Immer den See im Blick
Aix-les-Bains am See von Bourget ist ein gepflegtes Kurstädtchen, das schon die englische Königin Viktoria schätzte. Der See von Bourget ist der größte Natursee auf französischem Boden. Gegenüber von Aix erheben sich fast direkt aus dem Wasser die Berghöhen Monts du Chat und Montagne de la Charvaz. Die Bootsfahrt bis zur Abtei von Hautecombe bietet schöne Ausblicke auf diese Uferlandschaften. Als sich im 12. Jh. Die ersten Zisterzienser-Mönche hier ansiedelten, mag der Wunsch nach Stille ausschlaggebend gewesen sein. Heute ist die Abtei mit den Grabmälern des Fürstengeschlechtes von Savoyen ein vielbesuchter Ort. War der Blick auf den See schon großartig, so sind die Aussichten bei der Rundwanderung um das Dorf Ontex geradezu grandios. Unter uns die sich auf der Wasserfläche spiegelnde Abtei, gegenüber die Weinlagen von Chautagne und im Hintergrund die Berge des regionalen Naturparks Bauges. Der See von Bourget trennt das Jura-Gebirge von den Ausläufern der Alpen. Die deshalb windgeschützten Hänge bieten gute Voraussetzungen für den Weinbau, wie wir im Maison de Chautagne in Ruffieux erfahren. In diesem Weinmuseum können wir einige dieser Tropfen probieren, die sich nicht nur auf hinlänglich bekannte Wießweine beschränken. Besonders aus den Mondeuse-Reben wird ein kräftiger Rotwein ausgebaut. Da der Campingplatz fast genau gegenüber liegt, ist die Mitnahme einiger Flaschen im Rucksack möglich.
Dem Erdrutsch folgten die Wingerte
Es bewahrheitet sich mal wieder, man sieht nur was man wieß. Zum Glück gibt es Bernard Vissoud, ein von seiner Heimat begeisterter Wanderführer und Diplom-Önologe. Der von Wolken bedeckte Mont Granier im regionalen Naturpark Chartreuse lockt nicht gerade zu einer Höhenwanderung. Bernard scheint darum nicht böse zu sein, gibt es ihm doch Gelegenheit, uns durch die Weinlagen zu führen und über sein Lieblingsthema zu reden. Es bleibt bei einem gemütlichen Marsch durch die recht eigenwillige Landschaft bei Myans. Wie eine Buckelpiste für Riesen erstrecken sich unzählige Hügelchen mit Weinreben unterhalb des Mont Granier. In den kleinen Wingerten stehen überall gepflegte Winzerhütten, die hier „Sarto“ genannt werden.
Das ungewöhnliche Gelände mit den Weinlagen von Apremont und Abymes geht auf den 24. November 1248 zurück. An diesem Abend stürzten vom Mont Granier 150 Millionen Kubikmeter Erde und Geröll, die alles unter sich begruben, 5000 Menschen, Tiere und Gebäude. Alles, außer der Kirche von Myans, in der die Mönche von Apremont beteten. In der heute zweigeschossigen Wallfahrtskirche wird noch immer die Schwarze Madonna verehrt, der dieses Wunder zugeschrieben wird. Der katastrophale Erdrutsch schuf jedoch auch Gutes, ein ideales Gebiet zum Anbau von Reben. Von der Anhöhe gleitet der Blick über ein breites Tal, im Hintergrund die Weinlagen von Chignin mit der gleichnamigen Burgruine, davor ein runder Hügel mit dem Dorf Les Marches und dem Schloss der schönen Schwestern Aurore und Adèle Bellegarde. Letztere diente dem Maler David als Modell für das berühmte Bild „Raub der Sabinerinnen“. …