Liebe Leserin, lieber Leser,

Wandern ist vielleicht die intensivste Art und Weise, Natur zu erleben! „Warum?“ werde ich immer wieder gefragt? Weil das Erlebnisvermögen auf der Aufnahmekapazität unserer Sinnesorgane beruht. Sie sind die Rezeptoren, die unentwegt Informationen ins Gehirn transportieren. Ein wahrer Informationsorkan. Gefiltert durch Erfahrungen aus früherem Erlebnissen, reflektiert mit dem Wissen, von der Ratio gecheckt, mit dem Wasserstrahl der Emotio benetzt – so organisieren die sechs Sinne unser Erleben. Dabei definieren unsere Gene die Aufnahmegeschwindigkeit und die Menge der Informationen. Schon dem Radfahrer entgehen bei 10 oder 15 km/h eine Fülle von Details, die sich nur dem Gehenden erschließen. Die Augen vergröbern bei zunehmender Geschwindigkeit ihr Wahrnehmungsraster. Je schneller, umso weniger Details. Nur beim Gehen ist die kollektive Sinneswahrnehmung in völliger Harmonie mit der Aufnahme- und Verarbeitungskapazität des Gehirns. Das verleiht dem Wandern eine einzigartige, eine wahrhaft unvergleichliche Magie. Es ist die Magie des intensiven Erlebens. In diesem ausgewogenen Zustand schüttet das Gehirn autonome Glückshormone aus, sie durchströmen Körper, Geist und Seele. Das Glück winkt jedem Wanderer.

In einem Workshop Mitte April 2008, zu dem Wandermagazin fünfzehn renommierte Wandertouristiker aus den Landestourismusverbänden und Spitzenwanderregionen Deutschlands nach Königswinter eingeladen hatte, stellten die Teilnehmer fest: Das Tempo der Eigenbewegung ist eine der Stellschrauben, mit der die Intensität des Natur-erlebens und die Produktion von Glücksmomenten besonders aussichtsreich gelingen kann. Wohl wahr!

Aussichtsreich ist natürlich auch der Blick in die vorliegende Ausgabe des Wandermagazins. Wir stellen alpannonia® vor, das neue Weitwandervergnügen vom Semmering in die ungarische Puszta. Seen sind ein Thema des Heftes. Sie sind zum Wandern schön. Als Ziel, als Wegbegleiter, als Rastpunkt oder Sehnsuchts- und Stilleort. Nach längerer Zeit kehren wir wieder in den Schwarzwald zurück. Wer wieß eigentlich, dass große Bereiche des Mittleren und Hohen Schwarzwaldes in Höhenlagen knapp unter oder über 1.000 Metern liegen? Um Geschichten und Geschichtchen geht es in einem weiteren Themenschwerpunkt. Er führt uns von der Hanse zum Robin Hood des Erzgebirges. Grenzenlos Wandern ist ein weiteres Thema. Grenzüberschreitend sind denn auch die Vorschläge und Reportagen. Wir bewandern Bornholm, Dänemarks Wanderinsel in der Ostsee, pendeln zwischen Oberstdorf und Kleinwalsertal und besuchen das Schengener Eck.

Besonders freue ich mich über die Allgäureportage mit eigenem Pocketguide. Die Serie Wandern mit der Bahn entführt uns nach Berlin-Brandenburg. Wir stellen die neuen Aussichten am Rothaarsteig vor. Wir entführen Sie nach Gran Canaria, in das südfranzösische Gard und in das elsässische Grand Ried.

Alles zusammen: viel Stoff, um die Magie des Wanderns am eigenen Leibe zu erleben. Auf einen schönen Wandersommer!

Ihr Michael Sänger, Chefredaktion Wandermagazin