Text & Bilder: Ricarda Große

Eschenlohe: Ein wasserreicher Taleingang

Es geht Auf und Ab auf sich windenden Pfaden, über mit Holz gestützte Stufen, vorbei an rauen Felsen und schließlich zu dem großen Highlight der Runde: der Brückenüberquerung durch die Klamm. Auch wenn an meinem Wandertag mehr Wasser von oben als in der Klamm unterwegs ist, ist dieser Ort auf der schmalen Brücke eindrucksvoll. Die Ausmaße der Wassermassen, die hier durch donnern können, lassen sich erahnen, haben sie doch ihre Spuren im Gestein hinterlassen. Und auch der Blick in Richtung Eschenlohe über die Klamm hinweg, lässt mich eine Weile länger auf der soliden Gitterbrücke verweilen.

Unterwegs durch die Asamklamm bei Eschenlohe

Die Runde führt nach der Überquerung der Brücke in der Klamm kurz bergan und über eine Wiese zu einer asphaltierten Straße, der ich weniger als 150 m folge bevor ein gelbes Schild mir die Abzweigung nach links zum Katzensteg weist und damit in Richtung Ausgangspunkt der Runde. Erweitern lässt sich die Tour an diesem Abzweig, wenn man stattdessen der Beschilderung zum Heldenkreuz folgt. Mit einer zusätzlichen Stunde Gehzeit sollte man rechnen, dafür hat man vom Heldenkreuz eine besondere Aussicht über die Ortschaft, auf die Ausläufer der Ammergauer Alpen und bei guter Sicht auf die Zugspitze. 

Wer an den Sieben Quellen im Prühlmoos vorbeischauen will, kann auch diese in einer großen Runde mit der Asamklamm und Heldenkreuz verbinden. Die Sieben Quellen ist ein zunächst unscheinbarer Ort südlich von Eschenlohe am Wegesrand – doch bitte nicht täuschen lassen. Das Quellwasser sammelt sich in Becken und Teichen, aus denen der Mühlbach gespeist wird, der bei Eschenlohe in die Loisach mündet. Stellt man sich für einen Moment still an den Rand der seichten Wasserbecken werden einem die aufsteigenden Luftbläschen auffallen, wo das Quellwasser durch den Untergrund an die Oberfläche gedrückt wird. Die Moorlandschaft bildet einen reizvollen Kontrast zu den Wäldern und Berghängen und zeigt, wie artenreich und unterschiedlich Biotope in einem Tal koexistieren. Ich habe auf dem Weg zu den Sieben Quellen übrigens auch einen über einen Meter hohen Ameisenhaufen entdeckt – über solche Funde freue ich mich besonders beim Wandern, sind sie doch nicht selbstverständlich am Wegesrand zu sehen. Angaben zur Tour s. unten

Stationen im Wald auf dem Erlebnisweg für Familien in Eschenlohe.

Wandertipp für Familien

Ich habe den Natur-Erlebnis-Pfad mit Abstecher zum Aussichtsplateau der Nikolaskapelle besucht. Neben einem optionalen Tunneldurchgang warten unterwegs Barfußpfad und Rätselfragen. Der Weg ist breit angelegt und mit dem Kinderwagen befahrbar.  

Viele weitere Tipps für Erlebnisse und Ausflüge auf www.zugspitzland.de/erleben/familien

Der Sound eines Tales 

Mit der Asamklamm und den Sieben Quellen beginnt also mein Wanderauftakt im ZugspitzLand. Schnell ist mir klar, dass das Wasser als Leitmotiv der Orte Eschenlohe, Oberau und Farchant zu verstehen ist. Es rauscht, donnert, plätschert und blubbert überall und zu den wasserreichen Orten führen viele schöne Wege. Als roter Faden schlängelt sich dabei die Loisach mit ihrer stellenweise leuchtenden Türkisfärbung durch das Wanderbild.

Neben Aussichten aus der Höhe, führen die Wege auch im Tal zu eindrucksvollen Orten, die einen so schnell nicht wieder loslassen wollen. Hier: Auf dem Weg zu den Sieben Quellen bei Eschenlohe.

Hinzukommt das anschwellende Zirpen der Grillen in den bunt blühenden Wiesen und das Rascheln der Vögel am Waldboden durch das Laub. Auch das entfernte Rollen des Zuges gehört dazu, je nachdem wo man sich aufhält. Dann vollführt der Wind ein sanftes Rauschen durch die Bäume an ansonsten stillen Aussichtspunkten. Dramatische Begleitung gibt es von Donnerwogen, die im Nachbartal die Luft durchziehen.

