Softshell und Hardshell sind einfach gedacht als Gegensätze zu verstehen:

Das Hardshell ist eine wasserdichte Jacke.

Das Softshell schützt zwar auch vor leichten Schauern, punktet aber besonders durch seine bessere Atmungsaktivität.

 

Softshell – oder auch: die "80%-Jacke"

Ursprung

Die Atmungsaktivität der wasserdichten Jacken ist oft enttäuschend. Das fanden damals auch Bergführer. Die meiste Zeit kämpften sie mehr mit dem "Sturm innerhalb der Jacke" als mit dem Wetter und standen im eigenen "Saft". Daher wünschte sie sich von der Industrie eine Jacke, die deutlich besser atmen können sollte. Mitte der 90er brachten Hersteller wie Schoeller und Polartec Jacken aus neuen Materialien auf den Markt. Die neuen Jacke konnten die Bergführer zu 80% ihrer Arbeitszeit tragen. Lediglich bei zu viel und langen Regenschauern waren die Jacken nicht dicht genug. 

Beim ursprünglichen Softshell wurde auf Membrane verzichtet. Denn jede Membran behindert die Atmungsaktivität. Diese Webware waren so eng gewebt, dass sie ein Auskühlen durch Wind verhinderten und sogar einem Nieselregen trotzen konnten. 

Entwicklung

Mit der Zeit wurden dem ursprünglichen Softshell mehr Schutzfunktion zugewiesen. Aus den Softshells wurden mehrlagige "Sandwich"-Materialien mit einer absolut winddichten Einlage. Für die Atmungsaktivität war das ein Rückschritt, denn die Einlage war wieder eine Membran. Wo es vorher noch möglich war über die Ursprungs-Softshell bei Bedarf eine Regenjacke zu ziehen, konnten die neuen Modelle nicht mithalten. Außerdem waren die winddichten Softshells schwerer und klobiger als Softshells aus Webware.

Heute

Die Materialvielfalt ist enorm. Softshells sind mit und ohne Mebran zu bekommen. Es gibt ungefütterte Sommersoftshell und Softshells mit Fleece. Es gibt weiche, wenig abriebfeste Oberflächen bis zu Oberflächen aus Kevlar. 

Softshell-Materialien haben unterschiedliche Funktionsseiten: Die Innenseite ist für ein gutes Feuchtigkeitsmanagement aufgeraut, so dass sie Schweiß verarbeiten kann. Die Außenseite ist dagegen eher glatt und hat eine besonders robuste Struktur.

Anschaffung

Prinzipiell lautet der Tipp von unserem Experten Ralf Stefan Beppler: Finger weg von Membran-Softshells. 

Vorteile von membranlosen Softshells

  • vielseitiger einsetzbar
  • ins Lagensystem integierbar
  • kleines Packmaß
  • leicht

Je nach Einsatzbereich gilt: Je dicker ein Softshell, desto geringer der Zeitraum im Jahr, in dem es ideal passt. Auch unter einem Softshell kann man unterschiedliche Isolationslagen kombinieren. Auf der Tour ist das eher sinnvoll. 

Der Trend geht aber zum "Zweit"-Softshell – auch und gerade weil Softshells ideal für den Alltag sind.

Eine Ausnahme 

Für Kurzaktivitäten, bei denen das Wetter einschätzbar oder vernachlässigbar ist, bieten winddichte Membran-Softshells mehr Schutz. Dann ist man aber auch bereit, ein schlechteres Klima in der Jacke in Kauf zu nehmen. 

 

Hardshell – mehr als nur Gore-Tex

Der Kauf einer wasserdichten Jacke ist häufig mit der Hoffnung verbunden, sie niemals zu brauchen. Wer plant schon eine Wanderung, auf der es in Strömen regnet? Und wenn es nicht regnet, hat man sie nicht wirklich gerne an, weil man sich schnell aufheizt und zu schwitzen anfängt. Das ist übrigens nicht nur bei Gore-Tex so, sondern auch bei anderen Materialien wie Sympatex, Venturi, DryVent oder Shield+. Das Problem der schlechten Atmungsaktivität bleibt ungelöst, in etwa so wie der sich selbst tragende Rucksack. 

Die neue Generation der wasserdichten Jacken zeigt sich vermehrt mit ökologisch einwandfreien Materialien und trotzdem hochfunktionell.

Bedenklich & belastend

Ein Problem sind die Umweltauswirkungen der Membranen und deren "Zutaten" oder Behandlung von Textilien:

  • PFC (Per-und polyfluorierte Chemikalien)
  • PFOA (Perfluoroctansäure) → seit kürzere Zeit in in EU-Europa nicht mehr erlaubt
  • PFOS (Perfluoctansulfonsäure) → schon länger in EU-Europa nicht mehr erlaubt

PFOA und PFOS sind nicht mehr aktiv in der Produktion zu finden, aber durchaus noch im Boden, Wasser und sogar im Blut von Tieren und Menschen. 

PFC wird noch immer legal eingesetzt (Stand 2019), obwohl man weiß, dass sie sich in der Natur und im Körper dauerhaft ansammeln, weil sie nicht abbaubar sind. 

Sollten wir also lieber keine wasserdichten und atmungsaktiven Jacken tragen? Man muss fairerweiser sagen, dass es durchaus Membranen gibt, die man guten Umwelt- und Gesundheitsgewissens kaufen und tragen kann – und die funktionell den bedenklichen und kritischen Membranen in nichts nachstehen.


Mehr zu alternativen Membranen gibt es HIER.