Den geliebten Hund auf der Wanderung dabei zu haben, macht eine Tour erst recht zu einem unvergesslichen Erlebnis – ein Traum für neue wie erfahrene Hundehalter:innen. Einfach aufs Geratewohl loszumarschieren, kann allerdings sowohl für den Hund als auch für dessen Halter:in gesundheitliche Folgen haben und beiden den Spaß verderben. Eine gute Vorbereitung ist unabdingbar. Damit eine Wandertour mit Hund gelingt, klären wir nachfolgend die fünf wichtigsten Fragen.

Sylvia Massenkeil

Zur Autorin:

Sylvia Massenkeil ist zertifizierte Hundephysiotherapeutin und Hundeosteopathin. Weiterhin hat sie eine fundierte Ausbildung als Hundeverhaltensberaterin und Hundetrainerin absolviert. In ihrem Wander- und Outdoorblog, www.sylvias-naturally-heart.de, schreibt sie regelmäßig über Wandertouren mit ihren Border-Collies und gibt professionelle Tipps zum Thema Wandern mit Hund. 

1. Welche Ausrüstung braucht mein Hund auf einer Wanderung?

Hundegeschirr oder Halsband? Hier gehen die Meinungen stark auseinander. Fakt ist jedoch: Ein gut sitzendes Hundegeschirr ist besonders für Hunde, die gerne mal an der Leine ziehen, ein Muss. Zu beachten ist hierbei die richtige Passform: Ein geeignetes Hundegeschirr lässt dem Hund genügend Freiraum im Schulterbereich und engt den Hund weder im Brust- noch im Rückenbereich ein. Um schmerzhafte Scheuerstellen zu vermeiden, darf das Hundegeschirr jedoch auch nicht zu locker sitzen.

Weiterhin richtet sich die Form des Hundegeschirrs nach dem Körperbau des Hundes und darüber hinaus, nach dem Wandergebiet, in dem wir unterwegs sind. In den Bergen bieten spezielle Berggeschirre aufgrund ihres Designs mehr Sicherheit. Ein Berggeschirr erleichtert z. B. das Hochheben des Hundes auf schwierigen Bergpfaden oder bei steilen Auf- und Abstiegen. Bei einer Wanderung im Flachland sind hingegen einfache Führgeschirre von Vorteil.

Neben dem Hundegeschirr (und Halsband mit Hunde- bzw. Tassomarke) benötigen wir zudem eine gute, rutsch- und reißfeste Hundeleine, denn nicht immer ist es möglich, den Hund ohne Leine laufen zu lassen, z. B; im Naturschutzgebiet. Hundeleinen sind oft großen Beanspruchungen ausgesetzt. Ein robustes, langlebiges und schnelltrocknendes Material ist daher von Vorteil. Ob Leder-, Nylon-, oder Biothaneleinen, jede Ausführung hat stets Vor- und Nachteil und sollte je nach Verwendungszweck und Vorliebe gewählt werden. 

Die Art der Leine sowie die Leinenlänge sollten an die Gegebenheiten der jeweiligen Wanderroute angepasst werden. Schleppleinen sind im übersichtlichen weitläufigen Gelände eine gute Möglichkeit, Hunden, die noch nicht sicher auf den Rückruf hören, einen gewissen Freiraum zu ermöglichen. Eine kurze Leine macht in urbanen Gegenden (zum Beispiel in städtischen Gebieten) oft mehr Sinn.

2. Welche Hunderassen eignen sich zum Wandern?

Border-Collie Luke im Wispertaunus

Grundsätzlich eignen sich alle Hunde zum Wandern, zu beachten sind allerdings die rassespezifischen Unterschiede: Körpergröße, Körperbau, Gewicht, Fellbeschaffenheit – wichtige Details, die beim Wandern mit Hund in unsere Überlegungen mit einfließen sollten.

Lauffreudige Hunderassen wie beispielsweise der Husky, Border-Collie, Golden Retriever oder aber kleine flinke Hundepfoten wie der beliebte Jack Russell Terrier eignen sich hervorragend für Wanderungen. Unzählige weitere Rassen sind gerne und oft mit ihren Besitzern auf Wanderschaft, brauchen aber eventuell etwas Vorbereitung für die bevorstehende Belastung, damit sie die Wanderung gesund und unbeschadet überstehen.

3. Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit eine Wanderung mit Hund gelingt und wie bereite ich meinen Hund auf eine Wanderung vor?

