Der Bergwinkel – Unaufgeregt schön

Der Bergwinkel liegt im hessischen Kinzigtal, wo sich Vogelsberg im Norden, Rhön im Osten und Spessart im Süden treffen und zu einer kleinen, unscheinbaren Region verschmelzen. Eingebettet in die Ausläufer der drei prominenten Mittelgebirge schlummert Schlüchtern, die „Bergwinkelstadt“, quasi in einem spitzen Winkel am Fuße der grünen Hügel. Es bildet das Zentrum einer winzigen Region, die auf kaum einer Karte von Deutschland auftaucht und von der nur wenige Wanderer zuvor gehört haben. Vielleicht auch, weil die Grenzen nicht einmal für Einheimische konkret definiert sind.

Der Bergwinkel ist eine verschwommene, fast schon abstrakt skizzierte Region, die für manche bis Bad Sooden-Salmünster oder gar Bad Orb im Südwesten reicht. Andere zählen zum Bergwinkel gerade noch Steinau an der Straße, ein kleines Städtchen mit wunderschöner Altstadt. Hier verbrachten die Gebrüder Grimm im 18. Jh. ihre Kindheit. Wie schön diese Region wohl sein muss, das fragte ich mich schon oft, wenn ich auf der A66 durch das sanft gewellte Kinzigtal fuhr. Jedes Mal erfasste mich, so kurz hinter der turbulenten Metropolregion Frankfurt, die Sehnsucht nach dem Draußensein. Der Entschluss, mir diesen unbekannten Flecken einmal zu Fuß anzusehen, war geboren. Auf in den Bergwinkel!

Vom Trubel auf dem Land

Ausgestattet mit Infobroschüren und Wanderkarten bereite ich mich spontan auf die kommenden Touren vor. Der „Spessartbogen“ als mehrtägiger, zertifizierter Premiumwanderweg von Langenselbold bis in die Bergwinkelstadt Schlüchtern fällt mir dabei immer wieder auf. So entscheide ich mich gleich, ihn in meine heutige Tagesrundtour einzubauen. Los geht’s in Hohenzell, ein abgeschieden gelegener Ortsteil von Schlüchtern. Es ist kühl, als ich meine ersten Schritte hinauf zum Weinberg bei Hohenzell mache, wo doch tatsächlich mal Wein angebaut wurde. In der Ferne höre ich das Bellen eines Hundes, dann das immer lauter werdende Röhren eines Traktors, der sich kurze Zeit später seinen Weg an mir vorbei bahnt, ehe die Glocken der Kirche hinaus in die geschwungene Weite schallen. Morgendlicher Trubel auf dem Land. Akustisch begleitet mich diese Szenerie hinauf und bringt mich bald schon in eine fast meditative Stimmung.

Die Wolken dieses frühen Tages hängen tief und schmiegen sich dicht an die Höhen der zahlreichen Kuppen ringsum, auf die ich Schritt für Schritt und mit jedem Meter in die Höhe einen besseren Blick bekomme. Am Horizont erblicke ich ein scheinbar schwebendes Windrad, das oben aus der Wolkendecke ragt und lautlos vor sich hin dreht. Unaufhörlich, gleichmäßig. So wie die Natur, die ihren Gang geht. So wie ich, wie ich hier und heute einen Fuß vor den anderen setze. Unablässig, stetig. Vorbei am alten Weinberg bei Hohenzell mit seinen Magerrasen, Lesesteinwällen sowie wunderschönen Orchideen und Enzianen, tauche ich wenig später in den Wald ein, dessen natürliche Stille mich umgehend verschluckt. 

 

Wanderer haben selten genug und niemals alles gesehen. Für uns geht Wanderjournalist und Buchautor Jarle Sänger auf Wanderreisen quer durchs Land. Mission: Deutschland zu Fuß entdecken. Voller Neugier macht er sich auf, auch die eher unbekannten Winkel Deutschlands sowie exotischen Wanderspielarten zu erkunden, um von seinen Erlebnissen auf Tour zu berichten. Dabei lernt er Land und Leute kennen und zeichnet ein authentisches Bild der unzähligen kleinen und großen Erlebnislandschaften Deutschlands.

