Der Lutherweg ist ein besonderer Wanderweg, es gibt ihn nämlich nicht nur einmal: Sieben Bundesländer haben jeweils ihren eigenen Lutherweg, alle sieben sind komplett verschieden. Der Lutherweg Sachsen ist ein spiritueller Rundwanderweg über 550 km und lässt Pilgernde auf jeder Etappe den Weg in das eigene Innere finden.

Mutterland der Reformation

In Sachsen ereignete sich vieles, was für die Reformation wegweisend war. Daher gilt besonders Sachsen als Mutterland der Reformation. Auf der Pleißenburg in Leipzig beispielsweise fand im Jahr 1519 die sogenannte Leipziger Disputation statt, die die Verbreitung des Lutherischen Gedankenguts zur Folge hatte. In Leisnig wiederum entwickelte Luther 1523 die Leisniger Kastenordnung, das älteste evangelische Sozialpapier der Welt.

Der Lutherweg Sachsen führt auf 29 Etappen zu zahlreichen Stationen, die im Leben von Martin Luther und seinen Wegbegleitern eine wichtige Rolle spielten. Und ganz nebenbei lernen Pilgernde die vielseitige Landschaft der Region Leipzig mit ihren Kirchen, Schlössern, Burgen und Klöstern kennen und kommen in den ausgedehnten Heide- und Flusslandschaften zur Ruhe.

Kein klassischer Pilgerweg

Burg Mildenstein © Sylvio Dittrich 

Anders als bei klassischen Pilgerwegen ist der Lutherweg in beide Richtungen ausgeschildert. Man kann ihn somit in beide Richtungen gehen und an beliebigen Stellen ein- und aussteigen. Außerdem geht es auf dem als Rundweg angelegten Pilgerweg nicht nur um das Erreichen einer heiligen Stätte am Ende des Pilgerwegs, sondern auch darum, auf den Spuren Luthers und der Reformation einen Weg in das eigene Innere zu finden und zu verweilen.

Eine Gemeinsamkeit mit anderen Pilgerwegen, wie z. B. dem allseits bekannten Jakobsweg, sind die zahlreichen Stempelstellen und der Pilgerpass. Oft wird man auch gleich selbst zum „Stempelpaten“ und drückt einer anderen Pilgerin oder einem anderen Pilger den ersehnten Tintenabdruck direkt an der Stempelstelle in das Heftchen. So entsteht ein persönliches Erinnerungsstück, das die eigene Wanderung noch lange nach der Heimkehr lebendig hält.

5 Etappenhighlights: Natur und Kulinarik

Neben vielzähligen Überlieferungen der Reformation bieten die Etappen des Lutherwegs auch ökologische und geologische Besonderheiten: Ein Teil der Strecke verläuft z. B. durch den Geopark Porphyrland.Steinreich in Sachsen. Dort begegnen Pilgernde außerdem den kulinarischen GeoGenuss-Produkten, welche der Region entstammen und interessante Geschichten zu Geo-Orten aufweisen. Fünf Etappen stellen wir im Folgenden etwas näher vor.

► Etappe 2: Von Eilenburg nach Löbnitz – Kulinarische Besonderheiten vom Trüffeljäger Eilenburg

Kirche Löbnitz am Lutherweg © Gemeinde Löbnitz

Diese Etappe bietet auf den Wiesenwegen entlang der Muldenaue viele Gelegenheiten zum Innehalten und Genießen. Luther selbst hielt in Eilenburg viele Predigten. Ein kulinarisches Highlight gibt es für Trüffelliebhaber:innen: Die köstlichen Edelpilze der Gattung „Tuber“ werden hier angebaut, veredelt und zu verschiedensten Produkten, darunter Wurstwaren, Öl und Spirituosen, weiterverarbeitet.

Mehr Infos zur Etappe und zum Trüffeljäger Eilenburg

► Etappen 4 und 5: Von Bad Düben nach Torgau – Naturschutzgebiet Dübener Heide

Schloss Hartenfels in Torgau © Tom Williger 

Die Kurstadt Bad Düben ist das südliche Tor zum Naturpark Dübener Heide, ein absolutes Highlight für alle, die Ruhe suchen und Natur genießen wollen. In Torgau wird indes die Reformationsgeschichte erlebbar, dank vieler reformatorischer Stätten, wie dem Sterbehaus von Katharina Luther - Frau von Martin Luther oder dem Schloss Hartenfels mit der Schlosskapelle als erstem protestantischen Kirchenbau. Für Gaumenfreuden sorgt die Hofmolkerei Bennewitz südlich von Torgau als familiengeführtes Unternehmen, das umweltgerechte Landwirtschaft betreibt.

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► Etappe 10: Von Grimma nach Colditz – Abstecher nach Höfgen ins „Dorf der Sinne“

Seilfähre Nimbschen-Höfgen © Tom Williger 

Zum Start in den Wandertag finden Pilgernde im RegioOutlet Grimma einen passenden Wandersnack unter den angebotenen GeoGenuss-Produkten. Der Lutherweg führt dann am Flussufer der Mulde entlang zur Ruine des Zisterzienserinnenklosters Nimbschen. Auf der anderen Flusseite (Überfahrt mit der Seilfähre) lohnt sich ein Besuch im „Dorf der Sinne“, eingebettet in die reizvolle Flusslandschaft der Mulde.

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► Etappe 12: Von Mügeln nach Leisnig – Eintauchen ins Sächsische Obstland

Bauernmarkt im Kloster Buch bei Leisnig © Tom Williger 

Mit der Obstbaumblüte im Frühjahr und reifen Früchten im Sommer lockt das Sächsische Obstland in eine besondere Kulturlandschaft. Highlights auf der Etappe sind die ehemalige Klosteranlage des Nonnenklosters Marienthal Sornzig – von hier stammt auch die Tradition des Obstanbaus in dieser Gegend – sowie das Kloster Buch mit einem Bauernmarkt an jedem zweiten Samstag im Monat. In Leisnig, mit der Ausstellung der Leisniger Kastenordnung, ragt dann die über 1.000 Jahre alte Burg Mildenstein über den Zielort hinaus.

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► Etappe 29: Von Neukieritzsch nach Leipzig – durchs Leipziger Neuseenland

Hainer See im Leipziger Neuseenland © LTM PUNCTUM 

Die letzte Etappe des Lutherweg Sachsen beginnt in Neukieritzsch, in dessen Nähe Katharina Luther, ehem. Katharina von Bora, ihren Witwensitz hatte. Auch die Katharina-von-Bora-Kirche befindet sich hier. Anschließend führt der Lutherweg die Pilgernden durch das Leipziger Neuseenland­, ein Naherholungsgebiet, das durch die Flutung ehemaliger Tagebaurestlöcher entstanden ist und Naturliebhabenden nun eine renaturierte Seenlandschaft bietet.

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Übrigens: Der Lutherweg Sachsen ist mit dem Lutherweg in Sachsen-Anhalt über Bad Düben und dem Lutherweg in Thüringen über das Wegedreieck Borna-Gnandstein/Altenburg sowie Crimmitschau/Altenburg verbunden.

Info: www.leipzig.travel

 

 

 

 

Svenja Walter