Habt Ihr schon mal ein Auerhuhn gesehen? In einigen wenigen Gebirgsregionen gibt es sie noch, zum Beispiel im Schwarzwald auf dem Kaltenbronn. Hier wurde im September 2019 ein neuer Erlebnispfad ausgewiesen, um Kinder und Erwachsene auf die Bedürfnisse der seltenen Vögel aufmerksam zu machen. Die stolzen, aber scheuen Hühnervögel sind nämlich etwas anspruchsvoll, was ihren Wohnort betrifft.
Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Kampagne „Spielend wandern“ von Österreichs Wanderdörfern. Ziel der Kampagne ist es, Kinder und Familien zum Draußensein zu inspirieren, wandernd und spielerisch die Natur (als Spielplatz) zu entdecken. Auf wandermagazin.de veröffentlichen wir dazu jede Woche einen Tourentipp für Familien und Kinder in Deutschland und eine ortsunabhängige Spielidee.
Ein lichter Bergwald muss es sein, in dem sie ungehindert zwischen den Bäumen hindurchfliegen und ihren Balztanz aufführen können, mit Fichten und gerne auch ein paar Buchen, vor allem aber mit Heidelbeersträuchern am Boden. Denn Heidelbeeren sind die Leibspeise der Auerhühner. Außerdem dürfen natürlich geeignete Schlafplätze nicht fehlen, am liebsten hoch oben auf einem Ast mit einem Dach aus Zweigen über dem Kopf. Ja, das Auerhuhn hat ganz bestimmte Vorstellungen von seinem Wohnort.
In den letzten Jahrzehnten sind die Wälder jedoch immer dichter und dunkler geworden, die Fichten werden eng nebeneinander gepflanzt, damit möglichst viel Holz produziert werden kann. Dadurch dringt kaum Sonnenlicht bis zum Waldboden vor, sodass Heidelbeersträucher nicht mehr wachsen können und das Auerhuhn nicht genug zu fressen findet. Außerdem wurde der schöne Vogel gejagt und laute Besuchergruppen mag er auch nicht. Kurz gesagt, es ging den Auerhühnern schon mal besser. Weil es nur noch wenige von ihnen gibt, achten die Menschen im Schwarzwald inzwischen sehr darauf, die Lebensräume und die Auerhühner selbst zu schützen.
Auerhahnsteig
Wäre das Auerhuhn auf Wohnungssuche, dann würde der Wald auf dem Kaltenbronn im Schwarzwald alle Kriterien für eine Auerhuhnwohnung erfüllen. Für Wanderer gibt es seit September 2019 einen 2,5 Kilometer langen Steig, der Euch selbst ein Stück durch das Auerhahn-Revier streifen lässt. An sieben Erlebnisstationen gibt es außerdem viel Erstaunliches über die Auerhühner zu lernen.
Der Rundweg liegt etwa zwischen 860-950 Meter über dem Meeresspiegel. So hoch und höher sind die Gebirge, in die sich die Auerhühner im Schwarzwald oder auch im Bayerischen Wald zurückgezogen haben. Wir starten am Infozentrum Kaltenbronn im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, überqueren einen kleinen Bachlauf und folgen dann einem schmalen Pfad hinauf, mitten hinein in die „Futterwiese“ der Auerhühner. Auf den offenen Flächen wachsen Heidelbeersträucher im Sonnenlicht. Zwei Kilogramm der saftigen blauen Beeren frisst ein Auerhuhn im Sommer pro Tag. Wie viel das ist, seht ihr an einer der Erlebnisstationen. So einen Korb voll Heidelbeeren muss man - pardon huhn - erstmal finden!
Den kargen und langen Winter verbringen Auerhühner in einer Art Standby-Modus, um Energie zu sparen. Sie dösen vor sich hin bis die Zeit für den spektakulären Balztanz gekommen ist, mit dem die Auerhähne die Hennen beeindrucken und ihr Herz gewinnnen wollen.