Vom Glück des Wanderns

Über schöne Waldwege geht es vorbei an steil aufragenden Buchen bis zur sagenumwobenen Teufelskanzel sowie dem „Wilden Tisch“, von denen ich zuvor schon viel in den Broschüren gelesen hatte. An der Muschelkalkformation inmitten des Waldes angekommen, stelle ich jedoch ernüchtert fest, dass es sich beim „Wilden Tisch“ um zwei eher kleine, markant geformte Felsbrocken handelt. Es braucht schon ein großes Maß an geologischem Interesse, um sich für diesen Ort zu begeistern, auch wenn die Sage, die sich um diese Steine rankt, eine wirklich spannende Geschichte erzählt.

„Glücksmoment des Wanderns“ steht hier, wie auf allen Infotafeln zu besonders sehenswerten Orten entlang des Spessartbogens. Tatsächlich spüre ich einen Moment des Glücks, als ich mich neben diesen geologischen Hotspot setze und schweigend in die Welt um mich herum lausche. Das Glück jedoch finde ich nicht beim Anblick des „Wilden Tisches“. Vielmehr überkommt mich ein kaum greifbares Glücksgefühl beim Innehalten. Nur das frühlingshafte Vogelgezwitscher, das sachte Rauschen der Bäume und ich. Alleine, mitten in der Natur. Ein schöner Moment bewusster und achtsamer Wahrnehmung der Dinge um mich herum, von dem ich mich wenig später nur schweren Herzens losreiße, um mich wieder auf den Weg zu machen.

Von reiner Schönheit

Fernsehen wie ein Ritter: Blick von Burg Schwarzenfels hinaus in die Welt

Die tiefe und steile Schlucht des Ahlersbaches wenig später beeindruckt mich schon mehr. Mächtige Baumriesen recken sich hier sehenswert empor, in denen sich auch der für den Spessart typische Specht wohlfühlt. Weit unten plätschert der Ahlersbach, der sich über Jahrtausende hier eingegraben hat. Der Blick von oben herab in die Tiefe wird dem einen oder anderen höhenängstlichen Wanderer vielleicht sogar feuchte Hände bereiten – ein beeindruckendes Werk der Natur, unscheinbar und versteckt gelegen, mitten im Wald. Das dichte Blätterdach jedoch begleitet nicht mehr lange meinen Weg, denn bald darauf lässt das Reich des Spechts seinen hölzernen Vorhang fallen und ich erreiche eine offene Wiesenfläche in der Höhe. Ich blicke hinauf in den Himmel, der noch immer den gräulichen Schleier dieses Morgens trägt, und beobachte, wie einige Vögel heiter durch die Lüfte segeln. Kunstvoll, verspielt und anmutig zugleich tanzen die geflügelten Akrobaten über mir einen sehenswerten Walzer in der Luft. Frei von Sorgen, fern vom Trubel. So wie ich an diesem Tag.

Nur wenige Schritte weiter tut sich dann das erste Mal einer dieser unerwarteten Blicke auf. Die Kuppen der Rhön bauen sich vor mir auf, dazwischen immer wieder kleine Dörfer und Weiler, die im Schoße dieser Hügellandschaft ein wirklich malerisches Bild abgeben. Es ist das erste Mal, dass mir klar wird, was mir am Bergwinkel auf Anhieb so sehr gefällt. Es gibt kaum nennenswerte Höhepunkte, keine spektakulären Sehenswürdigkeiten. Der Bergwinkel ist einfach nur schön. Schlicht und unaufgeregt. Ganz ohne schrille Ablenkungen, die meine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Was bleibt, ist die so wertvolle Zeit mit mir selbst hier draußen, in dieser unaufdringlichen Region, deren Schönheit sich ganz behutsam und verhalten offenbart.

