Trifelsland. Bereits der Name klingt wie aus einem Kinderbuchabenteuer – und zwar aus einem Abenteuer aus dem Pfälzerwald. Sofort höre ich, wie eine Kinderstimme in meinem Kopf den Namen wiederholt. Was das Trifelsland so spannend macht? Seine zahlreichen Burgen, das märchenhafte Hügelland sowie seine bunten und bizarren Felsformationen. Die bringen junge und erwachsene Wanderer zum Staunen. Dazu gibt's eine Spielidee aus der Initiative "Spielend wandern".

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Kampagne „Spielend wandern“ von Österreichs Wanderdörfern. Ziel der Kampagne ist es, Kinder und Familien zum Draußensein zu inspirieren, wandernd und spielerisch die Natur (als Spielplatz) zu entdecken. Auf wandermagazin.de veröffentlichen wir dazu jede Woche einen Tourentipp für Familien und Kinder in Deutschland und eine ortsunabhängige Spielidee.

Der Wildsauweg bei Annweiler-Gräfenhausen

Die "Trifelsländer" haben sich für Familienwanderwege ein paar bestimmte Kriterien ausgedacht. Sie sollen höchstens acht Kilometer lang sein und eine Gehzeit von maximal drei Stunden haben, sodass genug Zeit für Pausen, Spiele und Kraxeleien bleibt. Darüberhinaus soll der Weg Einkehrmöglichkeiten, Picknickplätze, Spielplätze, Bäche und Quellen, Felsen und tolle Aussichtspunkte haben. All das vereint, findet Ihr auf dem Wildsauweg mit der dazu passenden Wegmarkierung und vor allem viel Natur!

Die historische Stadt Annweiler mit der Burg Trifels liegt im Zentrum des Wanderparadieses Trifelsland. Ganz in der Nähe, im Ortsbezirk Gräfenhausen, einem Seitental umgeben von Bergen und Kastanienwäldern, beginnt der Weg der Wildsau. Mit etwas mehr als sieben Kilometern und je 260 Höhenmetern auf und ab gehört er schon zu den etwas anspruchsvolleren Familienwanderwegen. Deshalb vor dem Start Energie tanken, bis die Füße nicht mehr still halten wollen. Gleich zu Beginn gilt es den Anstieg am Großen Adelberg zu meistern. Nach 2,4 Kilometern erreichen wir das erste Highlight, den Krappenfelsen auf 400 Metern Höhe mit einem tollen Ausblick auf die umliegenden bewaldeten Hügel. Geradeaus thront die Burg Trifels auf der Spitze. Seht Ihr auch die beiden Burgruinen Anebos und Scharfenberg? 

Aussicht am Krappenfelsen © Verein SÜW Annweiler

Nur einen halben Kilometer weiter überschreiten wir den höchstgelegenen Punkt des Wildsauweges und noch einmal 500 Meter weiter, an der Holderquelle, ist die Hälfte der Tour schon geschafft.

Heinrich Holder war Mitbegründer des Pfälzerwald-Vereins und Bergsteiger. Auf tragische Weise kam er bei einer Gipfelbesteigung 1908 in der Schweiz ums Leben. Die Quelle in der Nähe seines Heimatortes ist nach ihm benannt und sprudelt bis heute aus dem roten Sandstein.

Die kleine Hütte, die Holztische- und Bänke eignen sich für ein selbst mitgebrachtes Picknick unter dem grünen Blätterdach. Zeit den Energiespeicher wieder aufzufüllen, denn nur wenige hundert Meter weiter steht die Jungpfalzhütte. Sie ist am Wochenende geöffnet, ebenso der Spielplatz mit Klettermöglichkeiten und einer Schaukel, mit der man gefühlt über dem gesamten Pfälzerwald und seinen Hügeln schwingt. Wirft man einen Blick auf eine topografische Karte des Pfälzerwaldes, so ergeben die Höhenlinien ein faszinierendes Muster aus unzähligen ineinander und nebeneinander liegenden Kreisen. Der Ausblick von der Jungpfalzhütte zeigt eindrücklich, warum: Hügel an Hügel soweit das Auge reicht. Wo sich hier wohl die Wildsauen verstecken? 

