Gute Beratung im Maison du Parc

Kaum ist das frequentierte Rhône-Tal verlassen und schon beginnt eine andere Welt. Auf den kurvigen Straßen herrscht Ruhe. Das gilt auch für den etwas außerhalb liegenden Campingplatz Bel‘Epoque bei Pélussin, der nach einer langen Wanderung ungestörte Nachtruhe verspricht. Der Ort liegt mitten im regionalen Naturpark Pilat südwestlich von Lyon. So führt unser erster Weg ins Maison du Parc. Hier gibt es Auskünfte über Fauna, Flora, altes Handwerk und Informationen über das ausgedehnte Netz an Wanderwegen. Wie wir erfahren, werden sogar individuelle Wandertouren ausgearbeitet, zum Beispiel eine siebentägige Durchquerung des Pilatgebietes von Bahnhof zu Bahnhof inklusive Gepäcktransport. Wir begnügen uns erstmal mit der Rundwanderung ab dem Maison du Parc. Vom gut gekennzeichneten Weg fällt der Blick immer wieder auf die Spitzen des immerhin 1.200 m hohen „Trois Dents“, die in der Tat wie drei krumme Zähne zum Himmel ragen. Prägen Wald und saftige Wiesen diese stille Landschaft, so erstreckt sich auf dem Rückweg vor dem Auge das breite Rhône-Tal, in dem bei hereinbrechender Nacht  abertausend Lichter funkeln. Dem Rat der Mitarbeiter im Maison du Parc folgend, haben wir uns in Pélussin im Gemeinschaftsladen sechs lokaler Produzenten, „La Ferme du Pilat“, mit Wurst, Bio-Obst und Käse versorgt. Zu unserem Erstaunen finden wir im Weinland Rhône-Tal eine Auswahl an verschiedenen Bio-Bieren der Brasserie du Pilat. Warum nicht mal Bier- statt Weinprobe?  

Käse und Wein mit dem AOC-Gütezeichen

Zu den Aufgaben des regionalen Naturparks Pilat gehört auch die Förderung der lokalen Landwirtschaft. Der Wanderweg hinter dem Campingplatz führt zum Ziegenhof „La Cabriole“, der besichtigt werden kann. Dort geben die weißen Ziegen der Saanen-Rasse reichlich Milch für den „Rigotte de Condrieu“, der kürzlich das Gütezeichen AOC erhielt. Ein prächtiger Bock harrt im Stall, während sich sein Harem auf der Weide gütlich tut. Mit Rigotte im Rucksack marschieren wir zum Weiler Ribaudy, wo ganz andere AOC-Produkte auf uns warten. In der Umgebung erstrecken sich die Weinlagen, in denen die Reben für die berühmten Rot- und Weißweine der Côte-Rôtie, Condrieu und Saint-Joseph gedeihen. Winzer Faury baut auf 16 Hektar alle drei Sorten sowie einen Landwein an. Im Keller reifen in Eichenfässern edle AOC-Weine, während der preisgünstigere „Vin de Pays“ schneller in die Flasche kommt. Da wir auf Schusters Rappen den Heimweg antreten, können wir bedenkenlos probieren. Auch die Wanderung durch den Wald von Valette nach Roisey wird durch einen kulinarischen Höhepunkt gekrönt. Im Dorf die Kirche, das Rathaus, gepflegte Häuser mit reichlich Blumenschmuck und am Dorfplatz die „Auberge des Vergers“. Seit 35 Jahren kommt in der gemütlichen Gaststube eine „Brasserade“ auf den Tisch. Dabei grillt jeder selbst auf dem Mini-Holzkohlengrill dünne Scheiben Rindfleisch und Entenbrust, dazu gibt es verschiedene Saucen und einen Landwein, der den berühmten Weinlagen gerecht wird. Zum Schluss serviert der Küchenchef noch eine überraschende Spezialität des Hauses, gebrannte Creme mit Mädesüß. Die in der Heilkunde bekannte Pflanze verleiht dem Dessert einen unvergleichlich zarten Mandelgeschmack. Schon allein das war die Wanderung wert.  ...