Vom Frieden der Natur

Nach tollen Blicken hinaus ins Land, hoch über Weiperz, geht es hinab zum Willingsweiher, der sich schon bald vor mir ausbreitet. Geruhsam und still liegt er da. Zwischen dem meterhohen Schilf entdecke ich allerhand Vögel, die im kühlen Wasser baden oder es sich in Ufernähe gemütlich gemacht haben. Hoch oben im Geäst blickt ein Reiher stolz und erhaben hinab auf sein Reich, während leichter Wind ganz sanfte Wellen auf die Wasseroberfläche haucht. Auch der Biber fühlt sich pudelwohl am Willingsweiher. Mit etwas Glück entdeckt man einen seiner Dämme, mit denen er den Lebensraum für sich und seine unzähligen Mitbewohner aus Flora und Fauna ständig umgestaltet.

Hohenzell umgeben vom Grün des Bergwinkels

Ein überaus friedlicher Ort. So wie das Naturschutzgebiet Ratzerod bei Neuengronau, das ich wenig später erreiche. Ein wunderschönes Areal mit weiten, sattgrünen Wiesen, umgeben vom üppigen Waldmeer des Spessarts. Im Schatten einer riesigen, alleinstehenden Eiche setze ich mich ins Gras, sehe nichts als reine Natur, die ich jede Sekunde dieses Moments aufsauge. Mit jedem Flügelschlag der Vögel über mir, mit jeder Windböe, die durch die Bäume fährt, und jedem Atemzug, der meine Lungen mit frischer Luft und meine Nase mit dem würzigen Duft des nahen Waldes füllt. Kein Dorf, kein Haus, kein Schild, nicht mal ein Jagdstand fällt in meine Sicht – Ratzerod wirkt wie losgelöst von der Zivilisation.

Ohnehin habe ich auf meiner ganzen Wanderung, lässt man den Start- und Zielort Hohenzell außen vor, kein einziges Dorf durchquert, nicht ein einziges Auto gehört, geschweige denn gesehen. Das ist die Abgeschiedenheit, ja, fast schon Einsamkeit, die ich als Wanderer so sehr genieße. Über den steilen Reiner-Phillipi-Pfad geht es zurück in die Sichtweite von Hohenzell, das von der Höhe im Süden betrachtet ein idyllisches Postkartenmotiv abgibt. Es ist das erste Mal an diesem Tag, dass die Strahlen der Sonne ihren Weg zur Erde finden und dort die grünen Wiesen am Rande des Dorfes sehenswert in satte Farben pinseln. Mit diesem sonnigen Ausblick und der Wärme des Frühlings auf dem Haupt schlendere ich zurück zum Ausgangspunkt meiner Wanderung, wo ich mich nach den vielen Stunden in der Natur vollständig geerdet fühle.

Vom Mittelalter im 21. Jahrhundert

Wie ein König: Blick vom Bergfried von Burg Schwarzenfels

So unspektakulär sich die malerische Landschaft des Bergwinkels auch entfaltet, es gibt sie doch, die bescheiden gestreuten, besonderen Sehenswürdigkeiten. Insgesamt drei Burgen thronen stolz auf den Höhen des Bergwinkels und der Drei-Burgen-Weg verbindet sie alle. Von Schlüchtern mache ich mich am nächsten Tag auf, sie alle zu erklimmen. Die erste im Bunde ist Burg Brandenstein, die einzige noch bewohnte Burg der Region. Es ist das Reich von Burgvogt Uwe Kretschmann, der sich mit Leidenschaft um das Anwesen kümmert. Heute ist es im Besitz von Constantin von Brandenstein-Zeppelin, der auf der Burg Brandenstein seinen festen Wohnsitz hat.

„Ein Burgvogt? Der macht entweder alles oder nichts“, erzählt mir Kretschmann und ich brauche nicht lange, um zu verstehen, dass er der ersteren Kategorie angehört. Er mäht den Rasen, füttert die Hühner, pflegt die Flächen, schneidet die Bäume, holt Getränke, nimmt die Post an, wechselt die Glühbirnen, produziert Säfte und Wein, braut Bier, Schnaps oder Whiskey und betreut die Gäste des Burgherrn. Das alles von früh morgens bis spät in den Abend hinein. Kurzum: Kretschmann kümmert sich um alle Belange der Burg und haucht den alten Gemäuern aus dem 13. Jh. neues Leben ein.

