Text & Bilder von Ricarda Große
Monheim am Rhein überrascht mich mit seiner Mischung aus Stadtnähe und Naturidyll. Selten bin ich so schnell in wenigen Schritten zwischen Stadtrundtour mit Kulturprogramm und ruhiger Naturkulisse unterwegs gewesen.
Die Stadt am Ufer des Rheins hat für Wandernde, Radfahrende und besonders Familien viele reizvolle Entdeckungen. Sowohl die Anreise aus Richtung Köln, Bonn und Leverkusen als auch vom Norden aus Düsseldorf macht die Stadt mit ihren grünen Oasen, wie der Auenlandschaft in der Urdenbacher Kämpe, zu einem perfekten Ziel für einen Tages- oder Wochenendausflug.
- Grünes Idyll: Die Urdenbacher Kämpe
- Erlebnisse im Stadtkern
- Stadtnaher Kinderwanderspaß: Natur-Erlebnispfad
Grünes Idyll zwischen rheinischen Großstädten
Ich beginne meinen Ausflugstag mit der Anreise per Bahn. Eben traten die Schuhe noch auf dem festen Bürgersteig, jetzt knirscht es unter den Füßen. Kies und Sand begleiten mich auf dem Feldweg, der in die Urdenbacher Kämpe bei Hellerhof führt. Bereits hier vernehme ich ein sagenhaftes Vogelkonzert, welches im späteren Verlauf unter den Bäumen sein Crescendo findet. Pferde stehen verstreut auf den Koppeln, ein Graureiher steht wie eine aus Stein gehauene Figur unbeweglich in 100 Metern Entfernung. Diese Naturkulisse bietet viel Abwechslung, besonders wenn man sich die Zeit nimmt, eine etwas größere Runde von rund 10 bis 12 Kilometern zu laufen. So erlebe ich an einem Tag die Weite der Felder und Wiesen, den schattigen Trampelpfad unter mächtigen Schwarzpappeln, den angenehmen Wind am Ufer des Rheins zwischen Gräsern und Sand sowie Röhricht und Weidenwald am Altrhein.
Wandertipp
Meine Tour durch die Urdenbacher Kämpe im Tourenportal eignet sich perfekt für einen Tagesausflug in Kombination mit einem Besuch auf Haus Bürgel und dem Aalfischerei-Museum – ein begehbarer, restaurierter Aalschokker – an den Rheinterrassen des Stadtteils Baumberg.
Römische Geschichte hautnah
Ich lege einen Stopp auf Haus Bürgel ein, seit 2021 UNESCO-Welterbe, und dem dort ansässigen römischen Museum. Die Geschäftsführerin Anna-Lena Weber öffnet mir die Türen zu den Ausstellungsräumen und führt mich über das Gelände des Gutshofs mit biologischer Station und der Kaltblutpferdezucht Reuter. Alles steht auf den Grundrissen des römischen Kastells aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., von dem Teile der Originalarchitektur noch immer zu sehen sind, wie in der Mauer, die das Gelände umschließt.
Ein Besuch des Museums ist ein Muss, wenn man am Wochenende unterwegs ist. Viele interaktive Elemente zum römischen Leben vor Ort, sowie der von der hier seit 1991 ansässigen Biologischen Station angelegte historische Nutzgarten, machen die Einrichtung zu einem tollen Erlebnis für jüngere und ältere Gäste.
Ich bin sehr angetan von dem kleinen, aber ansprechend angelegten Museum und frage Anna-Lena, wo ihr Lieblingsgort auf dem Gelände ist. „Hinter der Mauer im Nutzgarten unter dem Maulbeerbaum: Das ist ein ruhiger und schattiger Platz, mit Blick auf die Originalstücke der Mauer oder auf die Koppeln mit den Pferden, je nach Lust und Laune“, antwortet sie mir und ich kann nur nicken. Das wäre auch meine Wahl gewesen. | www.hausbuergel.de
Schon gewusst?