Ich lasse mich umschwirren von den Melodien, die auch das Plärren eines Sägeblattes oder den lauten Ruf einer Stimme in sich aufnehmen. Die Natur ist nicht unberührt, der Mensch hat überall seine Spuren hinterlassen – doch während ich mich an das nasse Metallgeländer der kleinen Brücke über die Asamklamm lehne und durch den vom Gestein und Wald gebildeten Sichtkorridor in die Weite blicke, kann ich Ruhe finden. Das Handy und die Kamera bleiben eingepackt. Dafür lasse ich meine Augen einfach schweifen. Diesen Moment kann ich nicht mit einem Gerät festhalten – und genau das ist es, was das Wandererlebnis ausmachen sollte. Selbst der ein oder andere Regenschauer stimmt mich munter, habe ich viele der Wege und Highlights doch gerade gänzlich allein für mich. Was für ein Luxus, dass ich das genießen darf. 

Oberau: Aussichtsreich mit Gips und Flößen

Vom Taleingang bei Eschenlohe steige ich für einen kurzen Moment auf die Schienen um und mache mich auf den Weg nach Oberau. Tatsächlich könnte man auch direkt von Eschenlohe nach Oberau wandern oder auch auf dem Radweg parallel zur Loisach unterwegs sein. Wer seinen Wanderurlaub hier plant, kann also auch von einem Ort zum anderen laufen und gemütlich wieder mit der Bahn oder dem Bus zurückfahren. 

Immer bergauf geht es auf knapp drei Kilometern hoch zum Loisachblick bei Oberau – die Aussicht (s. Mitte) ist fantastisch.

Oberau empfängt mich mit trockenem Wetter. Von der Gemeinde aus führt eine Straße ins benachbarte Ettal – es ist also ein wenig mehr los als im beschaulichen Eschenlohe. Auch zu Fuß führen Wege über die Berghänge von Nachbarort zu Nachbarort. Mich zieht es nach dem Einchecken in der Unterkunft schnell in Richtung Ortsrand im Norden. Es sind Gewitterzellen unterwegs und ich will die noch gute Wetterlage nutzen, um die Höhenmeter zum Loisachblick zu schaffen.

Der Loisachblick

Schnell geht es bergauf über Stufen und kleine Serpentinen. Der naturnahe Pfad macht sehr viel Spaß zu laufen. Die Abwechslung aus felsigem und weichem Waldboden mit Wurzeln verlangt schon etwas Konzentration, doch um so mehr werde ich von dem stetigen Bergauf abgelenkt. Immer wieder stehen Bänke für Pausen bereit und geben Aussichten auf Oberau und die Loisach frei, sowie das Estergebirge und das Wettersteingebirge mit Zugspitze und Alpspitze, die auch an diesem Wandertag hinter einer massiven Wolkendecke versteckt bleiben. Ich setze mich nicht hin, verweile aber hier und dort dennoch für einen Moment um die Aussicht zu genießen. Immer weiter geht es bergauf durch den Wald, den ich gefühlt für mich alleine habe. Dann sehe ich den Überstand aus Holz hervorlugen und plötzlich ist er da, der Loisachblick. Nach ca. 200 Höhenmetern auf fast drei Kilometern lasse ich mich auf dem Boden nieder und den Blick lange über die Sichtachse bis nach Garmisch-Partenkirchen über das Tal ziehen. Ein Eintrag im „Gipfelbuch“ folgt nach einer langen Pause und dann geht es auf selben Weg wieder bergab. Es ist nur ein kleiner Wanderausflug an diesem Nachmittag, aber genau richtig, um noch einmal ein bisschen aktiv unterwegs gewesen zu sein, alleine durch die Natur zu ziehen und unabhängig von Wetterentwicklungen den Tag ausklingen zu lassen. Angaben zur Tour s. unten

Auf den Spuren des Goldenen Au erfahre ich viel zur Geschichte Oberaus
​​​​und finde viele Fotomotive.

Ortserkundung "Goldenes Au"

Oberau selbst ist ein Ort mit einer industriellen Geschichte, die auf dem Themenweg „Goldenes Au“ erlaufen werden kann. Im Ort finden sich Infotafeln, die über die Tradition der Flößerei, der langen Verbindung zum Kloster Ettal und dem "goldenen" Zeitalter der Gipsproduktion im 18. und 19. Jahrhundert informieren. Die Stationen sind nach Lust und Laune zu erkunden. Ich laufe bis ans Ufer der Loisach, vorbei an einem nachgebauten Floß, hoch auf die Bergkirche Sankt Georg mit ihrem kleinen, ruhigen Friedhof und dann wieder runter in den Kulturpark.