Der Wildsauweg im Trifelsland © Mapbox © OpenStreetMap

Von der Jungpfalzhütte aus geht es nun bergab wieder in den Wald hinein. Knapp zwei Kilometer nach der Jungpfalzhütte taucht zwischen Kiefern ein auffällig rot-brauner Felsen auf. Mit seinem großen Durchgang ist er nicht zu übersehen. Der Sommerfelsen von Gräfenhausen lässt sich auch mit einem kleinen Abstecher steil hinauf erkunden. Ob sich hier die Wildschweine nachts schlafen legen? Welchen Platz würdet Ihr Euch aussuchen, wenn Ihr ein Wildschwein wärt? Bevor die Müdigkeit uns überfällt, gehen wir weiter bergab und nähern uns dem Ausgangspunkt unserer Tour am Sportplatz in Gräfenhausen.

Fazit: Der Wildsauweg ist eine Tour zum Toben in der Pfälzerwald Landschaft. Dabei braucht er keine künstlichen Installationen. Für Abwechslung beim Wandern sorgt die Natur hier selbst.

Info: Im gesamten Trifelsland gibt es noch weitere Wanderwege, die sich für Kinder und Familien eigenen, z. B. der kleine Rundwanderweg Nr. 5 durch das Eiderbachtal. Weitere Infos zu den Wegen und auch zu Kinderwagentouren findet Ihr auf www.triefelsland.suedlicheweinstrasse.de
Infos zu den Hütten im Pfälzerwald gibt es hier.

Spielend im Wald: Die Blätterschlange

In diesem Spiel gibt die Natur vor, wie Eure Blätterschlangen aussehen. Vielleicht sind sie grün mit großen glatten Blättern, vielleicht braun und runzelig oder gar bunt, wenn die Blätter im Herbst ihre Farbe wechseln. Vielleicht wird Eure Schlange auch eher ein Holzwurm oder eine Steinschleiche, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sammelt Blätter und andere Naturmaterialen auf Eurem Weg, bis Ihr an einen geeigneten Ort für Eure Schlange kommt. Hier erweckt Ihr sie dann zum Leben! 

Hier geht's zur Naturspielesammlung der Initiative "Spielend wandern" von Österreichs Wanderdörfern

 

Raserei am Trifels – Eine Kindheitserinnerung von Wandermagazin-Herausgeber Michael Sänger

"Familienausflug mit dem Drahtesel. Ich mag sechs oder sieben Jahre jung gewesen sein. Ein Pfälzer Bub (ein Bibel oder Bübel auf pfälzisch) eben. Die Besichtigung der Stauferfestung Trifels hatte mich gerade tief inspiriert. Richard Löwenherz, der englische König, der aus dem Morgenland entkommen konnte und hier in Gewahrsam lebte. Kerker, blitzende Rüstungen, stahlharte Männer, der Minnesänger Blondel, gewaltige Schwerter – für den kleinen Michael ein einziges Paradies. Auf dem Rückweg besteige ich mit meinen zwei älteren Schwestern die Fahrräder. Die kleine Schwester Andrea sitzt beim Vater auf dem Lenkersitz und ab gehts in die Tiefe. Der Geschwindigkeitsrausch euphorisiert am Anfang. Ich überhole die Mutter, dann den Vater. Irgendwer ruft mir etwas zu, ich verstehe nichts. Ich bin zu schnell und plötzlich befällt mich ungeheure Panik. Wie war das noch mit der Bremse?? Die Handbremse ist defekt, ich werde schneller. Was tun? Schon ist Schwester Gabriele überholt und ich fliege wie der Wind an die führende Schwester Uschi heran. Aufgeschreckt durch das kollektive Geschrei im Hintergrund dreht sich Uschi um, gerät mit dem Fahrrad ins Schlenkern und stößt mit dem kleinen Michael zusammen. Wir stürzen zu Boden, schürfen Arme, Hände und Beine auf – dennoch, der Rasende Michael ist gestoppt. Bis heute begleitet mich das Ereignis immer mal wieder in meinen Träumen..."