Auf weichen Kiefern- und Fichtennadeln geht es durch lichten Bergwald, Tritt für Tritt. Obwohl der Weg nicht lang ist, macht er seinem Namen als Steig alle Ehre. Die wurzeligen schmalen Pfade erfordern Trittsicherheit und Konzentration. Die warmen Sonnenstrahlen lassen ein besonderes Waldaroma vom Boden aufströmen, trockene Zapfen knistern unter den Füßen. Man hat das Gefühl, inmitten des Auerhuhn-Wohnzimmers zu stehen. Zwei Etagen über uns in den Bäumen können wir mit dem Fernglas nach den Schlafplätzen des Auerhuhns Ausschau halten, eine weitere der sieben Erlebnisstationen. Welchen Ast würdet Ihr Euch aussuchen?
Nach einem guten Kilometer wechseln wir auf einen Schotterweg, um zu unserem "Pick-Pick"-Platz zu gelangen. Eine kleine Gruppe an Baumstümpfen bieten den idealen Rastplatz. Aufgrund der Kürze des Weges bleibt viel Zeit für eine ausgedehnte Pause und dafür, das Daußensein zu genießen oder Spiele zu spielen oder einfach mal zu lauschen. Die Auerhähne haben eine sehr markante Stimme.
Wie bei den meisten Vogel- oder Hühnerarten sind die Hähne farbenfroher und größer als die Hennen. Im Unterschied zu den meisten anderen Vögeln haben Auerhühner aber sogar an den Füßen Federn.
Nach dem "Pick-Pick" gehen wir über Stock und Stein bergab. Nach der Wanderung, solltet Ihr Eure Gelegenheit nicht verpassen und ins Infozentrum Kaltenbronn gehen. In einem Film bekommt Ihr weitere Einblicke in das faszinierende Leben der stolzen Vögel. Für den kostenlosen Eintritt braucht Ihr Euch unterwegs nur einen Stempel an der Stempelstation abzuholen. Am Infozentrum gibt es außerdem noch einen Trollpfad nur für Kinder – sofern die Erwachsenen Euch einmal alleine ziehen lassen.
Fazit: Klein aber fein: Der im Herbst 2019 eröffnete Auerhahnsteig ist ein lehrreicher Erlebnispfad, der große und kleine Wanderer in die wunderschöne Natur des Schwarzwaldes entführt und in die Lebenswelt der seltenen Auerhühner eintauchen lässt.
Info: www.infozentrum-kaltenbronn.de
Der Weg ist nur in den Sommermonaten bis zum ersten Schneefall begehbar.
Ein unterhaltesames Video zur Wohnungsnot der Auerhühner findet Ihr hier.
Spielen im Wald – Zapfen-Parcours
Zu zweit über Stock und Stein, verbunden durch einen Zapfen zwischen den Schultern – das ist ganz schön knifflig! Bei diesem unterhaltsamen Spiel für zwischendurch geht es um gutes Teamwork! Sucht Euch zusammen einen bestimmten Wegabschnitt aus. Am besten einen mit ein paar natürlichen Hindernissen wie Wurzeln oder Steinen, dann ist Euer Parcours bereits fertig, von der Natur selbst entworfen. Falls Euch der Parcours zu einfach erscheint, könnt Ihr natürlich mit Stöcken und Steinen nachhelfen. Im Zweierteam sucht Ihr Euch einen Zapfen, den Ihr zwischen Euren beiden Schultern einklemmt. Wenn der Zapfen richtig sitzt, geht es auf den Parcours, eng beieinander, vorwärts und seitwärts, Schritt für Schritt. Stimmt Eure Bewegungen aufeinander ab! Das Ziel ist es, den Zapfen bis zum Ende des Parcours nicht zu Boden fallen zu lassen. Nach diesem Parcours laufen die Füße von ganz allein weiter.
Vorsicht: An manchen Zapfen klebt noch Harz. Wisst Ihr, von welchem Baum Euer Zapfen kommt, vielleicht von einer Kiefer oder doch einer Fichte?
Aus der Naturspielesammlung der Initiative "Spielend wandern" von Österreichs Wanderdörfern