„Ich schenke ihnen eine Kindheit, deren Glück man aus ihren Augen abliest“, schreibt der Schriftsteller Hans Fallada. Er lebte mit seinen Kindern Murkel, Mücke und Achim in der Feldberger Seenlandschaft. Zu Weihnachten 1944 schreibt er für seine Tochter Mücke eine Geschichte – wie versprochen von „ihrem“ frechen Dachs Fridolin. Falladas Fridolinwanderung spielt in dessen Heimat und führt zu den Schauplätzen der heiteren Geschichte.

„Du wirst mir zugeben müssen, daß dein Vater fleißig gewesen ist. Es war manchmal gar nicht so einfach, alle diese geheimen Dachsenerlebnisse in Erfahrung zu bringen“, heißt es im „Nachwort an Mücke“. In der Tat ist im Leben des Dachses Fridolin viel Aberwitziges, Tragisches und Erfeuliches passiert: eine glückliche Jugendzeit im Hullerbusch, nächtliche Ausflüge in Gemüsegärten, die Vertreibung aus seiner wohlgepolsterten Höhle mit Seeblick durch einen stinkenden Fuchs sowie die fast kriegerischen Begegnungen mit den Zweibeinern, unter anderem mit dem Mädchen Mücke, die später Fridolins Verbündete wird. Die Geschichte erstreckt sich über 120 Buchseiten, der Wanderweg über 10 Kilometer entlang der zwei Seen Schmaler Luzin und Zanßen. Doch dass Fridolin bei seinen Abenteuern so viele Kilometer zurücklegt, weiß er gar nicht, soweit können Dachse gar nicht zählen, schreibt Fallada, „ein Dachs kann gerade bis zwei zählen, was mehr ist als zwei, das nennt er viel.“

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Kampagne „Spielend wandern“ von Österreichs Wanderdörfern. Ziel der Kampagne ist es, Kinder und Familien zum Draußensein zu inspirieren, wandernd und spielerisch die Natur (als Spielplatz) zu entdecken. Auf wandermagazin.de veröffentlichen wir dazu jede Woche einen Tourentipp für Familien und Kinder in Deutschland und eine ortsunabhängige Spielidee.

Falladas Fridolinwanderung

Eine der letzten handbetriebenen Seilfähren Europas
© Kurverwaltung Feldberger Seenlandschaft

Der Rundweg beginnt im Ort Carwitz, der eingebettet zwischen den Seen Schmaler Luzin und Carwitzsee liegt, und verläuft fast ausschließlich in den Naturschutzgebieten Hullerbusch/Schmaler Luzin sowie Hauptmannsberg immer in Wassernähe. Der Schmale Luzin gehört zu den klarsten Seen in Deutschland, seine Form erinnert jedoch eher an einen Fluss. Nach knapp drei Kilometern erreichen wir seine schmalste Stelle mit der Badestelle Ziegenwiese. Auch weniger geübte Schwimmer können hier auf die andere Seite zur kleinen Liegewiese schwimmen und zurück. Sind die Füße wieder trocken? Dann geht es weiter am bewaldeten Ufer entlang zum nächsten Highlight, der Luzinfähre. Dieses Mal überqueren wir den See jedoch trockenen Fußes auf der kleinen per Hand gezogenen Fähre.

Wir bleiben auf dieser Seite des Sees und folgen einem Naturlehrpfad durch Fridolins ehemaliges Revier. In dem schönen Hullerbusch, einem lichten Buchenwald, verbrachte er seine Kindheit mit den Geschwistern. Hier lernte er von seiner Mutter Friedesinchen, wie lecker Bucheckern und Schnecken schmecken und wie ungenießbar hingegen die harzigen Kiefernwurzeln sind, in denen seine Zähne festklebten. Seinen Vater hat Fridolin nie kennengelernt, denn Dachse sind absolute Einsiedler. Die wertvollste Charaktereigenschaften der Dachse sind die Brummigkeit und die Grießgrämigkeit, für die sein Vater sehr geschätzt wurde, aber auch die Sauberkeit. So war es für Fridolin ein Graus, als er eines nachts von einem Streifzug zurückkehrte und in seiner Schlafhöhle die furchtbar stinkende Hinterlassenschaft des Fuchses Isolein fand. Denn der Fuchs hatte es auf den gemütlichen Dachsbau abgesehen und Fridolin wurde tatsächlich geradezu „ausgestänkert“. Also machte er sich auf die Suche nach einer neuen Behausung. Wir folgen seiner Spur.

