Von Jarle Sänger
Wir kommen am späten Nachmittag mit dem Auto am Gasthaus „Zum Schwarzen Mann“ an, mitten im Wald, mitten in der Eifel. Aussteigen, durchatmen und die Ruhe aufsaugen. Hier startet unsere kleine Abenteuer-Tour zu einer Nacht auf einem der insgesamt 22 Trekkingplätze der Nordeifel. Ein Erlebnis nah an und mit der Natur, das wir unbedingt mit unseren Kindern teilen wollten. Die beiden zappeln aufgeregt und voller Vorfreude hin und her, während wir die vollen, vermutlich viel zu umfangreich gepackten Rucksäcke ausladen. Stress kommt auf, denn der Himmel zieht sich zu und der Wind frischt auf. Schnell packen wir die letzten Sachen zusammen und machen uns auf den Weg.
Übergepäck und magischer Abend im Fichtenwald

Es sind etwa 3,1 Kilometer bis zum Trekkingplatz „Abgetaucht“, einer der abgelegensten Plätze der Nordeifel. Drei Kilometer wandern mit einer Vierjährigen und einem Sechsjährigen? Eine Herausforderung. Noch dazu, wenn Regen droht. Trotzdem laufen die Kinder tapfer mit, jeder Schritt wird von ihrem neugierigen Geplapper begleitet und von dem einen oder anderen, oder anderen, oder anderen, oder anderen Stopp an einem großen Ast, einem Stein, einem Käfer oder einer Kreuzung. Geduldig trage ich den größten Teil des Gepäcks, während die beiden jeweils kleine Rucksäcke mit Proviant auf dem Rücken haben. Meine Schultern ächzen, meine Arme schmerzen. Wieso haben wir so viel dabei?
Doch als wir ankommen, ist alles vergessen. Ein kleiner Pfad führt die letzten Meter zur Holzplattform im Wald. Die Kids rennen und toben umher und sind ganz aufgeregt, die Zelte aufzubauen. Zu unserem Glück ist es noch immer trocken und wir schaffen es, die beiden Stoffhöhlen schnell aufzustellen. Die Plattform liegt mitten im Fichtennwald, umgeben von moosigem Boden und dichtwachsendem Grün – ein richtig schöner Platz. In einigen Metern Entfernung befindet sich ein hölzernes "stilles Örtchen" mit einer Komposttoilette darin. Dann beginnt das kleine Wunder: Der Himmel klart auf, ein Lichtstrahl fällt durch die Baumkronen und erleuchtet den Trekkingplatz in romantischem Abendrot. Die Kinder sind begeistert, für einen Moment wirkt alles magisch.
LED statt Lagerfeuer

Nachdem alles steht, laufe ich zurück zum Auto, um den Rest des Gepäcks zu holen. Ja, wir haben eindeutig zu viel dabei, und ja, es ist ein logistisches Chaos, alles zu transportieren, wenn nur zwei Erwachsene tragen können. Aber irgendwann bin ich zurück, kann mich setzen und einfach den Moment genießen: die Kinder erkunden den Wald, sammeln Stöcke, bauen kleine Mandalas aus Eicheln und Steinen, und ich genieße das Zwitschern der Vögel in der Einsamkeit des Waldes. Am Abend richten wir eine kleine, warm leuchtende LED-Lampe auf der Plattform auf, ein schöner Ersatz für ein Feuer, welches aus Brandschutzgründen auf den Trekkingplätzen verboten ist. Wir essen Brot, trinken Apfelschorle und knabbern die einen oder anderen Snacks und Süßigkeiten. Immer wieder streifen wir in der einsetzenden Dämmerung gemeinsam durch den Wald, schauen, was sich bewegt, entdecken Tierspuren und lauschen dem leichten Rascheln der Blätter. Dann werden die Kinder müde, wir lesen noch eine Geschichte und bringen sie ins Zelt.
Geborgenheit trotz Gewitter
Kaum ist Ruhe eingekehrt und auch die Erwachsenen sind im Zelt verschwunden, beginnt es zu regnen. Ein heftiges Gewitter zieht auf, Blitze zucken über den dunklen Himmel, Donner rollen durch die Eifel. Wir sitzen im Zelt, hören das Prasseln auf dem Stoff und fühlen uns geborgen von der Szenerie hier draußen, während die Kinder davon kaum etwas mitbekommen. Der Schlaf? Er war mal besser, zu laut das Gewitter, zu hart der Untergrund. Aber das gehört dazu, zu unserem kleinen Abenteuer. Am Morgen erkunden wir noch ein Stück den umliegenden Wald, bevor wir alles wieder einpacken. Das Packen bei Nässe ist nicht angenehm, aber wir wissen: Bald sind wir wieder im Trockenen.

Was bleibt ist die Erinnerung an die Nacht, an die Aufregung der Kinder, an die kleinen Abenteuer, die wir mitten im Wald erlebt haben. Und an die Vorstellung, dass all das Erlebte der letzten 24 Stunden für die Kinder mutmaßlich zehnfach so aufregend gewesen sein muss. Mein Takeaway ist, deutlich weniger mitzunehmen. Was für mich selbst leicht fällt, ist eine Herausforderung beim Draußenschlafen mit Kindern. Doch nach dieser Nacht wissen wir, was man wirklich braucht und was nicht, z. B. zu viel Wechselwäsche bei nur einer Übernachtung oder Bücher zum Vorlesen, die Natur bietet genügend Spielmöglichkeiten. Aber diese Erfahrung werden alle Eltern wohl individuell für sich machen, wenn sie das Abenteuer mit ihren Kindern wagen. Es lohnt sich!
Wer Lust bekommen hat, ob mit oder ohne Kids, der findet alle Infos zu den Nordeifel-Trekkingplätzen hier: www.trekking-eifel.de