Ganz egal von welcher Seite man es betrachtet, entweder ist der Urlaub gerade vorbei oder aber noch in weiter Ferne. Die letzten Wochen vor dem ersehnten Jahresurlaub ziehen sich wie Gummi. Kaum hat man am Ziel seiner Träume die sorgsam verstauten Klamotten ausgepackt, stopft man sie – wohl weniger sorgsam – auch schon wieder in den Koffer. Mal schleicht die Zeit, mal rast sie. Klar, ist nur gefühlt so. Aber dennoch sagt es viel über Zeit aus. Über unsere persönliche Zeit, wie wir mit ihr umgehen, was wir aus ihr machen. Für Arbeitnehmer werden flexible Arbeitszeiten zunehmend wichtig. In Stellenausschreibungen werben Unternehmen mit einer guten „Work-Life-Balance“ und vor kurzem habe ich einen Artikel über ein hippes Start-up-Unternehmen gelesen, wo es gar keine festen Arbeitszeiten mehr gibt, und Chefs – erst recht nicht! Dafür schnieke Chaiselongues, Kaffeevollautomaten und jede Menge USB-Anschlüsse. Die Büros erinnerten mich eher an First-Class-Lounges an Flughäfen denn an Arbeitsstätten (jedenfalls die gewohnten). Und dann das: vor wenigen Wochen urteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass Arbeitgeber in der Europäischen Union verpflichtet sind, die Arbeitszeiten ihrer Arbeitnehmer systematisch zu erfassen. Wie das in Einklang gebracht werden kann, ist mir schleierhaft.
Gar nicht schleierhaft sind mir dagegen die Wünsche nach kleinen Fluchten aus dem Alltag. Draußen sein, durchatmen, den Kopf freibekommen, es sich gut gehen lassen. Voilà – mit dieser Ausgabe starten wir unsere neue Serie „Ein Wochenende in …“ und da haben wir auch schon zwei genussvolle Ziele für Sie: das Jura & Drei-Seen-Land im Westen der Schweiz und an dessen östlicher Landesgrenze das bezaubernde Fürstentum Liechtenstein. Lässt sich natürlich auch vorzüglich verbinden!
Zurück nach Deutschland – mitten rein in dessen „grünes Herz“, wo sich der sagenhafte Thüringer Wald erstreckt. Haben Sie schon einmal von der Wartburg über das nicht enden wollende Grün dieses Waldes geblickt? Nein? Dann sollten Sie sich unbedingt auf den Weg dorthin machen. Neben der weltbekannten Wartburg warten noch zahlreiche weitere Schlösser und Burgen darauf, entdeckt zu werden. Apropos „auf den Weg machen“, da hätte ich sogleich einen Vorschlag für Sie: eine „Runst“ (also die komplette Erwanderung) auf dem Rennsteig. Kürzer geht natürlich auch, lassen Sie sich von unserem Regiopanorama Thüringen inspirieren.
So bekannt wie der Thüringer Wald ist, so unbekannt dürfte wohl den meisten der Bergwinkel sein. Im Kinzigtal in Hessen befindet sich dieses Fleckchen Erde, das eher unaufgeregt daher kommt. Folgen Sie unserem Autor Jarle Sänger, wenn er den schönen Bergwinkel für Sie zu Fuß entdeckt. Eine ganz besondere Entdeckung haben unsere Redakteurinnen Ricarda Große und Svenja Walter auf ihrer Wanderung im Siebengebirge gemacht. Wer meint, dass sich ein Sommelier bzw. eine Sommelière nur mit Wein, und bestenfalls noch mit Bier beschäftigt, für die haben die beiden eine klare Empfehlung: Auch Wasser hat viele Geschmacksnoten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erfrischende und genussvolle Wanderungen – hier und draußen.
Ihr Wandermagazin-Chefredakteur
Thorsten Hoyer