„Kommt sofort von dem Felsen runter! Das ist eine heilige Stätte! Was habe ich Euch denn heute früh erklärt?“ Wer nicht hören will, muss sich eben anschnauzen lassen.
Vor allem wenn der Wanderführer vor dem Start der Wanderung doch alles erklärt hatte. Dass nämlich für die Aborigines in Australien eine gewisse Felsengruppe den Geist des mythischen Beutelmarders repräsentiert. Hallo! Man darf als Wandertourist doch wirklich nicht den Geist des mythischen Beutelmarders stören! Und ohne Wanderführer hätte die Touri-Truppe auch nie vom Geist des mythischen Beutelmarders erfahren! Soweit die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.
In den letzten Monaten bin ich oft mit Wanderführern durch die Gegend gelaufen. Aber im deutschen Mittelgebirge, nicht in Australien. In Harz, Eifel und Hunsrück gibt es keinen Geist des mythischen Beutelmarders, aber trotzdem sehr viel Wissenswertes über Flora, Fauna und regionale Geschichte. Und die meisten Wanderführer sind wirklich wandelnde Enzyklopädien auf zwei Beinen.
Es ist ja schon erstaunlich, dass es in Deutschland noch Wander-FÜHRER gibt, denn der Begriff des FÜHRERS ist ja in Deutschland schon seit über 70 Jahren sprachlich erheblich kontaminiert. Konsequenterweise nennt man daher in den neuen Bundesländern den Menschen, der eine Wandertruppe anführt: Wanderleiter.
Es gibt unterschiedliche Arten von Wanderführern (und Wanderleitern). Die anstrengendsten Wanderführer sind die extrem Mitteilungsbedürftigen. Man hat oft den Eindruck, dass diese Wanderführer eigentlich gar nicht wandern wollen, sondern die ganze Unternehmung als Volkshochschul-Kurs im Freien begreifen. ...