Die Wandersaison 2009 steht vor der Tür und viele neue Premiumweg-Angebote locken den Wanderfreund und die Wanderfreundin. Jedoch: Auch die Zukunft will bedacht werden. Und so brüten in ganz Deutschland Wegemanager, Wanderprofessoren und Touristiker über neuen Angeboten für 2010 und 2011. Dass der neue Wanderweg durch schöne Landschaften führen soll darf vorausgesetzt werden. Viel wichtiger ist es für jeden neuen Premiumweg aufzufallen, aus dem immer größeren Angebot von Top-Wegen herauszustechen.
Das beginnt schon bei der Namensgebung eines neuen Wanderjuwels. Wie soll der „Kleine“ denn heißen? Diese Frage ist nicht nur für Eltern eine schwierige Entscheidung mit lebenslangen Auswirkungen. Der Klassiker ist meistens, dass die Region namensgebend ist. Eifelsteig, Rheinsteig, Rothaarsteig. Da ist jedem klar, dass in der Eifel, am Rhein und auf dem roten Haar gewandert wird.
Gern wird auch eine historische Persönlichkeit herangezogen. Es gibt den Barbarossaweg, den Ausoniusweg und den Herkulesweg. Ob allerdings Herkules wirklich in der Nähe von Kassel, in der sich dieser Weg befindet, eine seiner vielen Aufgaben bewältigt hat, wage ich zu bezweifeln.
Ganz schlau haben es die Sachsen gemacht. Die haben hin und her überlegt und dann entschieden, dass sie ihren Weg nicht nach der Region nennen wollen, durch die ihr neuer Weitwanderweg führen sollte. Die Namen Sächsische-Schweiz-Weg oder Elbsandsteingebirgesteig klangen zu sperrig. Also haben sie sich daran erinnert, dass zu Olims Zeiten ein bekannter Maler (Caspar David Friedrich) und viele eher regional bekannte Berufskollegen ganz gerne Landschaftspanoramen von Bastei und Umgebung auf die Leinwand gebannt hatten. So entstand der MALERWEG. Lässt sich hervorragend vermarkten, es gibt sogar ein Hörbuch. Ein Hörbuch zum Wanderweg, darauf muss man erst mal kommen. Und die Sachsen waren mit ihrem Malerweg auch erfolgreich. 2007 wurden sie mit der Auszeichnung „Schönster Wanderweg Deutschlands“ in der Kategorie Routen vom Wandermagazin belohnt.
Also sollte das Beispiel Schule machen, Wanderwege nach Berufen zu benennen. Es existieren viele naturnahe Berufe, die sich förmlich aufdrängen. Einen Försterweg gibt es schon zwischen Dessau und Leipzig. Auch ein Müllerweg ließe sich in vielen deutschen Flusstälern installieren. Und der Schreinerweg könnte an die erfolgreiche deutsche Holzwirtschaft erinnern. Richtig pfiffig wäre es, mal einen Köhlerweg zu eröffnen. Dann wäre auch schon ein Schirmherr gleichen Namens zur Stelle. Man muss dann nur darauf achten, dass KÖHLERWEG auch in einem Wort geschrieben wird. Wenn der Bundespräsident KÖHLER WEG liest, könnte er leicht verschnupft reagieren. Eher abzuraten wäre von METZGERWEG. Zwar steht meistens ausreichendes Frischfleisch am Wegesrand auf Wiesen und Weiden herum, um den Namen zu rechtfertigen. Aber METZGERWEG hat doch einen etwas, wie soll ich sagen, abstoßenden Klang.
Andere Berufsgruppen, die sich um unser leibliches Wohl kümmern, klingen wesentlich appetit-anregender. Ich warte daher auf den Brauerweg in Franken, den Köcheweg im Saarland oder natürlich den Winzerweg an Mosel, Rhein und Ahr.
Im Harz gibt es schon den Kaiserweg und den Hexenstieg. Sind das schon Wege mit Berufsnamen? Eindeutig nein! Kaiser und Hexe sind meines Wissens keine richtigen Ausbildungsberufe, das kann ich nicht gelten lassen. Gänzlich ungeeignet für Wanderwege sind moderne Berufsgattungen. Jetzt mal ehrlich, wer möchte schon auf dem IT-Manager-Weg oder dem Gastroenterologensteig wandern? Und der Investmentbanker-Weg ist in den finanzkrisigen Tagen unserer Zeit auch verpönt.
Aber eine Umbenennung von bestehenden Wegen in Berufswege sollte man in Erwägung ziehen. Den Rheinsteig könnte man namenstechnisch ruhig mal pimpen. In der Reloaded-Version hieße dieser Premiumweg zu Ehren der Loreley dann Friseusenweg. Das würde völlig neue touristische Zielgruppen ansprechen, die sonst eher die Party-Insel Mallorca bervorzugen. Sollte man mal drüber nachdenken.
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