Fitness ist ein Schlagwort, das auch in der Hundewelt stets auf offene Ohren trifft. Als Hundebesitzer:innen wünschen wir uns einen gesunden, fitten Hund, der mit uns die wildesten Abenteuer erlebt. Damit er diese ohne Blessuren übersteht, sollte der angehende "Wanderhund“ und dessen Bewegungsapparat auf die körperliche Anstrengung vorbereitet werden. Muskeln, Sehnen und Bänder verrichten eine Menge Arbeit bei einer Wanderung, deshalb lautet die Devise: Kein Kaltstart, bitte! Wer nach und nach den Belastungslevel, die Wanderkilometer und das Tempo steigert, kommt gesund und munter ans Ziel.Auch das Alter des Hundes spielt eine tragende Rolle. Ein Welpe sollte mit Bedacht an das Leben als Wanderhund herangeführt werden. Unseren grauen Schnauzen im Seniorenalter sollten wir auf einer Wanderung genügend Pausen gönnen. Weitere Informationen zum Thema "Vom Welpe zum Wanderhund" gibt es hier.

4. Wieviele Kilometer kann mein Hund pro Tour absolvieren?

Für ältere oder kranke Hunde kann ein Hundemantel
in der kalten Jahreszeit angebracht sein.

Gehen wir von einem gesunden Hund im besten Hundealter aus, schafft ein Hund – je nach Wegbeschaffenheit – bis zu zwanzig Kilometer und mehr an einem Tag. Dies sollte jedoch nicht zum Dauerzustand werden.

Möchten wir mit unserem Hund beispielsweise eine Fernwanderung absolvieren, müssen die jeweiligen Etappen an die körperlichen Bedingungen und den Fitnesslevel angepasst werden. Zudem sorgt ein Pausentag für die notwendige Erholungsphase.

Ein Besuch bei der Tierärztin und/oder einem Hundephysiotherapeuten sorgt für die notwendige Unterstützung vor und nach der Wanderung und gibt Auskunft über den aktuellen Gesundheits- und Fitnesszustand des Hundes.

5. Welche Wortsignale sollte mein Hund können?

Hundeerziehung ist ein Thema, an dem sich die Geister scheiden und das oftmals für endlose, hitzige Diskussionen sorgt. Welche Trainingsmethode jede/r einzelne anwendet, soll an dieser Stelle nicht unser Thema sein. Vertrauensvolles Hundetraining fördert in jedem Fall die Bindung, erleichtert den Alltag mit dem Vierbeiner und sorgt für entspannte Wanderungen und hundegerechte Spaziergänge.

Die wichtigsten Wortsignale und Fähigkeiten

1. Eine entspannte Leinenführigkeit: Lockeres Laufen an der Leine sorgt
für Entspannung an beiden Enden der Hundeleine.
2. Der Rückruf: Soll der Hund frei laufen, ist ein bombensicherer Rückruf ein absolutes Muss.
Solange dies nicht gewährleistet ist, gehört der Hund an die Leine/Schleppleine.
3. Bleib/ Warte: sinnvoll im Alltag und auf Wanderschaft mit Hund. Beispiel: Auf Pfaden oder in unwegsamem Gelände soll der Hund vor oder hinter dem/der Hundeführer:in auf das nächste Kommando warten.
4. Das Stopp-Signal: die Lebensversichersicherung schlechthin
5. Sozialisierung: Damit der Hund zu einem zuverlässigen Partner auf vier Pfoten heranwächst, ist eine gute Sozialisierung des Hundes von Anfang an unumgänglich. Beispiele: Kommunikation mit Artgenossen und mit Menschen (Stimme, Körpersprache usw., die Fähigkeit souverän und gelassen auf Alltagsgeräusche und alltägliche Siutationen zu reagieren.

Weitere Wortsignale wie: Sitz, Platz und individuelle Trainingsbausteine können bereits im Welpenalter spielerisch eingeübt werden und sorgen im Alltag als auch auf Wanderungen mit Hund für ein entspanntes Miteinander.

Fazit und Schlusswort:

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Sollte etwas mal nicht so laufen wie erwartet, denkt dran: Eure Hunde wollen euch nicht ärgern! Sie handeln aus ihrem Instinkt und ihren Lernerfahrungen heraus. Deshalb lautet das Motto: Übung macht den Meister!


Für weitere spezielle und konkrete Fragen schaut gerne auf Sylvias Blog vorbei. In über 45 Fachartikel beleuchtet sie dort die wichtigsten Themen rund um Hundegesundheit, Hundetraining und das Thema Wandern mit Hund.  → Zum Blog: www.sylvias-naturally-heart.de/hundewanderblog