Das Grün der Wälder und Wiesen bildet die Harmonie, das Blau der Flüsse und Seen die Akkorde. Das Rostbraun und Schiefergrau als Kulturfarben bringen die Dynamik und Melancholie in die Vogtländer Wandersinfonie. Auf den folgenden vier Weitwanderwegen, allesamt als Qualitätswege des Deutschen Wanderverbandes ausgezeichnet, lässt sich das Vogtland erwandern.
Wandern im Musikwinkel
Wandersinfonie – das ist in diesem Fall keine leere Metapher. Tatsächlich beherbergt das Vogtland an der tschechischen Grenze eine besonders musikalische Ecke, den Musikwinkel. „Heute kennt jeder Bewohner des Vogtlandes jemanden, der einen beruflichen Bezug zur Musik hat“, schreiben Michael Sänger und Merlin Kiesel im RegioPanorama der Wandermagazin-Sommerausgabe. Die Verbindung des Vogtlands zu Musik ist in den letzten 400 Jahren durch den Bau edler Orchesterinstrumente gewachsen. Von Bratschen und Geigen über Cellos bis Pauken und Trompeten werden im Vogtland sämtliche Orchesterinstrumente hergestellt. Die Handwerkskunst wurde von protestantischen Glaubensflüchtlingen im 17. Jahrhundert von Tschechien nach Sachsen gebracht. Heute werden alle historischen und modernen Techniken des Instrumentenbaus in Handwerksbetrieben, in der Industrie sowie an Berufs- und Hochschule im Vogtland gelehrt.
Der „Höhensteig“ Rundweg Klingenthal liegt mitten im Naturpark Erzgebirge-Vogtland und führt auf 48 km durch das klingende Tal des Musikwinkels. Dabei bietet er immer wieder Ausblicke auf das hügelige Grenzland zwischen Sachsen und Böhmen. Besonders musikalisch interessierte Wanderer können auf diesem Rundweg viel über die vogtländische Verbindung zur Musik erfahren. In Zwota gibt es zudem ein Harmonikamuseum mit über 1.000 Akkordeons und Harmonikas aus der regionalen Produktion.
Ein Meisterstück des Wanderns
Der Vogtland Panorama Weg® ist das Opus Magnum des Vogtlands. Auch er führt auf mehreren Etappen durch den Musikwinkel, hat aber aufgrund seiner Länge von 225 km noch einiges mehr zu bieten. Wer also etwas mehr Zeit hat und die Region in all seiner Naturschönheit kennenlernen möchte, ist auf dieser großen Runde durch das Vogtland richtig. Schon der Start ist spektakulär und wartet mit der größten Ziegelsteinbrücke der Welt auf. Die Göltzschtalbrücke ist aus 26 Millionen Ziegelsteinen erbaut, auch ihrer kleineren Schwester, der Elstertalbrücke, begegnen Wanderer auf einer späteren Etappe. Die Weiße Elster ist die blaue Lebensader des Vogtlandes und schlängelt sich mal friedlich plätschernd, mal reißend und schäumend durch das Tal. 82 Panorama-Aussichten auf die von der Natur geschaffene Landschaft wechseln sich ab mit kultur- und geschichtsträchtigen von menschenhand geformten Bauwerken, wie zum Beispiel dem Sächsischen Staatsbad Bad Elster, einem der ältesten Moorheilbäder Deutschlands. Die 12 Etappen des Vogtland Panorama Weg® sind zwischen 10 und 28 km lang und bieten an ihren Zielpunkten zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Das und die idyllischen 380 Rastplätze zeugen von der Qualität dieses Weitwanderweges, der das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ vom Deutschen Wanderverband erhielt.
Mehr Eindrücke vom Vogtland Panorama Weg® in dieser Wandermagazin-Bildstrecke.
Wie am Meer
Nahe der Kleinstadt Zeulenroda tut sich ein kleines Meer auf, so könnte man meinen, wenn man am Ufer der zwei Talsperren steht, deshalb auch das Zeulenrodaer Meer genannt. Der 45 km lange Talsperrenweg Zeulenroda führt einmal komplett um die Talsperre Zeulenroda und die Weidtalsperre herum und gibt Gelegenheit, einen kleinen Teil des Thüringer Vogtlandes kennenzulernen. 89 % der Route verlaufen auf naturnahen Wegen. Steileingeschnittene Buchten wirken wie Fjorde in einer überraschend maritimen Wanderkulisse. Die flache Berglandschaft des Thüringer Schiefergebirges öffnet den Horizont für spektakuläre Sonnenuntergänge über dem Wasser. Der ebenfalls vom Deutschen Wanderverband zertifizierte Weg lässt sich bequem auf zwei Rundtagestouren aufteilen und wer mag, kann natürlich Badepausen zwischendurch einlegen.
Michael Sänger und Merlin Kiesel haben für das RegioPanorama in der Wandermagazin-Sommerausgabe mit Jens Löschel, Wander- und Naturführer an der Weidatalsperre gesprochen: „Was mir hier besonders gut gefällt, ist der naturnahe Flussverlauf der Weida zwischen Zeulenrodaer Meer und Weidatalsperre. Da gibt es Auwald, rare Orchideen, Steinbrech oder Kuckucks-Lichtnelke und den markanten Teufelsberg mit einer irrsinnig tollen Aussicht.“
Eine Perlenkette der Natur
Der Elsterperlenweg® ist ein auf der Karte schmaler Rundwanderweg, der sich ganz und gar dem Naturspektakel der Weißen Elster widmet. Auf der einen Uferseite hin, auf der anderen Uferseite zurück, so lässt sich der Kampf des Wassers mit den Gesteinsschichten des Thüringer Schiefergebirges von allen Seiten bestaunen. Insgesamt ist die Weiße Elster 257 km lang. Sie entspringt im Elstergebirge östlich der tschechischen Ortschaft Aš, nur einen Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt und fließt durch die Städte Plauen, Gera sowie Leipzig, um bei Halle in die Saale zu minden. Auf dem Elsterperlenweg® erleben Wandernde wohl das „Sahnestück“ der Weißen Elster zwischen Greiz und Wünschendorf: Schmucke Dörfer, enge Flusstäler, eine malerisch überdachte Holzbrücke und die Schlösser von Greiz lassen keine Wanderwünsche unerfüllt.
Mehr Infos unter www.vogtland-tourismus.de