Bei all den Arbeiten achtet er durch den Verzicht auf Technik möglichst darauf, den Charme des Mittelalters zu bewahren. Überall im Hof der Burg stehen alte Gerätschaften, Fässer und Werkzeuge herum, dazwischen turnen laut gackernde Hühner, während aus den Ställen kleine Zicklein schreien – ein Hauch von Mittelalter im 21. Jh. Seit nunmehr 23 Jahren lebt Kretschmann mit seiner Frau und zwei Kindern auf der Burg, anfänglich als Hilfskraft für die Tante des heutigen Burgherrn, die ihm scherzhaft den Titel des Burgvogts in Aussicht stellte, sollte er sich bewähren. Der studierte Landschaftsökologe aus Schlüchtern bewährte sich. Heute ist er Burgvogt, eine eigentlich ausgestorbene Berufsbezeichnung.

TIPP: BIER BRAUEN WIE IM MITTELALTER

Mit historischen Gerätschaften ein würziges Bier brauen? Und das noch auf einer echten Burg? Auf Burg Brandenstein ist’s möglich! Auch das Herstellen von Whiskey oder Schnaps ist im umfangreichen Workshop-Programm enthalten. Anmeldung über www.burg-brandenstein.de.

Auch wenn Kretschmann selbst nicht so wirklich erklären kann, wie es ihn auf die Burg Brandenstein verschlagen hat, kann er sich kaum etwas anderes vorstellen. Obwohl die Arbeit auf der Burg, die er als Kind schon regelmäßig und ohne eine Ahnung, dass er einmal auf der Burg leben würde, erklommen hatte, ein echter Knochenjob ist. Schließlich macht er hier oben fast alles alleine. „Vermutlich wird es die Anziehung zu Geschichte und alten Gebäuden sein“, so sein Erklärungsversuch. Denn schon während seiner Zeit in der Klosterschule in Schlüchtern begeisterte er sich für die archäologischen Grabungen vor Ort, von denen er damals sogar zwei selbst leiten durften, ganz ohne vertiefte Kenntnisse und lediglich unter Anleitung des Geschichtsvereins Hanau. Irgendwann kannte er sich so gut aus, dass er noch als Schüler Führungen durchs Kloster gab, ganz zum Erstaunen der Seniorengruppen, die sich von einem 17-jährigen Jungspund durch 1.200 Jahre Baugeschichte führen lassen durften.

Von den Geheimnissen einer Region

Ein geborener Erzähler. Ohne Umschweife klärt er mich über die Hintergründe des in der Burg beheimateten Holzgerätemuseums auf, erzählt Geschichten von den Japanreisen des Mediziners und Japanforschers Phillip Franz von Siebold. Dem Vorfahren der Brandensteins zu Ehren wurde auf der Burg eine Japansammlung eingerichtet, die im Jahre 2011 sogar der japanische Tenno höchstpersönlich besuchen wollte. Leider kam die Katastrophe von Fukushima dazwischen. Doch auch wenn der erste richtige Staatsbesuch bis heute ausblieb, verirren sich immer wieder die kuriosesten Menschen auf die Burg. Kretschmann erzählt von esoterischen Wunderheilern, indianischen Schamanen, chinesischen Kampfkunstmeistern und einem japanischem Waffengroßmeister, der mit Hilfe einer Mistgabel kurzerhand seine Kampfkünste zum Besten gab.

