Der schöne, aber auch stolze Narziss wurde von der Nymphe Echo geliebt. Er selbst konnte sich aber in keine andere Person verlieben. Echo verging daraufhin vor Sehnsucht und nur ihre Stimme blieb als Echo in den Bergen erhalten. Narziss verliebte sich aber in sein Spiegelbild in einem See, das er allerdings nicht umarmen konnte. Das Schicksal spielte im übel mit, er fiel ins Wasser und ertrank. Als man den toten Narziss verbrannte, verwandelte er sich, so die Sage, in eine Blume, der man seinen Namen gab. Wie wir wissen, heißt die Blume mit der glockengleichen Blüte noch heute so. Die wegen ihrer Blütezeit im April auch als Osterglocke bezeichnete Pflanze wurde von Linné als Narzissus pseudonarzissus bezeichnet. Aus einer Zwiebel wachsen schmale Blätter, die etwa so lang sind wie der ebenfalls aus der Zwiebel wachsende Stängel. Dieser trägt nur eine Blüte. Sie besteht aus sechs blass gelben Perigonblättern und einer kräftig gelb gefärbten, röhrigen Nebenkrone, die zur Orientierung der Insekten innerhalb der großen Blüte dient. Die Gelbe Narzisse gehört wie die Schneeglöckchen und Märzenbecher zur Familie der Narzissengewächse, von denen sie sich durch die ausgebreiteten Perigonblätter und das Vorhandensein der Nebenkrone unterscheidet.

Die Gelbe Narzisse ist eine Westeuropäische Pflanze, die hier in der Eifel und den angrenzenden Ardennen in Belgien und in Deutschland vorkommt. In Deutschland liegen die Vorkommen bereits nahe an der Ostgrenze ihrer Verbreitung. Man findet sie auch im Hohen Venn, im Hunsrück, in den Vogesen, im Schweizer Jura, in den Alpen bis etwa 1800 m, nach Osten bis Südtirol und in Italien bis weit in den Süden. Neben den Gelben Narzissen gibt es wild auch Weiße Narzissen. Beide Arten sind gelegentlich verwildert und eingebürgert. Die Schönheit dieser Pflanzen hat dazu geführt, dass man zahlreiche Sorten gezüchtet hat, die heute im Frühling in den meisten Gärten und Parkanlagen zu finden sind. Der natürlichen Schönheit der wilden Narzissen tut dies keinen Abbruch.

Unser Frühlingsvorschlag für eine Blumenwanderung führt diesmal ins Oleftal, das sich entlang der deutsch-belgischen Grenze zwischen der Eifel und den Ardennen erstreckt. Etwa von Anfang April bis Anfang Mai blühen hier zigtausende der Gelben Narzissen auf den Wiesen der Hänge links und rechts der Olef. Ausgehend von einem mit dem ÖPNV und PKW gut erreichbaren Parkplatz sind auch die Pflanzenstandorte nach einer kleinen Wanderung von etwa einer halben Stunde mit minimalen Höhenunterschieden leicht erreichbar.  Unsere Rundwanderung erfordert etwa zwei Stunden.

Ein Schatz im Naturpark

Der Beliebtheit und Bedeutung der Gelben Narzisse im Oleftal entsprechend finden durch den Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel von Anfang April bis Anfang Mai unter dem Titel „Zur Narzissenblüte im Oleftal“ geführte Exkursionen (ca. 3 Std.) statt, die am Parkplatz Hollerather Knie beginnen. Infos unter  www.eifel-expeditionen.de.

 

Wer sucht, der findet

Auch in anderen Gegenden ist man sich der Bedeutung des Vorkommens dieser Pflanzen bewusst. Daher finden im Perlachtal bei Monschau-Höfen in der Nordeifel von Anfang April bis Anfang Mai ebenfalls geführte Exkursionen statt. Treffpunkt ist dort das Naturhaus Seebend an der Ortsdurchfahrt B 258 in Höfen. Infos auf www.monschau.de. Auch in Gerardemer in den Vogesen feiert man die goldgelb blühenden Narzissen. Wer auf eigene Faust erkunden möchte, wird nahezu in allen Bachtälern der Gegend fündig. In der westlich angrenzenden und deutschsprachigen Wanderregion von Ostbelgien gibt es ebenfalls reiche Vorkommen. Die Narzisse liebt sonnige bis halbschattige Standorte und nährstoffreichen und feuchten Boden.

 

Gefährliche Schönheit

Alle Teile der Narzisse sind für Menschen und Tiere giftig, da sie Alkaloide enthalten, die sogar tödlich wirken können. Bei Berührungen kann es zu Hautentzündungen kommen. Schließlich ist zu erwähnen, dass die Gelbe Narzisse gesetzlich geschützt ist. Das bedeutet selbstverständlich: Stehen lassen! Die Gelbe Narzisse ist in ihren Beständen dank der menschlichen Eingriffe stark bedroht. Das Schutzbedürfnis sollte daher jeder ernst nehmen.

 


Tourentipp: Botanische Halbtageswanderung – Zu den Narzissenwiesen im Oleftal (Nordeifel)

Wanderzeit: 2 Std.  Länge: 7 km 
Anstieg: 100 m

Start und Ziel: Parkplatz Hollerather Knie

An- und Abreise ÖPNV: Köln Hbf. – Kall RE, Kall Bhf. – Hellenthal Busbahnhof Bus 829, Hellenthal Busbahnhof – Hollerath Zollstelle Bus 839 (zeitweilig nur nach tel. Bestellung 0180/6 15 15 15)

An- und Abreise PKW: Von Süden A 60 bis
AS Prüm und über Prüm auf der B 265 bis Parkplatz Hollerather Knie, 53940 Hellenthal-Hollerath. Von Norden und Westen über Schleiden und Hellenthal auf der B 265.

Wegbeschreibung: Vom Parkplatz Hollerather Knie (B 265) etwa in Süd-Richtung an den Waldrand. Hier nach Wegweiser „Narzissenwiese“ rechts zu einer Weggabelung. Hier wieder rechts an einer Rodungsfläche  entlang. Im folgenden Wald an einer Wegkreuzung nach Wegweiser Narzissenwiese links weiter und abwärts. Man erreicht eine Wegkreuzung mit Rastplatz. Neben einer Bank steil abwärts. Dann über eine Brücke und am Waldrand entlang aufwärts. Weiter über eine Rodungsfläche zu einer T-Gabelung, an der man links am Hang des Oleftales geht. Nach kurzem Abstieg wieder links  im Tal des Jansbaches. An einer Wegkreuzung am Jansbach links auf einer Straße aufwärts und  geradeaus über eine Kreuzung. In einer folgenden Senke mit mehreren Abzweigungen führt der Narzissenweg wieder aufwärts. Dann geradeaus über eine Wegkreuzung, an den Waldrand,   zu der bereits bekannten Weggabelung. Hier wenige Meter nach rechts, dann links zum Parkplatz Hollerather Knie zurück.

Karte: Wanderkarte Nr. 4/14 des Eifelvereins Schleidener Tal, Hellenthal, Schleiden,
Gemünd 1:25.000, ISBN 978-3-921805-53-4

Recherche: Recherche: 3.-4. April 2014

Informationen:
TI Hellenthal, Rathausstr. 2, 53940 Hellenthal Tel. 02482/85-115

tourismus@hellenthal.de, www.hellenthal.de