als Etappenziel. Bekannt ist der Ort für die zwei nebeneinander stehenden Ruinen gotischer Kirchen.

Grenzgeschichten

Kolonnenweg entlang der ehemaligen Grenze
© TVV, Alex Willig

Die vorletzte Etappe des Kammweg Erzgebirge-Vogtland führt auf die Spuren der deutschen Freistaaten und deutsch-deutsche Geschichte. Auf den knapp 23 km nach Hirschberg erreicht man zunächst den ehemaligen Grenzbahnhof in Gutenfürst. Als letzter Bahnhof in Sachsen vor der Grenze zu Bayern baute man ihn zur Zeit in den 1970er Jahren mit Überwachungsanlagen aus, um Fluchtversuche an der deutsch-deutschen Grenze zu verhindern. Versöhnlicher gestaltet ist der 3-Freistaatenstein auf der Hälfte der Strecke. Am einzigen Ort wo die drei deutschen Freistaaten Sachsen, Thüringen und Bayern aufeinandertreffen fand man einen Grenzstein aus dem 19. Jh. Dieser wurde als Symbol der Verbindung in eine dreieckige Betonplatte eingefasst, die wiederum mit Theumaer Fruchtschiefer aus Sachsen, Fichtelgebirgsgranit vom Waldstein in Bayern und Oberdorlaer Muschelkalk aus Thüringen befüllt ist. Das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth macht erneut die innerstaatliche Trennung spürbar. Durch das Dorf zog sich seit 1952 die befestigte Grenze der DDR.

Das Wanderdrehkreuz in Blankenstein, wo sich Kammweg und Rennsteig treffen
© Archiv TVV, Alex Willig

Von Hirschberg folgt die letzte Etappe des Kammweg auf gemütlichen 13,7 km der Saale. Bei Pottiga hat man von der Aussichtsplattform einen beeindruckenden Blick auf das Flusstal. In Blankenberg lohnt sich eine Besichtigung der Burgruine aus dem 13. Jh. Dann heißt es nur noch kurz über den Fluss und Blankenstein ist erreicht. Angekommen am Ziel sieht man sich frei nach Sepp Herberger mit der Weisheit "Nach der Wanderung ist vor der Wanderung!" konfrontiert. Denn hier wartet mit dem Rennsteig der nächste Fernwanderweg.

 

Der Kammweg im Online TourenGuide vom Wandermagazin:
www.die-schoensten-wanderwege.de

Mehr Infos zum Weg:
www.kammweg.de

 

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