Kretschmann ist ein Mann, dem ich ewig zuhören könnte. So viele Geschichten weiß er spannend zu erzählen. Nicht nur Geschichten von der Burg selbst, von der Familie Brandenstein oder von furchtlosen Raubrittern, die einst die Gegend von hier oben aus unsicher gemacht haben, sondern auch von hiesigem Kunsthandwerk, geologischen Phänomenen, Landwirtschaft, Klimaentwicklungen und etymologischen Hintergründen der Region. Ein echter Tausendsassa, der sich als selbst ernannter „Mann der Praxis“ alles selbst beibringt, vom Bierbrauen bis hin zur Ziegenzucht. Und wenn der sympathische Familienvater nicht gerade seinen schweißtreibenden Arbeiten nachgeht, bewundert er den Sonnenaufgang von der Burgmauer aus, schlürft dabei eine Tasse Kaffee und genießt die Abgeschiedenheit hoch über dem Tal. Denn in einer Siedlung mit Nachbarn links und rechts zu wohnen, das kann sich Kretschmann nicht mehr vorstellen.

Bei all dem Wirken, Tun und Machen, ein Wanderer ist Uwe Kretschmann nicht. Viel zu lange sei er schon unterwegs, sagt er, im Dienste des Burgherren in den Gemäuern, auf den Obstplantagen an den Hängen ringsum oder auf den vielen Wiesen, die er mit seiner wandernden Ziegenherde beweidet. Nein, wenn Uwe Kretschmann einmal Freizeit hat, dann fährt der passionierte Kampfsportler lieber zum Kung-Fu. Ich sag’ ja: Ein echter Tausendsassa auf einer überaus lebendigen Burg, die es nun wahrlich nicht an jeder Ecke zu sehen gibt.

Wie schade, dass nur wenige Wanderer sich auf die Burg Brandenstein und den Drei-Burgen-Weg verirren. Denn auch die Burgruine Steckelberg in dessen weiteren Verlauf ist eine beeindruckende Station, einst der Sitz des berühmten Dichters, Publizisten und ersten Reichsritters Ulrich von Hutten. Noch ein wenig weiter dann die Dritte im Bunde: Burg Schwarzenfels mit ihren verwinkelten Gängen und der fantastischen Aussicht auf den grünen Bergwinkel. Eine tolle Wanderung, die vor allem durch die bergwinkeltypische, malerische Schönheit geprägt ist und die ich am Ende des Tages mit Bildern einer glorreichen Vergangenheit und wechselhaften Geschichte im Kopf beende. Eine Wanderung, die mir auch Dank Uwe Kretschmann, dem Burgvogt, noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Ein letztes Bad der Ruhe

An meinem letzten Tag im Bergwinkel entscheide ich mich dazu, ein vorerst letztes Mal in dessen Ruhe zu baden, bevor ich mich wieder zurück in die Hektik meines Alltags stürze. Einer der wenigen Premiumwege der Region, die Spessartfährte „Steinauer Hochgefühl“, führt mich von der Grimmstadt Steinau an der Straße hinauf nach Seidenroth, hoch über dem Kinzigtal. Über weite Flächen aus Wiesen und Feldern sehe ich hinab. Ich beobachte, wie in der Ferne tonnenweise Stahl in einer scheinbar endlosen Karawane über die dicht befahrene A66 rollt. Weit, weit weg am Horizont. Riesige LKW ziehen gemächlich durch mein Sichtfeld. Im Angesicht der kaum greifbaren Dimension des Raumes zu nicht mehr als kleinen Pünktchen gewandelt, wirken sie wie mikroskopisch kleine Zahnräder der gewaltigen Globalisierungsmaschinerie, die sich lautlos in der Ferne drehen. Ich bin froh, jetzt und hier so weit entfernt von all dem zu sein. So weit weg, dass ich das Scheppern, das Brummen und das Krachen auf der asphaltierten Ader dieses grenzenlosen Wachstums nicht vernehmen kann. So weit weg, dass ich das rege Treiben der Welt von hoch oben in aller Ruhe bestaunen und mich zeitgleich von ebendiesem lösen kann. Ja, ich bin froh, noch eine Weile hier zu sein, in dieser unaufgeregten, ruhigen und schlichten Schönheit des Bergwinkels, ehe es mich einige Kilometer und schöne Momente später zurück in die Realität der Dinge zieht.

