Unsere kleine Wandergruppe parkt auf dem "T-Rex-Parkplatz" am Naturzentrum Teufelsschlucht. Wenige Autos stehen hier an diesem sonnigen Samstagvormittag, doch die Größe des Parkplatz lässt erahnen, was an einem sommerlichen Wochenende hier los sein wird. Noch ist Nebensaison bzw. der angrenzende Dinopark hat Winterpause bis Mitte April. Das kommt uns ganz gelegen. Wir stapfen also los über einen sehr kurvig angelegten, hellen Pfad durch ein Wäldchen. Es handelt sich wohl um einen Lehrpfad, uns begleiten mehrere Infotafeln zu verschiedenen Lebensräumen von Tieren. Sie tragen bunte Titel wie z. B. "Wer lebt in einem Steinhaufen". Hier begegnen uns auch die ersten zwei Dinosaurier-Statuen. Interessant, aber nicht das, weshalb wir heute gekommen sind, also gehen wir direkt weiter und folgen den Schildern in Richtung Naturzentrum. 

Eigentlich hatten wir uns eine 17 km lange Strecke ausgesucht, doch im Besucherzentrum schlägt uns eine junge Frau, die die Stellung an der Information hält, schnell eine Alternative vor: Ca. 8 km auf der „Teuflischen Acht“. Sie kenne die Wege hier gut und die Strecke werde uns länger vorkommen, versichert sie uns. Außerdem wären die Highlights Teufelsschlucht und Irreler Wasserfälle auf jeden Fall mit dabei. „Und falls Sie dann noch nicht genug haben, dann können Sie auch von hier aus auf die 17 km Runde einsteigen und diese gegebenenfalls um die Hälfte abkürzen“, schmiedet sie freundlich unsere Wanderroute weiter und drückt uns einen Ausdruck der Wege zur Orientierung in die Hand. Wir hadern nicht lange, die Frau weiß, wovon sie spricht, und wir entscheiden uns spontan um. Es geht also auf die „Teuflische Acht“. Die gelbe Wegmarkierung – eine Acht mit Teufelshörnchen – lässt mich zum dritten Mal schmunzeln.

Egal ob rauf oder runter – die Teufelsschlucht zu durchqueren
​​​​​macht einfach Spaß © Ricarda Große 

Wir müssen nicht weit laufen und schon finden wir uns vor der Teufelsschlucht wieder. Es geht auf Steinstufen bergab durch eine zum Teil schulterbreite, schmale Felsspalte. Schnell wird die Luft feuchter und kälter. Rechts und links von uns strecken sich die fast 25 m hohen Gesteinswände in die Höhe. Einfach wunderschön! Ich bin sofort ganz eingenommen von diesem geologischen Phänomen, dass vor 10.000 Jahren, gegen Ende der letzten Eiszeit entstand.  Die Kombination zweier unterschiedlicher Gesteinsschichten – der eher poröse Luxemburger Sandstein und die darunter liegende undurchlässige Keuperschicht – sind für die Felsspalten verantwortlich. An manchen Stellen schrubbt mein Rucksack am Gestein entlang. So gefällt mir das, sofort hat diese Wanderung ein bisschen Abenteuerflair.

Am Ende der Stufen stehen wir wieder im warmen Licht der Frühlingssonne. Der Weg führt weiter an den Steinen und Felsen vorbei und wird uns nur selten auf dieser Wanderung von diesen wegführen. Jetzt begegnen uns auch weitere Wanderer. Viele Familien laufen hier von einem Felsen zum nächsten. Da mein Inneres Kind vor Freude auf und ab springt, kann ich nur vermuten, dass diese Landschaft hier für Familienausflüge wirklich was zu bieten hat. Wir hören viel Lachen, ein paar Rufe der Vorsicht und das schwere Atmen der uns entgegenkommenden, bergauf laufenden Grüppchen. Bald aber sind wir wieder unter uns. Das auf den bodenliegende Laub leuchtet in der Sonne warm um uns herum. Nach rechts kann man ins Tal blicken und weit durch den Wald hindurch, da noch kein dichtes Blätterdach die Sicht nimmt. Immer wieder fahre ich mit der Hand über die Felsen, während es im Wechsel leicht bergab und bergauf geht. Das Gestein fühlt sich rau und kalt an, aber durch die Moosschichten auch weich und warm. Wir steigen durch weitere Felsenformationen hindurch. Ich konzentriere mich auf meine Schritte, ziehe meistens rechtzeitig den Kopf ein und schiebe mich durch manch schmale Öffnung hindurch. Dabei berühre ich ständig das Gestein oder einen Baum – der direkte Kontakt zur Natur ist hier nicht zu vermeiden, solche Wege sind mir die liebsten.

