Das Sauerland ist paradiesisch für Fernwanderfans. In der Frühlingsausgabe des Wandermagazins ging es hoch hinaus auf dem Sauerland-Höhenflug. Im Sommer machten wir uns auf den Weg, den Zauber der Sauerland Waldroute zu entdecken. In dieser Ausgabe nun geht es auf den Fernwanderklassiker: den Rothaarsteig.

 

Fast synonym mit dem Wandern im Sauerland hat sich der 154 km lange Rothaarsteig, der 2021 seinen zwanzigsten Geburtstag feierte, als überregionale Größe unter den Fernwanderwegen etabliert. Und das vollkommen zu Recht. Auf der Strecke zwischen dem Kneippbad Brilon und Dillenburg liegen alle zertifizierten Sauerland Wanderdörfer der Qualitätsregion Wanderbares Deutschland. Dabei führt der Rothaarsteig abwechslungsreich durch die Natur des namensgebenden Rothaargebirges und des Hochsauerlands, bis er im hessischen Lahn-Dill-Bergland endet.

Balsam für die Seele

Durch die Wälder des Sauerlands
© Rothaarsteigverein e.V., Heidi Bücker

Der Weg lässt sich in acht Etappen einteilen. Besonders Sportliche können ihn in auch in sechs, Genusswandernde in zwölf Etappen laufen. Dabei verlässt der Weg nach 87 km am Rhein-Weser-Turm das Sauerland und führt weiter durch Siegen-Wittgenstein bis zum Ziel im hessischen Dillenburg.

Die Reihe Fernwandern im Sauerland fokussiert dabei die Strecke in der Qualitätsregion. Der Startpunkt bei allen Varianten ist der Marktplatz von Brilon. Hier steht mit einem der ältesten Rathäuser Deutschlands schon das erste Highlight am Weg.

Richtung Südwesten verlässt die erste Etappe die Hansestadt mit einem leichten Anstieg auf die Höhen des Sauerlandes. Nach 13 km – ungefähr die Hälfte der Etappe, wenn man den Weg in acht Abschnitte teilt – ist der Ginsterkopf erreicht. Er ist einer von insgesamt 42 sogenannten Seelenorten an den sauerländischen Wanderwegen. Sie laden dazu ein, zur Ruhe zu kommen und Energie zu tanken und sind von Sauerländerinnen und Sauerländern handverlesen, also ganz authentisch. Der Ginsterkopf mit seinen 661 Höhenmetern bietet vor allem Entspannung für die Augen durch den ruhigen Fernblick und ist Balsam fürs Gemüt durch die tiefe Stille. Weiter auf dem Weg gelangt man nach einem kurzen Abstieg zum Fuße der Bruchhauser Steine. Die vier massiven Felsen sind eine aufregende Kulisse. Der Feldstein, der kleinste der Gesteinsbrocken, bietet einen beeindruckenden Aussichtspunkt. Wer mag macht einen kleinen Abstecher hierher. (Hinweis: der Rothaarsteig führt nicht direkt über die Bruchhauser Steine, sondern verläuft am Fuße der Steine.) Von hier ist es nicht mehr weit, bis das Etappenziel in Willingen erreicht ist.

Wintersport und Wandersport

Landschaft „wie gemalt“ am Gerkenstein
© Rothaarsteigverein e.V., Klaus-Peter Kappest

Sportlich zeigt sich Etappe 3 des Rothaarsteigs. Aus dem Wintersport-Paradies Winterberg heraus führt der Weg vorbei an der St. Georg Skisprungschanze Richtung Kahler Asten. Über den zweithöchsten Berg Nordrhein-Westfalens mit seinen 841 m ist bald der Gerkenstein erreicht. Ebenfalls ein „Seelenort“ wird hier die weite Aussicht durch ein hölzernes Rechteck gerahmt. Ein Landschaftskino, das den Blick bewusst auf das malerische Panorama lenkt.

Wackelige Höhen

Hoch hinaus bei Schanze 
© Rothaarsteigverein e.V., Björn Hänssler

Höhe spürt man auf der Kammvariante von Etappe 4 noch einmal anders. Diese führt von Schmallenberg-Schanze unter anderem über eine Hängebrücke zum hölzernen Rhein-Weser-Turm mit weiter Aussicht über Sauerland und Siegen-Wittgenstein.

Unweit des Startpunkts im beschaulichen Schanze (was seinen Namen nicht dem Wintersport verdankt) ist der Kyrillpfad erreicht. Auch als „Seelenort“ deklariert, führt er vor Augen, wie wenig Macht Menschen gegenüber Naturgewalten haben – hat der Orkan Kyrill hier doch 2007 unzählige Hektar Wald zerstört. Auf dem 1 km langen Rundweg wurden die verwüsteten Flächen sich selbst überlassen.

Weiter geht es nach Süden, ein Stück auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 und über die Hängebrücke bei Kühhude, die bei jedem Schritt leicht wippt. Weiter über den Kamm führt der Weg in einer Schlaufe um den Ort Jagdhaus zu wunderbaren Aussichten über das Rothaargebirge. Wer hier einen kleinen Schlenker läuft, erreicht das Naturerlebniszentrum Wisent-Wildnis, wo man den namensgebenden Urrindern näher kommen kann. Mit dem Endpunkt der Etappe am Rhein-Weser-Turm ist auch eine Wasserscheide erreicht. Gewässer, die von hieraus nach Norden fließen, münden in den Rhein, solche die nach Süden strömen, in die Weser.
 


Weitere Infos:
www.rothaarsteig.de
www.sauerland-wanderdoerfer.de