Wald – wir durchqueren ihn auf der Suche nach Ruhe und Natur. Er ist grüne Lunge und Holzlieferant. Bäume und ihre Vielfalt auf unserem Planeten faszinieren uns. Passend zu unserem Thema in der aktuellen Ausgabe des Wandermagazins haben wir sechs Literatur-Tipps zum Schmökern und Staunen für Euch zusammengestellt.

1.) In 80 Bäumen um die Welt von Jonathan Drori

2.) 101 Dinge die man über den Wald wissen muss von Rudolf Nützel

3.) Eintauchen in den Wald - Mit Waldgängen gelassen und glücklich werden von Miki Sakamoto

4.) Die Geschichte der Bäume von Kevin Hobbs & David West

5.) Kielings Kleine Waldschule – Vom Leben in der Natur von Andreas Kieling 

6.) Wälder unserer Erde - Wie das Klima den Wald formt von Gunther Willinger

 


1.) In 80 Bäumen um die Welt von Jonathan Drori

© Laurence King Verlag

Jonathan Drori ist mit diesem Buch ein unterhaltsamer Literaturhybrid gelungen. Zum einen lernt der Leser die verschiedenen Baumarten und ihre botanischen Besonderheiten kennen. Zum anderen erklärt Drori zu jedem Baum Kuriositäten und historisch-kulturelle Hintergründe. Schon in der Einführung wird deutlich, dass der Autor seit seiner Kindheit eine ganz persönliche Beziehung zu Bäumen führt. Die Leidenschaft wurde auch Teil des Berufs und Drori wurde schnell klar: „Leute finden interdisziplinäre Geschichten über Pflanzen spannend.“

Unterstützt wird der Lese- und Schmökerspaß von den zahlreichen detaillierten Zeichnungen von Lucille Clerc. Während unser Kopf die Sagen und Anekdoten zur jeweiligen Baumgattung verarbeitet, wandern unsere Augen über die Zeichnungen von Blättern, Früchten und landschaftlichen Ausschmückungen.
Das Buch fordert zum Weitererzählen auf, die Texte sind kurz und prägnant formuliert, die ein oder andere Information lädt einfach dazu ein, sie seinem Gegenüber laut vorzulesen. 

Ein Buch, das dem Leser ohne Druck oder Vorwurf die Vielfalt, aber auch Schutzbedürftigkeit der Bäume deutlich macht. Es ist ein Lehrbuch und gleichzeitig ein Roman, der uns mit auf eine Reise nimmt und staunen lässt.

  • Beispiel aus dem Buch:
    Das robuste Holz des Gujakbaums (Bahamas) ist weltweit bekannt. Doch wusstet Ihr, dass die Schraubwelle des ersten Atom-U-Boots der Welt (USS Nautilus) aus Gujakholz bestand?

Info:
Laurence King Verlag, 2. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96244-016-9
256 Seiten, 80 farbige Abbildung
24,00 € 


 

2.) 101 Dinge die man über den Wald wissen muss von Rudolf Nützel

© Bruckmann Verlag

In diesem kompakten Buch mit 192 Seiten findet sich so manche Wald-Info, die hilft, einen besseren Blick für die von uns Deutschen so geschätzte Biosphäre zu gewinnen. Es empfiehlt sich, das Buch direkt im Rucksack zu haben, wenn es unter den Baumkronen entlang geht.

Die Einträge sind alphabetisch von "A" wie Ahorn bis "Z" wie Z-Baum sortiert und beschreiben nicht nur die vielfältige Flora und Fauna des Waldes sondern auch Begriffe wie "Brusthöhendurchmesser", "Holzernte" oder "Naturschutz im Wald". Diese Mischung kommt nicht von ungefähr. Der Autor, Dr. Rudolf Nützel, ist Diplom-Forstwirt und seit 1995 hauptamtlicher Geschäftsführer der Kreisgruppe München des Bund Naturschutz (BUND). 