Meine Tourentipps

  • In die Einsamkeit: Die Stille des Spessarts
    Rundwanderung – 18,9 km – Höhenmeter: auf/ab 427 m

Eine wunderschöne Wanderung, auf der man auf weiten Strecken kein einziges Zeichen von Zivilisation erblicken kann. Zwischen Schlüchtern-Hohenzell, dem „Wilden Tisch“, dem friedlichen Willingsweiher und dem wunderschönen Naturschutzgebiet Ratzerod wandert man ganz ohne Verkehrslärm und teilweise auf dem zertifizierten Spessartbogen durch die Stille des nördlichen Spessarts und die malerische Schönheit des Bergwinkels. >> Zum Tourenportal

  • Von Stein zu Fels: Die Burgen des Bergwinkels
    Rundwanderung – 19,6 km – Höhenmeter: auf/ab 610 m

Der Drei-Burgen-Weg verbindet alle drei Burgen des Bergwinkels miteinander, von Schlüchtern zur bewohnten Burg Brandenstein über die Burgruine Steckelberg, dem einstigen Sitz von Ulrich von Hutten, bis hin zur Burg Schwarzenfels mit tollem Ausblick auf den Bergwinkel, wo der Weg endet. Als Rundweg-Alternative zu dem als Streckentour konzipierten Drei-Burgen-Weg habe ich diese Tour auserkoren, die jedoch nur zwei der drei Burgen verbindet. >> Zum Tourenportal

  • Auf Spessarts Fährten: Das Steinauer Hochgefühl
    Rundwanderung – 11,4 km – Höhenmeter: auf/ab 278 m

Das „Steinauer Hochgefühl“ ist einer der wenigen Premiumwege des Bergwinkels. Wie man es von Prädikatswegen kennt, ist er in beide Richtungen perfekt markiert. Von Steinau an der Straße führt er durch die Ruhe der Wälder und über saftige Wiesen und Felder hinauf auf die Höhen des Bergwinkels, von wo man eine geniale Aussicht auf das Kinzigtal hat – ein echtes Hochgefühl! >> Zum Tourenportal

Planen

Anreise

  • PKW: Über die A66 erreicht man Schlüchtern, Bad Sooden-Salmünster sowie Steinau an der Straße direkt. Alle weiteren Orte des Bergwinkels sind von dort aus ebenfalls schnell erreicht.
  • ÖPNV: Die Deutsche Bahn fährt die Bergwinkelstädte entlang des Kinzigtals regelmäßig und direkt an. Verbindungen unter www.bahn.de.

Infos

Der kleine Bergwinkel verfügt über keine zusammenhängende Tourismusorganisation, daher findet ihr nachfolgend die Webseiten von einigen Regionen und Organisationen, die Teil des Bergwinkels sind bzw. Anteil an der Region haben.

www.schluechtern.de
www.kinzigtal-tourismus.de
www.rhoen.de
www.spessart-tourismus.de
www.spessartbogen.de
www.vogelsberg-touristik.de

Jahreszeit

Der Bergwinkel ist das ganze Jahr über ein lohnendes Wanderziel, insbesondere während der Monate Mai bis Oktober geizt die Natur des Bergwinkels nicht mit ihren Reizen. Ich würde vor allem den Herbst empfehlen, wenn sich das üppige Wäldermeer in ein sehenswertes Farbenspiel verwandelt. Doch auch das blütenreiche Frühlingserwachen sowie die hochsommerliche Natur in ihrem jahreszyklischen Zenit sind wunderschön.

Ausrüstungstipps

Im Bergwinkel gibt es gut ausgebaute Wanderstrecken, Pfade, Forst- oder Feldwege. Eine herkömmliche Wanderausrüstung für Tagestouren im Mittelgebirge reicht vollkommen aus. Ich empfehle jedoch unbedingt, eine Wanderkarte im Maßstab 1:25.000 oder ein GPS-Gerät mitzunehmen, da nicht (mehr) alle Wanderwege ausreichend markiert sind.