Einen Gebirgskamm entlang zu wandern, ist ein besonders faszinierendes und lohnendes Naturerlebnis. Der Weg folgt dem natürlichen Verlauf eines Höhenzuges, lässt links und rechts in die Ferne blicken und entführt Wandernde in die weniger besuchten Landschaften über den Tälern. Der Kammweg Erzgebirge-Vogtland bietet ein solches Naturerlebnis. Vor allem im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet finden Wandernde viel Ruhe in der Natur und außerdem eine besondere Erinnerungslandschaft. 

Tannengeflüster statt Großstadtlärm

Auf 287 km führt der Kammweg über die höchsten Gipfel des Erzgebirges und Vogtlandes. Als Qualitätswanderweg bietet er perfekte Bedingungen für entspannte Wandertage und ungestörten Naturgenuss, um die eigenen Energiereserven wieder einmal aufzuladen. Dreiviertel der Gesamtstrecke verlaufen durch den Naturpark Erzgebirge-Vogtland. Seltene Felsformationen, blühende Bergwiesen und Hochmoorlandschaften säumen den Weg. Außerdem gewinnt man unterwegs Einblicke in die Bergbaugeschichte der Region, lernt außergewöhliche Traditionen und lokale Handwerkskunst kennen.

Die Kienmühle im wildromantischen Kemnitztal © Archiv TVV, Alex Willig

Wer den Weg in einem Stück erwandern möchte, beginnt in Geising im Osterzgebirge nahe der tschechischen Grenze und wandert in 17 Etappen über die Bergrücken gen Westen durch das Vogtland bis nach Blankenstein in Thüringen, wo er an den Rennsteig und Frankensteig anknüpft. Wer nur ein paar Tage unterwegs sein möchte, kann nach Belieben einen Abschnitt des Kammwegs wählen. Ein Highlight sind z. B. Etappe 15 und 16.

Am Grünen Band

Neben Ruhe und Naturgenuss finden Wandernde auf den Etappen 15 und 16 vor allem auch eine Erinnerungslandschaft vor: Der Kammweg führt hier entlang des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens, heute bekannt als Grünes Band. Die früheren Sperrgebiete sind für einige seltene Tiere und Pflanzen zu Rückzugsorten geworden und sind es bis heute. Nach wie vor dünn besiedelt, steht die wertvolle Landschaft seit der Grenzöffnung unter Naturschutz und bildet einen in dieser Form einzigartigen Korridor des Artenschutzes quer durch Deutschland.

Durch Fichtenwald und am Waldrand mit Blick auf Wiesen und Täler führt die 15. Etappe ins Burgsteingebiet. Es empfiehlt sich Proviant im Rucksack zu haben, denn Einkehrmöglichkeiten gibt es auf den beiden gut 20 km langen Etappen unterwegs nicht. Dafür entdecken Wandernde Kirchen- und Burgruinen, durchstreifen die Auenlandschaften des Weißigbaches und wandern entlang der Talsperre Dröda. Ein Wandertag, der die Hektik des Alltags vergessen lässt.

Ein Stück Kolonnenweg bei Grobau © Archiv TVV, Alex Willig

"Little Berlin"

Etappe 16 beginnt mit der Burgsteinruine und dem Ort Mödlareuth mit seiner bewegten Vergangenheit. Der kleine Ort liegt zur Hälfte im Freistaat Bayern und zur anderen Hälfte im Freistaat Thüringen. Die innerdeutsche Grenze verlief also quer durch den Ort. Deshalb ist Mödlareuth heute als "little Berlin" bekannt und mit seinem Museum eine der bekanntesten Gedenkstätten sowie Symbol der deutschen Teilung.

Hier und auf dem weiteren Wegverlauf begegnen Wandernde immer wieder den Erinnerungen an die ehemalige deutsch-deutsche Grenze. Wie Mahnmale liegen sie in der Landschaft. So führt der Kammweg ein Stück über den Kolonnenweg und vorbei an Überresten der einstigen Grenzschutzanlagen. Zum Ende der Etappe nähert sich der Kammweg der Saale und dem Zielort Hirschberg mit dem gleichnamigen Schloss.

Dreibistumseck bei Eichigt © Archiv TVV, Sebastian Theilig

Rundweg zum Dreiländereck

Wer gerne einen Tag verweilen möchte, findet nahe des Kammwegs noch eine andere bequeme Möglichkeit, die Region am Grünen Band zu erkunden. Der "Rundweg am Dreiländereck" beginnt und endet in Ebmath unweit des Kammwegs und führt auf 16,5 km durch zahlreiche kleine Dörfer und auf aussichtsreichen Wegen zum Dreiländereck Sachsen-Bayern-Böhmen. Der Rundweg entstand im Rahmen des neuen Wanderprojekts Geh.Zeiten.

Info: www.vogtland-tourismus.de