Die maximal zwei Seiten langen Einträge sind für den Waldlaien verständlich formuliert. Das Buch dient nicht als Artenbestimmungshelfer. Vielmehr ist es eine gebündelte Sammlung der wichtigsten Themen, die uns beim Waldbesuch begegnen und Fragen aufwerfen könnten. Zahlreiche Fotos, z. T. mit Detailaufnahmen, unterstützen die einfache Orientierung in den Beiträgen. Durchaus auch ein Buch zum Durchblättern und daran hängen bleiben. 

  • Zitat aus dem Buch: 
    »Der Z-Baum steht für "Zukunftsbaum" oder "Zielbaum". Zukunftsbäume sind das Kernelement einzelbaumbezogener Pfelgemaßnahmen der Forstwirtschaft. Dieses Konzept folgt der Überlegung, dass dicke Bäume in der Regel teurer verkauft werden können als dünnere derselben Qualität.« (S.188)

Info:
Bruckmann Verlag, 2. Auflage, 2020
ISBN: 9783734315794
192 Seiten
ca. 70 Abbildungen
14,99 €

3.) Eintauchen in den Wald - Mit Waldgängen gelassen und glücklich werden von Miki Sakamoto

© Hanser Literaturverlage

Der Begriff des Waldbadens hat sich in den letzten Jahren in Deutschland stark verbreitet und mittlerweile ist uns klar, dass es dabei nicht um eine sprichwörtliche Badewanne im Wald geht. Die gebürtige Japanerin Miki Sakamoto gibt sich in diesem Buch große Mühe, den Begriffen und Inhalten des Waldbadens bzw. Shinrinyoku die Befremdlichkeit zu nehmen. Das gelingt ihr durch die sehr persönlichen Beschreibungen ihrer fast täglichen Waldspaziergänge. Das Buch liest sich wie ein Tagebuch. Der Leser folgt Sakamoto einmal durch die vier Jahreszeiten im Wald. Sie beschreibt dabei Details von Pflanzen und Tieren, hängt Gedanken nach und befasst sich mit ihren Beobachtungen des Treibens um sie herum. 

Eine wichtige Erkenntnis, die die Autorin dabei vermittelt: Waldspaziergänge sind in Ruhe und ohne Druck zu tätigen. Hier geht es nicht um Schnelligkeit oder Kilometeranzahl. Der Wald soll keine Kulisse sein, sondern der Hauptakteur. Darauf müssen wir uns mit allen Sinnen einlassen. Sakamoto spricht von einer Meditation nach außen. Ihr ist wichtig, dass man offen durch den Wald geht, sich nicht nach innen verschließt. Die positiven Wirkungen auf die eigene Gesundheit sind dabei ein wichtiges Argument zum regelmäßigen "Baden" im Wald. 

Wer einen sehr persönlichen und facettenreichen Einstieg in die Welt des Waldbadens sucht, findet in diesem Buch tolle Anstöße und Gedanken. Es macht Freude, ihren Einträgen zu folgen und die Lust, sich selbst demnächst im Wald einmal intensiver auf seine Umgebung einzulassen, steigt mit jeder Seite. Dass dabei auch mal ein kritscher Satz von Sakamoto zu Forstmaßnahmen, Überdüngung der Flure und Lebensraumzerstörung fällt, stört nur bedingt den Lesefluss. Die Autorin macht ganz einfach Mut, sich dem Wald zu öffnen. Ihre Sprache ist ehrlich und sehr bildlich. 