Farchant: Wasserfälle und relaxte Kühe

Auch von Oberau nach Farchant – mein dritter und letzter Stopp – kann man einen schönen gemütlichen Spaziergang an der Loisach und über die Wiesen einplanen. Ich jedoch, probiere den roten Bus aus und hake ein weiteres ÖPNV-Mittel im Tal von meiner Liste. Im idyllischen, kleinen Zentrum angekommen, werfe ich einen Blick in die Tourist-Informationen, wo auch die Gemeindebücherei zu finden ist. Meine heutige Unterkunft liegt auf der anderen Seite der Schienen direkt am Rand des Natur- und Erholungspark Kuhflucht. Auch heute verstecken sich die Berge hinter den Wolken und es wird langsam immer grauer. Mit der Erinnerung an den ersten Tag in Eschenlohe, krame ich die Regenkleidung raus und lasse mich nicht zweimal bitten: auf zum Wasserfall-Spektakel Kuhflucht. Auf dem Weg zu den reißenden Wasserfällen wird es nasser und nasser, doch die Luft ist wunderbar frisch und mit jedem Schritt spüre ich, dass ich richtig Lust habe auf Entdeckung zu gehen.

Ein absolutes Highlight im Natur- & Erholungspark Kuhflucht in Farchant sind die Wasserfälle (s. Mitte)

Das Gelände und die Wege sind menschenleer und ich folge der Beschilderung zum Kuhfluchtgraben – ein Fluss, der seinen Weg durch ein Bett aus rund geformten Steinen zieht. Für einen Moment erinnert mich die Szene mit dem rauschenden, klaren Wasser und den Tannen und Bergen an Kanada – perfekt, dass trifft bei mir genau ins Schwarze.

Kuhflucht

Den prägnanten Name Kuhflucht verdanken wir möglicherweise den Römern und dem Begriff confluctum (Zusammenfluss, in diesem Falle von Kuchfluchtgraben mit der Loisach).

Mir gefällt aber auch die alternative Herkunft sehr gut: Kuhflucht leitet sich vielleicht von "Kuhflack" ab. Das bedeutet so viel wie Liegeplatz der Kühe, die sich am Wasser schattige Ruheplätze suchen. Kühe verstehen es halt zu relaxen. 

Es geht bergauf auf einen gemütlichen breiten Weg, der mir Gelegenheit gibt die Details am Wasser und den ersten Wasserfallstufen zu genießen. Der Blick geht von rechts nach links und wieder zurück, ohne dass ich auf meine Schritte achten muss. Schließlich gelange ich zur Brücke an den imposanten Wasserfällen. Unter meinen Füßen rauscht und donnert es, feinster Wassernebel legt sich auf die Haut und ich kann mich kaum von dem Getose losreißen. Ein schmaler Pfad lockt mich weiter bergauf zu einem überdachten Rastplatz mit Blick auf das Wasserkonzert, der drei, insgesamt 270 m hohen, Fallstufen – einmalig schön. Und für mich ein perfekter Logenplatz in der Natur an diesem Nachmittag. Angaben zur Tour s. unten

Ich erkunde auch die anderen Wege und Pfade im Naturschutzgebiet. Liebevoll mit Rätseln, Mitmachstationen und etwas abseits liegenden Ruhezonen zum Pausieren ausgestattet, bietet das Areal eine perfekte Mischung für Familien und Genusswandernde. Ein toller Rückzugsraum, direkt am Rande der Ortschaft. 

Wandertipp für Familien

Auf dem gesamten Gelände des Natur- & Erholungsparks Kuhflucht sind neben den Wasserfällen auch Themenwege bzw. Erlebniswege und ein großer Spielplatz sowie das Warmwasser Freibad zu entdecken. Zusätzlich wartet der Rätselweg durch die Ortschaft gemeinsam mit dem Maskottchen Farchanderl auf die Kids. 

Viele weitere Tipps für Erlebnisse und Ausflüge auf www.zugspitzland.de/erleben/familien

Tipps für Erlebnisse abseits der Wanderwege

Die Krippenausstellung in Oberau hat mich überrascht und begeistert.

