Auf meiner Fensterbank liegt ein kleines Sphäriskop. Egal, worauf ich es richte, es lässt den Ausschnitt, den ich einäugig durch das Röhrchen betrachte, zu einem wunderschönen Mandala werden. Durch Spiegelungen, meine Bewegungen und Drehungen, überrascht es mich immer wieder aufs Neue. Schreibtischlampe, Kleiderschrank oder Topfpflanze – es zählen nur noch Farben und Formen, die wieder und wieder zu einem Ganzen verschmelzen.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Kampagne „Spielend wandern“ von Österreichs Wanderdörfern. Ziel der Kampagne ist es, Kinder und Familien zum Draußensein zu inspirieren, wandernd und spielerisch die Natur (als Spielplatz) zu entdecken. Auf wandermagazin.de veröffentlichen wir dazu jede Woche einen Tourentipp für Familien und Kinder in Deutschland und eine ortsunabhängige Spielidee.

Das faszinierende Spiel mit Licht, Glas, Farben und Formen gibt es auch draußen, in größer und mit acht verschiedenen Riesen-Kaleidoskopen. Sie werden durch den neuen Kaleidoskopweg bei Bad Driburg im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge miteinander verbunden. Was für eine tolle Idee! Mit einer Länge von 5,8 Kilometern, den großen Kaleidoskopen sowie dem Buddenberg Arboretum, einem Baumpark mit über 200 heimischen und exotischen Arten, ist der Weg für Familien und Kinder besonders spannend. Der Rundweg beginnt am Freizeitbad Bad Driburg und lässt sich bei Bedarf ganz leicht in zwei Schleifen aufteilen: die nördliche Schleife auf den Rosenberg mit 2,5 Kilometern und die südliche Schleife mit dem Buddenberg Arboretum und einer Länge von 3,3 Kilometern.

Kaleidoskopweg bei Bad Driburg © Mapbox © OpenStreetMap

Auf dem Kaleidoskopweg

Für ein kurzes Stück wirbeln die kleinen und großen Wanderschuhe über den raschelnden Schotter, dann biegen wir rechts ab auf einen Pfad. Wir folgen ihm Richtung Norden am Wildgehege des Gräflichen Parks Bad Driburg entlang, einem englischen Landschaftspark mit verschiedenen Themengärten. Am Hang des Rosenbergs erreichen wir nach wenigen hundert Metern das erste Kaleidoskop, ein Wippenkaleidoskop. Nun heißt es Ärmel hochkrämpeln! Mit ein bisschen Muckis in den Armen könnt ihr die große blaue Röhre auf und ab bewegen wie eine Wippe. Das bringt die Kugeln im Inneren zum Rollen, hin und her und auf euch zu. Nach 1,2 Kilometern schauen wir vom Rosenberg hinunter auf Alhausen und den Teutoburger Wald bevor wir anschließend kehrt machen und dem Weg Richtung Süden folgen. An einem weiteren Aussichtpunkt am Hang des Rosenbergs wartet das Sphäriskop. Durch das Sphäriskop seht ihr keine Kugeln sondern die Natur vor euch mit anderen Augen! Wer die Aussicht ohne magische Spiegelungen genießen will, kann es sich hier auf einer Liege bequem machen und in die Ferne blicken.

Das klassische Kaleidoskop war bereits im antiken Griechenland bekannt. Erst 1816 wurde es von dem schottischen Physiker David Brewster wieder entdeckt. Es besteht aus einer Röhre, ähnlich wie ein Fernglas, aber mit drei bis vier verspiegelten Innenflächen und bunten Glassteinchen, die sich beim Drehen des Röhrchens zu wechselnden symmetrischen Mustern zusammenfügen. Das Wort Kaleidoskop kommt aus dem Griechischen und bedeutet „schöne Formen sehen“.

Es geht weiter auf dem aussichtsreichen Weg zum Spiegelkaleidoskop. Nicht erschrecken! Wer sich traut hier hineinzuschauen, sieht sein eigenes Gesicht in unzähligen einzelnen Fragmenten und kann ein lustiges Foto machen. Erkennt ihr euch wieder? Nach 2,5 Kilometern kommen wir an unserem Ausgangspunkt an und wechseln von der nördlichen Schleife auf die südliche Schleife. Unweit von Ausgangspunkt befindet sich das Drehscheibenkaleidoskop. Hier könnt ihr selbst die Drehscheibe einstellen und immer wieder neue Bilder kreieren.