  • Zitat aus dem Buch:
    »Bei meinen Waldgängen sehe ich den Wald als Gesamtheit der Bäume, die ihn bilden. Ich höre die Rufe und die Lieder der Vögel, das Geräusch seiner Blätter und wie manche Äste oder Stämme im Wind ächzen. Vor allem bei feuchtem Wetter rieche ich ihn. Was meine Sinne erfassen, ist mir vertraut geworden, doch auch jedes Mal neu.« (S.120)

Info:
hanserblau (Hanser Literaturverlage), 1. Auflage, 2019
ISBN 978-3-446-26198-3
208 Seiten
15,00 €

4.) Die Geschichte der Bäume von Kevin Hobbs & David West

© Laurence King Verlag

Die beiden Autoren Kevin Hobbs und David West bringen gemeinsam 65 Jahre Erfahrung zum Thema Bäume in diesem Buch zusammen: Hobbs als professioneller Züchter und Gärtner sowie mit seiner Tätigkeit bei Whetman Plants International und West mit seiner eigenen Gärtnerei und dem Versand von ungewöhnlichen Pflanzen (PlantsToPlant.com).

Das Buch ist eine chronologische Darstellung von Baumarten weltweit, ausgehend vom ersten nennenswerten Kontakt des Menschen mit ihnen. Dabei zeigen die Autoren die geschichtliche Verknüpfung und erläutern allgemein Wissenswertes sowie Forschungsinhalte zu den einzelnenen Pflanzen auf eine zugängliche und teils humorvolle Weise.

Der Leser stößt auf vertraute Namen wie den Buchs, Ginko oder Olivenbaum, aber auch auf eher unbekannte Gewächse wie den Tasmanischen Blaugummibaum, die Ahgbark-Hyckorynuss oder den indischen Pepulbaum. Die Illustrationen von Thibaud Hérem lassen uns auch visuell daran teilhaben. Kleine Steckbriefe neben den Zeichnungen ergänzen die Einträge. 

Ähnlich wie bei Jonathan Droris "In 80 Bäumen um die Welt" ist das Buch eine Freude zum Schmökern. Jeder Baum präsentiert sich auf einer Doppelseite mit überschaubarem Text und einer Zeichnung. Eine Reise durch die Zeit und Welt wird so ganz individuell für den Leser möglich. Ein sehr gelungener Anreiz, um sich mit den stillen Riesen und ihrem gewaltigen Einfluss in unserem Dasein auseinanderzusetzen.

  • Zitat aus dem Buch: 
    »Der Weiße Kapokbaum ist eines der drei Baumwunder der Welt. [...] Dem Volksglauben in Trinidad und Tobago nach steht mitten in einem Wald ein gewaltiger Kapokbaum namens Teufelsburg. Darin ist der Todesdämon Bazil eingesperrt, überlistet von einem einfachen Schreiner, der sieben Zimmer in den Baum zimmerte und Bazil mit List dazu brachte, hineinzugehen.« (S.108)
© Barbara Dietl für Laurence King Verlag

Info: 
Laurence King Verlag, 1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96244-080-0
216 Seiten, 350 Abbildungen, davon 250 farbig

30,00 € 

 

 

5.) Kielings Kleine Waldschule – Vom Leben in der Natur von Andreas Kieling

© Piper Verlag

Der bekannte Tierfilmer Andreas Kieling nimmt den Leser an die Hand und führt ihn durch kurz gehaltene, aber sehr informative Kapitel rund um die Bewohner und Pflanzen im Wald. Dabei schafft er es, sehr fokussiert zu erzählen und bindet seine vielen Erfahrungen amüsant und ehrlich mit ein. Es geht um Vögel, Insekten, den Naturschutz, den Nutzen eines Fernglases, Pilze und Früchte – kurz gesagt, das Buch vermittelt einen interessanten Querschnitt durch den Lebensraum Wald.

Dabei macht Kieling auch auf kritische Themen aufmerksam, appelliert in ruhiger und sachlicher Art und Weise an den Rezipienten. Besonders dann spürt der Leser die Leidenschaft des Autors und wird immer wieder von ihr mitgerissen. Wie schön und artenreich ist doch die Natur um uns herum und wie schützenswert sollte sie uns sein. Warum also sich nicht einmal für eine halbe Stunde bewegungslos im Wald niederlassen und beobachten, was um einen herum passiert? Mit diesem Buch als Inspiriationsgeber und Wissensvermittler traut man sich das zu und nimmt gerne wieder Platz auf der "Schulbank".