In Oberau findet man mitten im Ort eine große Krippenausstellung im „Schmiedbauerhaus“. Alle hier ausgestellten Unikate entstammen der Hand des Krippenbauers Ludwig Reiser. Die Liebe zum Detail des ehemaligen Metzgermeisters, der ab den 1990er mit dem Krippenbau begann, ist beeindruckend, sowohl für Kinder als auch Erwachsene. Unterschiedlichste Stile, Materialien und Ausmaße sind auf über 100 m² zu erleben. Man möchte sich fast die Nase an den Glasscheiben plattdrücken, um auch die kleinste Ecke und Nische genau auszukundschaften. Ich bin auf jeden Fall mit sehr viel kreativen Input wieder aus der Ausstellung gekommen – nicht zuletzt, da ich in den Genuss einer sehr guten Führung kam. 

Außerdem locken abseits der Wege das Warmfreibad Farchant und das Alpenschwimmbad Oberau mit nasser Erholung oder sportlichem Start in den Wandertag.

Und in Farchant ist ein Blick in den Farchanter Dorfladen lohnenswert. Ich empfehle einen Stopp an der Theke der Bäckerei – wer regionale Spezialitäten als Vepser einpacken will, wird hier bestens beraten. Feine, leckere Küche mit Blick über Eschenlohe auf die Berge gibt es dagegen in der Speisenmeisterei am Hotel Tonihof. Mein Gaumen hatte viel Freude an einem Risotto mit weißem und wildem Spargel.

Klassisch bis Modern: Unterkünfte für unterschiedlichste Ansprüche

Was das Erlebnis vor Ort außerdem bereichert, sind die Menschen. Gegrüßt wird überall und wenn es nicht mit einem Zuruf klappt, kommt ein Nicken bei einem an. Es ist eine unaufgezwungene Freundlichkeit, die das Erkunden der Wege und Ortskerne angenehm gestaltet. Hinzukommen die Gastgeber:innen. Tatsächlich durfte ich bei einem meiner Abendessen mit am Stammtisch sitzen und einer Herrenrunde beim Kartenspielen Gesellschaft leisten – so lernt man die Einheimischen richtig kennen.

Unterkünfte gibt es reichlich und auch für jeden Geschmack. Dabei bietet es sich an eine Basis zu suchen und von hier aus in alle Richtungen zu Fuß, mit dem Rad, Zug und Bus aufzubrechen. Traditionellen Charme und einen ruhigen Standort am Waldrand genoss ich im Familienbetrieb Alpenhotel Wengerer Hof in Eschenlohe – das Frühstücks-Buffet war ausgezeichnet.  Ich erfreute mich an meinem blumigen Balkon und stundenlangem Blockbuster auf die Bergkämme, während die Dämmerung über das Tal hereinbrach in Oberau im Hotel Garni Edelweiß. Und im Explorer Hotel in Farchant – das besonders für Aktiv-Urlauber:innen bestens ausgestattet ist – ließ ich die Vorhänge einen Spalt geöffnet, um die Wolkenfetzen im Felsmassiv von Zugspitze und Alpspitze im Morgengrauen zu genießen.

v. l. n. r.
Familienbetrieb Alpenhotel Wengerer Hof, Eschenlohe
Aussicht vom Balkon auf einen Teil des Estergebirges, Hotel Garni Edelweiß, Oberau
Explorer Hotel in Farchant

Alles ganz unterschiedliche Unterkünfte, aber alle um ihre Gäste sehr bemüht. Und alle erzählte mir, wie eng sie sich mit ihrem Ort und dem Tal verbunden fühlen. Das steckt an. Und im Wanderurlaub zwischen den Hängen der Berge darf auch ich mich für einen Moment einfach dieser Welle an positiver Stimmung hingeben, die rosarote Wanderbrille aufsetzen und abschalten. Das funktioniert im ZugspitzLand ganz wunderbar, finde ich.


Weitere Infos zur Region auf www.zugspitzland.de

Wanderwege: Die Wanderwege in der Region bieten ein großes Sortiment, von kleinen flachen Spazierrunden bis hin zur Hüttentour mit Kammüberquerungen. Ich bin dieses Mal auf den kürzeren Wegen, mit tollen Aussichten, überschaubaren Höhenmetern und Highlights, die zum Verweilen in der Natur einladen, unterwegs gewesen.

Links zu den im Text erwähnten Unterkünften:

Anreise: Ich empfehle die Anreise per Bahn. Mit dem ICE bis München-Pasing. Einmal umsteigen und sich gemütlich mit der Regionalbahn immer näher an die Berge fahren lassen. Im Tal selbst fahren regelmäßig Züge und Busse zwischen den Ortschaften. 


Tourentipps

zurück zum Seitenanfang