Brandenburg bietet viele Landschaftsformen zum Erwandern. Da sind klare Seen, Buchenwälder, und eben Moore. Und gerade diese Torfgebiete verdienen besondere Aufmerksamkeit. Bis in die 1970er Jahre hatten die feuchten Landschaften mit dem Image des Unwegsamen und Unheimlichen zu kämpfen und wurden systematisch trocken gelegt. Mittlerweile ist weit bekannt, wie wichtig das Moor für die Umwelt ist, da im Torf große Mengen CO2 gebunden werden. Gleichzeitig filtern die empfindlichen Ökosysteme Grundwasser und wirken Überschwemmungen entgegen. Wie sehr sich die wertvollen Biotope dabei unterscheiden können, erlebt man auf dem Moorerlebnispfad bei Menz im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land und auf dem Zweiseitenweg am Rambower Moor in der Prignitz.
Von Moor zu Moor
Im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land im Norden Brandenburgs gibt es gleich mehrere Moore zu entdecken. Auf dem 12 km langen Moorerlebnispfad mit Start und Ziel am Naturparkhaus in Menz geht es vorbei an verschiedenen Niedermooren. Zunächst führt der Weg entlang des Roofensees zu einem Verlandungsmoor. Das Nebenbecken des Gewässers vertorfte durch zunehmendes Wachstum der Uferpflanzen über Jahrtausende. Ein weiteres Biotop, das der Weg passiert, ist eine Feuchtwiese: Die Torffläche wurde einst von Menschenhand entwässert, um Heu zu produzieren. Heute ist sie aufgrund der artenreichen Pflanzenwelt ein Hort für Falter und allerlei andere Insekten.
Als nächstes widmet sich der Moorerlebnispfad Kesselmooren, die sich hier oberhalb anderer Moore bildeten. Aufgrund der namensgebenden Form sammelt sich Wasser in den Senken, worüber sich sogenannte Schwingrasen bilden können. Unter den an der Wasseroberfläche verwachsenen Pflanzen vertorft die Biomasse und füllt den Kessel immer mehr. Auf dem sauren Untergrund dieser Moore gedeihen vor allem Torfmoose, die große Mengen Wasser speichern. Anhand eines hier präsentierten Bohrkernmodells lassen sich die verschiedenen Schichten der Feuchtbiotope gut nachvollziehen und es wird anschaulich gemacht, wie sich der Torf hier in den vergangenen 12.000 Jahren aufgeschichtet hat. Auf dem letzten Stück des Pfades geht es dann durch einen Erlenbruchwald. Hier leben die Bäume unter nährstoffarmen Bedingungen auf Torf und in Tümpeln. Tote Exemplare werden dann über Jahre in den Moorkörper aufgenommen und ragen nur noch als schwarze Pfähle empor.
Dem Moorochsen auf der Spur
Weitere Aspekte der Moorwelt zeigt der Zweiseitenweg in der Prignitz im nordwestlichen Brandenburg. Der Rundgang führt auf 10 km durch das Rambower Moor. Informationstafeln entlang der Strecke geben einen tieferen Einblick in das Habitat Moor. Zugehörig zum Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“, steht das Feuchtgebiet unter dem Schutz der Unesco. Ein Quellmoor sprudelt hier konstant. Dadurch wird das weitere Gebiet als Durchströmungsmoor mit Grundwasser versorgt, das dann in den angrenzenden Nausdorfer Kanal fließt.
Das einst durch menschliches Eingreifen stark beanspruchte Rambower Moor beherbergt dank Renaturierungsmaßnahmen wieder eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Neben einer Heimat für Otter und Aale ist das Biotop auch Teil eines EU-Life Projekts zum Schutz der gefährdeten Großen Rohrdrommel. Der umgangssprachlich auch als Moorochse oder Mooskuh bekannte Vogel aus der Familie der Reiher verunsicherte einst nächtliche Moorwandernde durch den tiefen Balzruf der Männchen. 3.000 Kraniche steuern das Moor jeden Herbst als Rastplatz an, um von hier aus die Reise nach Süden später fortzusetzen. Die Mitnahme eines Fernglases lohnt also. Vom Aussichtsturm fällt die Vogelbeobachtung noch leichter. Hier reicht der Blick über große Teile des Moors und den Rambower See – die größte Restwasserfläche des Areals – und es fallen die geologische Eigenheiten der Landschaft ins Auge. Das Gelände ist geprägt von einer großen Rinne, die die Moorfläche wie eine Ader durchzieht. Doch diese Linie ist nicht von Menschenhand gezeichnet. Vielmehr kennzeichnet sie, was sich unter dem Moor verbirgt: Hier grenzen Teile des Gorlebener Salzstocks an. Wasser spülte im Laufe der Zeit Kanäle in das Steinsalz, die dann unter der Last der Torfs kollabierten und den „See“ sowie die Rinne bildeten. 2014 sorgte diese einzigartige Landschaft dafür, dass das Moor von der Heinz-Sielmann-Stiftung als schönstes Naturwunder Deutschlands ausgezeichnet wurde.
Dank der Exkursionen in die Welt der Moore wandelt sich der Blick auf die Feuchtbiotope. Statt unwegsam und unheimlich präsentieren sich die Torfgelände heute als gut wanderbar und unheimlich interessant. Und Brandenburg bietet noch viele weitere Möglichkeiten, in die Welt der Moore einzutauchen, wie die Heide-Moor-Radtour im Elbe-Elster-Land, per Planwagenfahrt durch den Loben oder ganz entspannt beim Moorschlammbad im Kurort Bad Saarow.
Noch mehr (Moor-)Wanderungen in Brandenburg finden sich auf www.reiseland-brandenburg.de/wandern, in der kostenlosen Brandenburg-App oder über die Web-App auf willkommen.reiseland-brandenburg.de. Hier gibt es auch weitere regionale Tipps zum Aufenthalt, Offline-Karten, Tourentipps u.v.m. !