Das Buch ist in Teilen die gedruckte Form von Kielings Videoblog "Kleine Waldschule" auf Facebook. Es lohnt sich vorbeizuschauen!

  • Zitat aus dem Buch:
    »Im Grunde ist unser Verhältnis zur Natur, zu Wildtieren und sogar Pflanzen höchst ambivalent. Wir unterscheiden sie in gut und böse, in giftig und genießbar, in putzig und hässlich, in Nützling und Schädling. Wenn Sie unseren Vorstellungen entsprechen, dürfen sie bei uns leben, wenn nicht, sind sie uns suspekt und sollen (wieder) verschwinden.« (S.19)

Info:
Piper Verlag, 1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-89029-516-9
208 Seiten
18,00 €

 

6.) Wälder unserer Erde - Wie das Klima den Wald formt von Gunther Willinger

Helfer beim Klimaschutz und Holzlieferant, Sehnsuchtsort und Sorgenkind – wie kaum ein anderes Thema steht der Wald aktuell im Zentrum der Aufmerksamkeit. Doch wie geht es dem Wald wirklich? Und wie viele Bäume wachsen eigentlich im Amazonasgebiet? Warum braucht der Wald den Wolf? Wieso zerstören Feuer manche Wälder nicht? Sind Bäume wirklich friedlich? Und was macht überhaupt einen Wald aus? 

© Wälder unserer Erde - Wie das Klima den Wald formt
von Gunther Willinger,
erschienen bei teNeues, € 50, www.teneues.com

Antworten auf diese und weitere Fragen liefert "Wälder unserer Erde". Gunther Willinger zeigt auf einem Streifzug durch die fünf Waldformen der Erde – von den Nadelwäldern des hohen Nordens bis zu den Regenwäldern der Tropen – den komplexen Zusammenhang zwischen Wald, Natur und Klima und erklärt, was der Mensch tun muss, um dieses Wunder zu erhalten. 

Wälder gelten als die grünen Lungen der Welt, denn sie produzieren lebensnotwendigen Sauerstoff und binden Kohlenstoffdioxid. Je nach Klimazone unterscheiden sie sich deutlich in ihrer Artenvielfalt, den Baumarten und den Tieren und Pflanzen, denen sie Nahrung und Wohnraum bieten. Immer mehr Menschen entdecken den Wald für sich als Ort der Stille und zum Kraft tanken. Als stummen Freund, der zuhört und der Seele gut tut. Leider schwinden viele Waldgebiete durch die Einwirkung des Menschen.

Dieses Buch soll einen Überblick über die verschiedenen Waldtypen geben, die je nach Klima und Bodenbeschaffenheit ihren Charakter herausgebildet haben. Es liefert viele Hintergrundinformationen, zeigt dabei aber auch die Schönheit, die das ewige Grün der Tropen und Subtropen ausstrahlen, die Faszination eines in herbstliches Gold gefärbten europäischen Laubwaldes oder die Wildheit und Weite des borealen Nadelwaldes, der sich wie ein Band über die Nordhalbkugel, von Skandinavien über die sibirische Taiga und Alaska bis in weite Teile Kanadas hinein ausbreitet. 

Das Buch ist sowohl mit Fotos der renommierten Nature Picture Library als auch mit Aufnahmen aus dem Archiv des Autors bebildert und öffnet auf ganz neue Weise die Augen für die beeindruckende Welt der Wälder.

Diese mächtige Würgefeige (Ficus spec.) im Nebelwald von Monteverde, Costa Rica, 
hat bereits ihr Lebenswerk vollbracht. Foto © Gunther Willinger

Info:

erschienen im teNeues Verlag
ISBN: 978-3-96171-217-5
224 Seiten, Hardcover 
149 Farbfotografien 
Texte in Deutsch

Kosten: 50,00 €