Gut markiert wandert es sich auf der "Teuflischen Acht" © Ricarda Große

Dann geht es abwärts auf einem breiteren Weg. Nach einer Weile erahnen wir das glitzernde Wasser der Prüm unter uns. Wir machen einen kurzen Abstecher zum Fluss und blicken auf die Stromschnellen, die Irreler Wassserfälle. Hier schmunzel ich zum vierten Mal. Über die Betitelung „Wasserfälle“ kann man diskutieren, aber gut, das Wasser rauscht und fällt über mehrere Stufen, vielleicht reicht das schon, um von Wasserfällen zu sprechen. Auf jeden Fall ist es ein schöner Ort, um kurz zu verweilen. Wieder zurück auf der „Teuflischen Acht“ geht es gemütlich auf einem breiteren Weg am Ufer der Prüm entlang. Hier sind auch einige Radfahrer unterwegs. Da der Weg asphaltiert und ebenerdig ist, wundert uns das nicht. Sowohl für Wanderer als auch für die Räder ist auf jeden Fall genug Platz.

Nach wenigen hundert Metern geht es für uns links ab zurück in den Wald und somit wieder auf einen schönen Trampelpfad. Jetzt wird uns für eine ganze Weile ein kleiner Wildbach beim stetigen Bergauf begleiten. Der Bach hat übrigens auch einige Miniatur-Wasserfälle zu bieten und ich schmunzel zum fünften Mal. 
Der Anstieg ist nicht ohne, aber durchaus in Ruhe gut zu schaffen. Der Pfad lenkt erfolgreich ab, da man doch auf seine Tritte achten und ein, zwei Mal über den Bach und diverse Steine balancieren muss. Es geht immer weiter hoch, zurück auf das Plateau, das wir oberhalb der Irreler Wasserfälle verlassen hatten. Die Felsenformationen kehren wieder zurück und schnell finden wir uns in einer wunderschönen Stein-Moos-Wasser-Umgebung wieder. Egal wo man hinguckt, irgendetwas fällt einem immer wieder ins Auge und lässt einen staunen. Unglaublich viele verschiedene Grüntöne fallen uns besonders auf, u. a.  Moose, Bodendecker, Efeu und Farne. Wir halten für einen Moment am Wegesrand an und lassen alles auf uns wirken. 

Das wilde Bächlein begleitet uns lange bergauf ​​© Ricarda Große

Da wir schon zu Beginn der Wanderung spontan den Plan geändert haben, tun wir es auch jetzt wieder und folgen einer Abzweigung mit der Kennzeichnung „54“. Es geht weiter durch den sonnigen Wald, langsam bergauf und schließlich über einen Forstweg, in aller Ruhe und für uns allein, zurück in Richtung Besucherzentrum. Mit einem Getränk in der Hand genießen wir die Sonne und lassen es uns nach dieser Runde einfach gut gehen. Und damit fällt auch schnell der Beschluss, dass wir heute keine weiteren zehn Kilometer auf unserer eigentlich angedachten Tour unternehmen werden. Unser Argument: Wir wollen uns ja noch was aufheben für den nächsten Besuch und wieder habe ich ein Grinsen im Gesicht. 

Fazit: Teuflisch gut, familientauglich, abenteuerlich und viel zum Schmunzeln.