Falladas Fridolinwanderung und Wegelogo © Mapbox ©OpenStreetMap

Auf der Hälfte der Wanderung statten wir der Schäferei Hullerbusch einen Besuch ab. Wer möchte, kann sich im Hofladen Leckereien für ein Picknick aussuchen. Von der Schafweide kehren wir dann zurück unter das Blätterdach und wandern weiter immer am Wasser entlang. Während Dachse den Tag oft in ihrer gemütlichen Erdhöhle verschlafen, habt ihr vielleicht Glück und seht Spechte an den Buchen hämmern oder einen Zwergschnäpper auf einem Ast am Ufer sitzen. Sie fühlen sich besonders wohl in den uralten Uferwäldern, deren Bäume direkt bis an das türkis-schimmernde Wasser reichen. Ein kleiner Wegabschnitt führt uns über Bohlenstege am Kesselmoor vorbei, dann geht es weiter zum sagenumwobenen Teufelsstein und hinauf auf den Hauptmannsberg. Für mecklenburg-vorpommerische Verhältnisse ist er mit 120 Metern wirklich ein Berg und bietet einen tollen Ausblick über den Zanßen und vielleicht auch auf die hier lebenden Greifvögel wie Rotmilan und Seeadler.

Der Pfad führt uns durch das Kesselmoor
© Kurverwaltung Feldberger Seenlandschaft

Wir nähern uns langsam wieder dem Ort Carwitz und der kleinen Halbinsel Baumwerder, wo der vom Fuchs vertriebene Fridolin sein neues Zuhause fand. Zwar gibt es hier keinen Wald, aber ein paar Kiefern, Erlen, Birken und vor allem fand Fridolin hier die köstliche Pflanze Süßwachs, die von den Zweibeiner Mais genannt wird. Für Fridolin war es klar, er würde hier bleiben. Der Süßwachs ließ ihn zeitweise seine Grießgrämigkeit gegen die Welt vergessen. Er verzieh dem Schöpfer sogar, dass er den Dachsen keinen so stolzen, roten, buschigen Schwanz gegeben hatte wie den Füchsen. Fridolin fand wenig später einen verlassenen Kaninchenbau und baute ihn, von der Freude über den Süßwachs angetrieben, in eine Dachshöhle mit Seeblick um. Die Wanderung endet an unserem Ausgangspunkt in Carwitz, es ist jedoch noch lange nicht das Ende von Fridolins Geschichte.

Fazit: Fridolins Geschichte und Charakter werden auf Falladas Fridolinwanderung quicklebendig und man braucht nicht viel Fantasie, um den frechen Dachs durch den Buchenwald tapern zu sehen oder ihn schlafend in den Erdhöhlen zu vermuten. Mit der Badestelle, der Fähre, dem wunderschönen Hullerbusch und dem Kesselmoor sowie der Schäferei hat der Weg viele Highlights zu bieten. Es empfiehlt sich unbedingt Falladas zeitlose Geschichte „Fridolin der freche Dachs“ vorab zu lesen oder auch das Hans-Fallada-Haus in Carwitz zu besuchen.

Info: Weitere Bilder und Tipps zu Planung findet Ihr auch in unserem Tourenguide oder unter 
www.feldberger-seenlandschaft.de und www.mecklenburgische-seenplatte.de .

 

Spielen im Wald – Geräuschesammeln

Wenn wir draußen unterwegs sind nehmen wir die Natur vor allem mit unseren Augen wahr und sammeln so viele schöne Bilder in unserem Kopf. Doch was passiert, wenn wir für ein paar Minuten die Augen schließen und uns nur auf unsere Ohren konzentrieren? Welche Geräusche können wir sammeln? Den Ruf eines Greifvogels, ein Vogel, der im Laub herumraschelt, Äste, die knacken, den Wind oder vielleicht das Summen einer Hummel? Wie weit könnt ihr hören? Setzt euch mit dem Rücken an einen Baumstamm, legt die Hände auf den Boden, schließt die Augen und hört genau hin! 

Erweiterung: Während einer von euch mit geschlossenen Augen und gespitzten Ohren am Baumstamm sitzt, versucht sich ein anderer so leise wie möglich anzuschleichen. Sobald der Lauscher den Anschleicher hört und ihn orten kann, zeigt er mit dem Finger in die Richtung, aus der der Anschleicher kommt. Erst dann darf der Lauscher die Augen wieder öffnen. Gar nicht so leicht, aber aufregend!

Aus der Naturspielesammlung der Initiative "Spielend wandern" von Österreichs Wanderdörfern