„Silva Gabreta“ – so wurde der Böhmerwald vor Jahrhunderten, in ersten Dokumenten, genannt. Heute wird mit dem Ausdruck „Böhmerwald“ teils sowohl das ganze Gebirge bezeichnet als auch nur Teile davon. Hinzu kommen die Termini „Bayerischer Wald“ speziell für das Gebiet im östlichen Bayern und „Šumava“ für das Terrain auf tschechischer Seite. Denn das Mittelgebirge gehört teils zu Deutschland als auch zu Österreich und Tschechien – und gerade das macht den 120 Kilometer langen Gebirgskamm so faszinierend. Über die Jahrhunderte hinweg war er stiller Zeuge etlicher geschichtlicher Entwicklungen. So wurde das Gebiet zunächst gerodet und besiedelt, wobei insbesondere der „Schwarzenbergsche Schwemmkanal“ dabei eine große Rolle spielte. Später, nach 1945, kam es zur grausamen Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung, wovon heute noch sogenannte „Wüstungen“ zeugen. Mittlerweile wurden Teile davon als Schutzgebiete oder gar Nationalpark deklariert.
Aber der Böhmerwald ist nicht nur geschichtlich äußerst interessant, sondern weiß auch mit seiner Natur zu begeistern. Hier treffen dichte Wälder auf außergewöhnliche Granitsteine, kleine Seen auf geheimnisvolle Moore. Dazwischen historische Städte wie Krumau und die charakteristischen Baumstämme, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind und wie Mahnmale in den Himmel ragen. In Summe die optimale Kulisse für Aktivitäten. Was die Region speziell für Wander-Fans zu bieten hat, gibt es hier:
1. Mit den Schneeschuhen hinauf zum Plöckenstein
• Schwierigkeit: mittel • Länge: 10 km • Dauer: 3,5 Std.
Der Plöckenstein ist die höchste Erhebung auf österreichischer Seite – und die Tour hinauf zum Gipfelkreuz ein echter Klassiker. Gestartet wird hierbei am Parkplatz in Oberschwarzenberg in Österreich. Zunächst geht es in wenigen Minuten zum Kraftplatz Teufelsschüssel, einer Felsformation mit kleinem Gipfelkreuz. Sodann führt der Pfad weiter zum „Steinernen Meer“, wo man den Blick über die Hügellandschaft schweifen lassen kann. Kurze Zeit später ist das Dreiländereck samt Granitsäule erreicht. Dort lädt eine Bank zu einer Rast ein. Frisch gestärkt, werden die letzten 1,5 Kilometer hinauf zum Plöckenstein in Angriff genommen. Auf dem Rückweg kann etwas unterhalb davon bei guter Sicht ein Blick auf den Moldaustausee geworfen werden, ehe eine Forststraße zurück zur Teufelsschüssel und zum Parkplatz führt.
2. Winterspaziergang zur Skiarena Hochficht
• Schwierigkeit: mittel • Länge: 12 km • Dauer: 4 Std.
Die Skiarena Hochficht ist im Winter ein beliebtes Ziel, um dort mit den Skiern oder dem Snowboard die Pisten hinunterzuflitzen. Aber auch die Wälder rundherum begeistern mit ihren glitzernden Nadeln und geben dort und da den Blick auf die magische Winterlandschaft frei. Diese Tour beginnt beim Parkplatz in Schöneben in Österreich, hoch über der Gemeinde Ulrichsberg. Die Landstraße dirigiert Winterwandernde Richtung Tschechien, ehe nach zirka 500 Metern links in einen Pfad eingebogen wird. Dieser verläuft zunächst noch parallel zur Langlaufloipe, später durch dichte Wälder hinüber zur Skiarena Hochficht. Retour geht es auf demselben Weg. Übrigens: Schöneben gilt auch als Langlauf-Mekka, denn das dortige „Nordische Zentrum Böhmerwald“ hält 78 Loipenkilometer in allen Schwierigkeitsgraden sowie einen Langlaufski-Verleih bereit.
3. Wandern entlang der Großen Mühl
• Schwierigkeit: mittel • Länge: 25 km • Dauer: 6 Std.
Einmal der Großen Mühl, einem der wichtigsten Flüsse der Region, von Klaffer bis nach Haslach an der Mühl folgen – das können Interessierte, indem sie sich den „Große Mühl Wanderweg W1“ vorknöpfen. Gestartet wird direkt bei der Kirche in Klaffer in Österreich, unweit des Kräutergartens. Danach geht es durch das Naturschutzgebiet Torfau und vorbei an der Schwarzholzkapelle. Nach wenigen Kilometern ist der Nachbarort Ulrichsberg erreicht. Das Plätschern des Flusses begleitet Wandernde weiter nach Aigen-Schlägl, wo sich ein Abstecher zum Stift Schlägl lohnt. Kurze Zeit später rückt ein liebevoll renoviertes Steinbloßhaus ins Blickfeld, ehe nach zwanzig Kilometern die Furtmühle erreicht ist. Nach weiteren vier Kilometern kommen Wandernde beim Haslacher Freizeitzentrum „Kranzling“ vorbei, welches im Sommer zum Baden einlädt. Und schließlich geht es durch den „Alten Turm“, einem der letzten erhaltenen Teile der einstigen Befestigungsanlage, hinauf zum Haslacher Marktplatz.
4. Schneeschuh-Tour hinauf auf den Lusen
• Schwierigkeit: mittel • Länge: 10 km • Dauer: ca. 4 Std.
Der Lusen auf deutscher Seite ragt 1.373 Meter in die Höhe und ist damit der fünfthöchste Berg im Bayerischen Wald. Nicht nur das Panorama vom Gipfel aus begeistert zu jeder Jahreszeit, sondern auch das Blockmeer unterhalb davon. Diese Tour startet an der Igelbus-Haltestelle Waldhäuser Kirche in Deutschland und führt zunächst zur Jugendherberge Waldhäuser. Hier wird links abgebogen und der Pfad führt nun hinauf zum „Waldhäuser Ausblick“, der mit einer grandiosen Aussicht über das Nationalpark-Vorland bis zu den Alpen punktet. Weiter geht es auf der Straße bis zum Parkplatz „Waldhausreibe“, der nur im Sommer zur Verfügung steht. Dort startet nun der Winterwanderweg mit der Markierung „Luchs“, der gemächlich, später steiler bis zum Blockmeer und schließlich zum Gipfel führt. Zurück geht es auf demselben Pfad.
5. Winterwanderung zum Hirschgehege Scheuereck
• Schwierigkeit: leicht • Länge: 7 km • Dauer: 2 Std.
Diese leichte Wanderung inklusive Beobachtungsmöglichkeit von Rothirschen beeindruckt darüber hinaus mit romantischen Bachtälern. Den Ausgangspunkt bildet der Parkplatz Spiegelhütte. Von dort aus geht es zunächst bergab durch den Ort, danach in Richtung Weiße Brücke. Später führt der Weg wieder sanft bergauf zum Scheuereck, vorbei an Informationstafeln, die mehr über den einstigen Bergbau und die Goldwäsche im hiesigen Gebiet verraten. Auf dem letzten Stück begleitet einen noch der Kollersbach bis zum Hirschgehege. Auf dieser neun Hektar großen Fläche tummeln sich einige Rothirsche, die aus nächster Nähe inspiziert werden können. Zurück geht es erneut gemächlich bergab, bis man erneut zum Ort Spiegelhütte gelangt.