1. Warum wirkt der Frühling auf den Menschen stimulierend?
Mit der steigenden Lichtintensität werden vermehrt die Hormone Serotonin und Dopamin ausgeschüttet. Diese sorgen für ein allgemein besseres Befinden und bewirken eine leichte Euphorie. Auch der Wunsch nach einem Partner ist bei den meisten Menschen im Frühling stärker, verursacht u. a. durch die vermehrte Ausschüttung dieser und weiterer Hormone. Dies wird allerdings eher als Mythos bezeichnet. Vermutlich spielen die optischen Reize durch leichtere Kleidung eine größere Rolle. Naturliebhaber und Wanderer zieht es vermehrt ins Freie, und viele sammeln Frühlingskräuter (z. B. den knoblauchähnlichen Bärlauch) zur Auffrischung der spätwinterlichen Küche.
2. Woher kommt im Frühling die plötzliche Bereitschaft für große Gefühle?
Forscher entzaubern die romantischen Frühlingsgefühle gerne als Resultat »unspezifischer Vorerregungen«. So seien die Gefühlserlebnisse intensiver, wenn sie mit Farben und Gerüchen verbunden sind, weiß der Greifswalder Psychologe Prof. Dr. Alfons Hamm. Und nach den langen dunklen Monaten im einheitlichen Grau biete die Natur mit ihren frischen Grün-, Gelb- und Rottönen jetzt einen wahren Farbenrausch. Mehr noch: Die intensiven Düfte der Frühblüher gehen ohne Umwege in die Gefühlszentren des Gehirns. Die wärmenden Sonnenstrahlen sorgen für gut durchblutete Haut, mit frischem Teint und mehr Sensibilität für Berührungen und die Wärme vermittelt nach den kalten Tagen Geborgenheit. Mit zunehmendem Tageslicht sinkt zudem auch der Pegel des hormonellen Müdemachers Melatonin im Blut. Dies lässt die Erwartungshaltung steigen – auch für amouröse Erlebnisse.
Verantwortlich für große Gefühle sind vier Quadratzentimeter unseres Gehirns. Mit der Stimulation der vier »Liebesareale« werde gleichzeitig die Funktion derjenigen Hirnregionen beeinträchtigt, die für Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Angst und komplizierte Problemlösungen wichtig sind – so der Schweizer Neurowissenschaftler Andreas Bartels. Dies erkläre die »rosarote Brille«: ein tollkühnes Gefühl mit Denkschwäche.
Die winzigen Gehirnregionen sorgen aber auch für die Ausschüttung erregender Botenstoffe wie Dopamin oder Adrenalin. Tritt unter solchen aufputschenden Konstellationen ein attraktiver Partner auf den Plan, glauben wir, er sei Auslöser der Verwirrung. Professor Manfred Hassebrauck, Sozialpsychologe aus Wuppertal, nennt das »Erregungstransfer«.
Völlig ausgeliefert seien wir der Chemie aber nicht. Die Biodrogen verwandeln keine Frösche in Prinzen, so die Forscher. Erfahrung und Verstand wirken, wenn auch abgeschwächt, als Filter. Nur gegen das resultierende flaue Gefühl im Magen haben wir wenig Chancen.
3. Woher kommen Frühlingsgefühle?
Schuld an den Gefühlsaufwallungen im Frühling ist die Zirbeldrüse, die das Schlafhormon Melatonin produziert: bei Dunkelheit mehr, bei Helligkeit weniger. Werden die Tage länger, erwachen wir also aus dem Winterschlaf. Mehr Licht macht munterer und aufgeschlossener – auch für sexuelle Reize. Doch der Mythos von Frühlingsgefühlen scheint langsam zu bröckeln. Der Freiburger Professor Martin Reincke, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie hat dazu nämlich eine ganz andere Meinung: »Rein hormonell betrachtet, gibt es die viel zitierten Frühlingsgefühle gar nicht. Echte Frühlingsgefühle kann man höchstens noch bei Eskimos ausmachen.« Seiner Ansicht nach hat das Kunstlicht viel dazu beigetragen, dass die natürlichen Hell-Dunkel-Unterschiede immer mehr verwischen und damit auch die Hormonproduktion verändert. »Für unsere Hormone ist immer Frühling«, sagt Reincke.
4. Warum beginnt der Frühling nicht jedes Jahr am 21. März?
Astronomisch betrachtet ist ein Jahr nicht immer haargenau 365 Tage lang, sondern fast sechs Stunden länger. Weil dieser Überschuss nur alle vier Jahre durch ein Schaltjahr ausgeglichen wird, beginnt der kalendarische Frühling bei uns mal am 20. März wie dieses Jahr, meist am 21. März und eher selten auch mal schon am 19. März. ...