„Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen.“ Das Zitat wird dem Amerikaner Benjamin Franklin (1706-1790) zugeschrieben. Seine Vita scheint beispielhaft für die (vielleicht strapazierte) Bezeichnung des „American Dream“zu stehen. Vom Druckerlehrling arbeitete er sich hoch, wurde Schriftsteller, Verleger, Wissenschaftler und Mitbegründer der Vereinigten Staaten von Amerika. Darüber hinaus engagierte er sich in hohem Maße für gesellschaftliche Belange. Wie sein Zitat vermuten lässt, dürfte Franklin die kleinen Dinge rechts und links seines Lebensweges nicht übersehen haben. Sehr wahrscheinlich hat er sie als Glück wahrgenommen, als tagtägliche Begleiter.
Kleine Dinge als Glück wahrzunehmen, sei eine Kunst, die dem Menschen viel Training abverlange, da er seinen Fokus instinktiv auf das Große ausrichte. So hat das mal jemand formuliert, mit dem ich mich über Glück und das Glücklichsein unterhielt. Im vorletzten Herbst erinnerte ich mich auf meiner Wanderung durch Bhutan wieder daran. Ich stieg eine Bergflanke zu einem Pass in über 5.000 Metern Höhe hinauf. Als wäre das nicht anstrengend genug, schleppte ich auf den letzten Metern einen Stein mit hinauf, den ich dort zum Dank auf einen Steinhaufen legte. Ich war umgeben von Sechs- und Siebentausendern, mein Ziel aber war ein mit Gebetsfahnen geschmückter Steinhaufen – er machte mich glücklich.
Aber klar, um das Glück zu finden, ist es überhaupt nicht notwendig, sich in die amerikanische Geschichte oder auf einsame Bergpfade in den Himalaya zu begeben. Letztlich ist es bereits in uns und kann mit einem Schritt nach draußen und dem bewussten Unterwegssein aktiviert werden. Da braucht es keine speziellen Übungen. Einfach die Augen öffnen, sich von Zwängen befreien – und das Wandermagazin lesen. Mit dieser Ausgabe blicken wir auf die „Magie der kleinen Dinge – Was uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert“. Dafür ist der Frühling ja wie gemacht.
Es freut mich sehr, dass uns Deutschlands bekannteste wandernde Bloggerin Kathrin Heckmann (Fräulein Draußen) einen Einblick gibt, wie sie unterwegs das Große in den kleinen Dingen fand. Unser Autor Jarle Sänger hat sich wieder aufgemacht, Deutschland zu Fuß zu entdecken. Kennen Sie den Naturpark Augsburg – Westliche Wälder? Dann lassen Sie sich von seinen Entdeckungen dort inspirieren. Einerseits Wälder, andererseits Wiesen, Lebensräume unzähliger Pflanzen und Tiere. Besonders im Frühling sind sie Orte, an denen man stundenlang dem bunten Treiben zusehen kann. Unser Autor Dr. Konrad Lechner zeigt Ihnen echte Glücksbringer. Wandermagazin-Herausgeber Michael Sänger hat sich den Gendarmenpfad in Dänemark erwandert und auf Tuchfühlung mit der Ostsee echtes Gänsehautfeeling erlebt. Was für ein Glück!
Wie unterschiedlich sich Glück zeigen kann, davon hat mir Andreas Pröve eindrucksvoll erzählt. Ein tragischer Unfall veränderte sein Leben. Alles vorbei? In „Wie geht’s, Andreas Pröve?“ stelle ich Ihnen diesen starken Globetrotter vor.
Weiter gehen und den Blick für die kleinen Dinge bewahren – ich glaube fest daran, dass wir damit gerade auch in schwierigen Zeiten besser vorwärts kommen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erfrischende und genussvolle Wanderungen – hier und draußen.
Ihr Wandermagazin-Chefredakteur
Thorsten Hoyer