Ich werde regelmäßig von lieben Menschen aus der Wanderbranche gefragt, was denn meiner Meinung nach der neueste Wandertrend sei, der Dernier Cri der Wanderer sozusagen. Genauso, wie in jedem Frühjahr und Herbst die neuesten Modetrends auf den Laufstegen in Paris und Mailand vorgeführt werden, wird anscheinend in jedem Jahr eine neue Wandermode erwartet. Ich habe über diese Fragestellung lange nachgegrübelt, denn prinzipiell ändert sich ja beim Wandern nicht allzuviel. Man geht Schritt für Schritt voran, was soll daran trendy sein?
Gut, man könnte Rückwärtswandern als neuen Trend ausrufen, oder Untenrum-Nacktwandern (da habe ich mich übrigens ganz schön in die Nesseln gesetzt, als ich jüngst in einem Welt-am-Sonntag-Interview behauptet habe, es gäbe in ganz Deutschland nur gefühlte 20 bis 30 Nacktwanderer. Auweia, da haben sich aber die Millionen Nacktwanderer in Deutschland aufgeregt und ich habe zwei Mails bekommen, sozusagen ein Shitstörmchen, und die beiden Nacktwanderer mit akademischen Titeln waren total beleidigt und meinten, ich hätte keine Ahnung und solle schweigen für immer, und dann haben die akademischen Nacktwanderer mir Tabellen geschickt, aus denen ganz klar hervorgeht, dass es mindestens 300 Nacktwanderer in Deutschland gibt, das sei also eine richtige Massenbewegung – und da haben die mich total überzeugt), oder man könnte auch einfach Speedhiking als neuen Wandertrend ausrufen. Ach so, Quatsch, Speedhiking gab‘s ja schon vor ein paar Jahren, hat sich aber meines Wissens absolut nicht durchgesetzt. Man dachte sich wohl damals: Englisch hört sich immer total hip und angesagt an, und schnelles, sehr schnelles Wandern könnte doch auch einen neuen Bedarf an Speed Hiking-Schuhen und Speedhiking-Wanderklamotten hervorrufen. Das war aber nicht so, denn die Leute wollten zwar wandern, aber lieber nicht auf Speed, sondern gemütlich mit zwei Weizenbier bei der Einkehr. ...