Ein Blick ins klassische Kaleidoskop
Teamwork am Wippenkaleidoskop

Dann gehen wir im Zickzack hinauf auf den Steinberg und erreichen Nummer 5 und 6, zwei klassische Kaleidoskope, jedoch mit unterschiedlichen Spiegelungen. Wie an allen Kaleidoskopen können kleinere Wanderer ein zwei Sprossen emporsteigen, um hineinzublicken. Die kleine Kraxelei wird mit einem faszinierenden Farbspiel und tanzenden Formen belohnt. Das zweite der beiden klassischen Kaleidoskope befindet sich an einer Schutzhütte und bereits im Buddenberg Arboretum. Wachsen da etwa Blumen auf dem Hüttendach?

Bad Driburg ist eine alte Glasbläserstadt, in der es seit dem 12. Jahrhundert Glashütten- und Glashandelsbetriebe gibt. Noch heute zählt die Stadt auf dem Gebiet des Glashandels mit Marken wie „LEONARDO“, „Ritzenhoff & Breker“ oder „Table Roc“ zu den bedeutenden Umschlagplätzen Europas.

Nach 4,2 Kilometern und am südlichsten Punkt des Rundweges steht das Zeitlupenkaleidoskop. Moment mal, können Kaleidoskope etwa auch die Zeit verändern? Schaut hinein und lasst euch überraschen! Wer die Füße ein bisschen hochlegen will, kann hier auf einer Liege im Schatten Rast machen. Auf den letzten 1,5 Kilometern geht es nun bergab wieder Richtung Norden, an der Glasmacherhütte vorbei und durch das Buddenburg Arboretum. In diesem Baumpark findet ihr exotische Baumarten wie Zaubernuss, Kaugummi- oder Taschentuchbaum. Anfassen ist ausdrücklich erwünscht. Beim Ginkgobaum steht das achte und letzte Riesen-Kaleidoskop auf unserer Runde. Im Combiskop seht ihr wie sich bunte Farben mit der Umwelt mischen. An diesem Anblick kann man sich kaum sattsehen. Wenn ihr dann doch genug gesehen habt, der Startpunkt ist nur noch 300 Meter entfernt.

Fazit: Die Riesen-Kaleidoskope schaffen unwiederbringliche Bilder und sorgen immer wieder für Überraschungen und Abwechslung auf dem ohnehin schon aussichtsreichen Weg. Die Faszination der Farben, Formen und Muster lässt auch Erwachsene gewiss nicht unbeeindruckt. Wer tiefer in die Welt der exotischen Baumarten eintauchen möchte, kann außerdem beliebig lang durch das Buddenberg Arboretum wandeln.

Info: Der Deutsche Wanderverband verlieh dem Weg im Herbst 2017 das Zertifikat "Qualitätsweg Wanderbares Deutschland - kulturerlebnis". www.bad-driburg.teutoburgerwald.de
 

Spielen auf Weg&Wiese – Der Schattenkompass


"Im Osten geht die Sonne auf, im Süden steigt sie hoch hinauf,
im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen."

 

Der Kompass ist ein Instrument, mit dem ihr die Himmelsrichtungen Nord, Süd, Ost und West bestimmen könnt. Nutzt eine Wanderpause, um euch einen eigenen Kompass zu bauen! Dafür braucht ihr einen ebenen Platz mit Sonneneinstrahlung, ein Taschentuch, Steine zur Befestigung des Taschentuchs, einen ca. 20 cm langen Stock und kleine Steinchen oder ähnliches zur Markierung. Den Stock steckt ihr vor dem Taschentuch in die Erde, sodass sein Schatten auf das Taschentuch fällt. Nun markiert ihr die Spitze des Schattens mit einem kleinen Steinchen. Was denkt ihr in welche Richtung sich die Sonne und der Schatten weiter bewegen? Nach einer halben Stunde markiert ihr den neuen Endpunkt des Schattens wieder mit einem Steinchen. Wenn ihr euch nun eine Linie zwischen den beiden Steinchen denkt, verläuft diese von West nach Ost. Im rechten Winkel dazu, wie ein Kreuz, verläuft die Nord-Süd-Linie. Somit wisst ihr wo Süden, Osten, Norden und Westen ist. 
 

Aus der Naturspielesammlung der Initiative "Spielend wandern" von Österreichs Wanderdörfern