Der Camino Primitivo fordert den Pilger mit Steigungen, starken Winden und häufigen Schneefällen und schenkt ihm unvergessliche Naturerlebnisse in einer hinreißenden Hochgebirgslandschaft. In abgelegenen Dörfern und Weilern scheint die Zeit still zu stehen. Am dunklen Schiefer der Gehöfte perlt die Zeit ab wie ein sanfter Regenschauer, strohgedeckte Getreidespeicher scheinen aus vergangenen Zeitaltern herüberzugrüßen. Weit schweift der Blick über die Höhen, über die sich im Frühling ein gelber Blütenteppich aus Ginster und Stechginster zieht. Hier und dort sammeln sich knorrige Eichen zu kleinen Hainen, in uralten Dörfern wird die Pilgertradition gepflegt, bleiben Legenden lebendig.

Eines dieser Dörfer ist A Fonsagrada, das wir um die Mittagszeit erreichen. An diesem Sommertag brennt die Sonne heiß auf die verlassenen Straßen. Ein einzelner Pilger sitzt in der Nähe der „Heiligen Quelle“, die dem Dorf ihren Namen gab, und studiert seine Karte. Der Legende nach belohnte der Heilige Jakob eine arme Witwe, indem er das Wasser dieser Quelle zum Dank für ihre Gastfreundschaft in Milch für ihre Kinder verwandelte. Doch nicht nur für ihre Quelle ist die Ortschaft berühmt, sondern auch für eine süße Spezialität, die „Dulces von A Fonsagrada“, ein Kuchen aus Mandeln und Creme, der in Kombination mit einem Kaffee auf Eis für alle Strapazen des Weges entschädigt.

Von hier aus geht es weiter nach Montouto und dann durch das Schiefergebirge nach Paradavella. Hier bewundern wir die „pallozas“, alte strohgedeckte Rundbauernhäuser, an denen sich hervorragend die für die Berge im Osten Galiciens typische Bauweise erkennen lässt. ...