Eigentlich wollte ich an dieser Stelle nichts über Corona schreiben. Wenn es aber schon mit „Eigentlich“ losgeht … Ende Oktober war ich mit meiner Tochter eine Woche im Wald unterwegs, mit Ruck- und Schlafsack, Zelt und Kocher. In der Sächsischen Schweiz erkundeten wir den Forststeig (ich werde in der Frühjahrsausgabe 2021 darüber berichten) und verzichteten aufgrund einer kurz zuvor verkündeten Corona-Reisewarnung auf die tschechische Etappe. Kurzum: eine Woche im Wald = eine Woche unverhüllte Nase – eine Wohltat! Da wir entspannt „offline“ durch die herbstliche Landschaft streiften, erfuhren wir erst am Ende unserer Tour, dass wir uns nun auch hier in einem Risikogebiet befanden. Überraschend viele Regionen sollten in nicht minder überraschend kurzer Zeit folgen.

Während ich nun diese Zeilen schreibe, es ist Mitte November, befinden wir uns in einem sogenannten „Lockdown light“. Klingt ein bisschen nach „Lockdownchen“, irgendwie verniedlichend. Klingt nur so, ist’s aber nicht. Für viele, ausdrücklich für Veranstalter und Künstler, für Hoteliers und Gastronomen und somit für den Tourismus allgemein, ist es schlimm. Sehr schlimm. Insbesondere auch deshalb, weil niemand weiß, wie sich die Pandemie in den bevorstehenden Wintermonaten entwickeln wird. Dass es dem Unternehmen Biontech wohl gelungen ist, einen ersten vielversprechenden Impfstoff zu entwickeln, wird als der Silberstreif am Horizont gefeiert. Das lässt für die Zukunft hoffen. Dass eine zweite Welle kommen würde, dafür bedurfte es keiner hellseherischen Fähigkeiten. Vielleicht wurde man in Folge der doch recht gut überstandenen ersten Welle zu sorglos. Nicht wenige wiederum leugnen die Existenz des Virus. In den vergangenen Wochen habe ich skurrile Erlebnisse gehabt: da wurde ich in einer Gaststätte schroff mit den Worten „hier herrscht Vermummungsverbot“ empfangen, als ich diese mit „Maske“ betrat, in zwei Hotels scherte sich niemand um geltende Hygieneregeln am Frühstücksbuffet und eine Verkäuferin in einem Outdoor-Laden zog den Zorn eines Kunden auf sich, als sie ihn bat, den am Kinn hängenden Mund-Nase-Schutz korrekt anzulegen.

Die beginnende „dunkle“ Jahreszeit macht vielen Menschen zu schaffen. Im Dunklen hin zur Arbeit und im Dunklen wieder nach Hause. Mit dem Mangel an Sonnenlicht geht die Unlust einher, sich aufzuraffen und raus zu gehen. Und dann auch noch Corona. Aber gerade jetzt gilt es, sich draußen zu betätigen, spazieren und wandern zu gehen. Selbst wenn kein Sonnenstrahl den Weg durch dicke graue Wolken finden kann, finden sich genügend Wege für Wanderungen. Einer für jeden Tag des Winters. Wir möchten Sie inspirieren, motivieren, Ihnen zeigen, was Sie alles angehen können. Moorlandschaften sind immer wieder faszinierend, sie locken mit ihrer ganz eigenen Mystik und so manchem läuft ein angenehm gruseliger Schauer über den Rücken, wenn sie die eigene Fantasie beflügeln. Der Winter ist die passende Jahreszeit, diese einzigartigen Landschaften zu entdecken. Wie sich das anfühlen kann, zeigt unser Autor Jarle Sänger, der sich vom deutsch-niederländischen Internationalen Naturpark Moor verzaubern ließ. Wer das Wandern auf meterdicken Torfböden auch gerne mit ein paar Anstiegen spickt, der ist etwas weiter südlich an der richtigen Adresse: in der belgischen Region Hohes Venn. Darüber hinaus hat Wandermagazin-Herausgeber Michael Sänger in den Belgischen Ardennen die Quellen des guten Lebens entdeckt. Auf eine Entdeckungsreise im heimischen Wald zu den großartigen kleinen Dingen rechts und links des Weges hat mich der Tier- und Naturfilmer Andreas Kieling mitgenommen. Jetzt möchte ich Sie einladen mitzukommen – ob nun ins Moor, in den Wald, zum Pilgern … Es sind bewegte Zeiten. Bewegen wir uns! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erfrischende und genussvolle Wanderungen – hier und draußen. 

Ihr Wandermagazin-Chefredakteur