Das Römerkastell lag einst auf der linksrheinischen Seite. Ein Hochwasser zwischen Weihnachten 1373 und Mai 1374 führte dazu, dass der Rhein sein Bett verlagerte. Seitdem steht Haus Bürgel auf der rechten Rheinseite.
Wandertipp
„AuenBlicke" in der Urdenbacher KämpeInnerhalb des Gebiets der Kämpe finden sich acht beschilderte Rundwege, die „AuenBlicke“. Die Runden sind bis auf zwei Ausnahmen kurze, leicht begehbare Touren unter fünf Kilometer Länge. Jeder Weg wird von einem Thema begleitet. Durch die Kürze und die besonderen Kulissen sind die Wege familienfreundliche Wandererlebnisse.
Mein erster Tag in Monheim am Rhein war Natur pur. Der zweite Tag widmet sich dem Stadtkern und einer sehr facettenreichen, über 860 Jahre alten Geschichte. Doch auch heute werde ich in den Genuss von weiteren Naturecken kommen, wie auf dem Naturerlebnispfad am Rheinbogen und im Marienburgpark.
Zugegeben, bei meiner Ankunft am Busbahnhof in Monheim am Rhein empfängt mich erst einmal lauter Baustellenlärm. Die Stadt ist im Umbruch und macht sich fit für die Zukunft. Doch schon nimmt mich mit sprudelnder und ansteckend guter Laune Andreas Eidens in Empfang. Er ist heute mein ganz persönlicher Mon-Guide – so heißen die Frauen und Männer, die Gäste durch die Stadt führen. Wir haben ein straffes Programm: „Was wir heute alles erlaufen und sehen, würde ich sonst nicht mit einer Gästegruppe an einem Tag schaffen. Monheim hat unglaublich viel zu zeigen“, erklärt mir Andreas. Wir verweilen also nicht lange, sondern gehen los.
Mon-Chronik
Die Stadt hat eine Erkundungsrunde, die Mon-Chronik, entwickelt, welche die Gäste zusammen mit einem informativen Booklet sowie einer App zu den Highlights führt. Auch die Mon-Guides laufen die Highlights an, je nachdem welchen Schwerpunkt man thematisch setzen möchte. Als Begleitfigur dem Stadtwappen entnommen, findet sich die Gänseliesel nicht nur am Brunnen im Stadtzentrum, sondern auch an den Infotafeln. Sie dienen als Orientierungspunkte ebenso wie die blauen Gänsefußspuren auf den Gehwegen. Es sind diese kleinen Details, die mir als Ortsfremde sofort eine Willkommensmatte vor die Füße legen.
Monheim am Rhein hat viel zu erzählen und ich lasse mich mitreißen von den Machtkämpfen zwischen den bergischen Grafen, Monheimer Freiheit, und dem Erzbistum Köln, von Hochwassern und Rheinbettverlagerungen, vom „Bier-Äquator“ zwischen Kölsch und Altbier, dem tief verwurzelten Karnevalsbrauchtum und heldenhaften Persönlichkeiten, wie Franz Boehm, Pfarrer von St. Gereon Monheim zu NS-Zeiten, der sich gegen den Nationalsozialismus aussprach und dafür mit seinem Leben im KZ Dachau bezahlte. Dazu kommen die besonderen Gebäude und Museen der Stadt, wie natürlich das Wahrzeichen der Stadt, der Schelmenturm. Er wurde um 1425 errichtet und diente einst als Gefängnis für „Schelmen“. Wenige Meter entfernt findet sich der „Kradepohl", auf Hochdeutsch Krötenpfuhl. Ein Brunnen kennzeichnet heute diesen Standort eines ehemaligen stehenden Gewässers. Daneben ragt der rot-weiße Traditionsbaum aus Stahl mit Vereinswappen in die Höhe. Dann warten das Deusser-Haus und das Ulla-Hahn-Haus auf mich. Andreas nimmt mich mit durch den Marienburgpark mit der namensgebenden Burg von 1879, vorbei an Kunstwerken aus Altmetall am äußersten Rand des Rheinbogens.
Hallo Fernwandernde!
Auf Etappe 13 des Neanderlandsteigs werden Wandernde bereits an einigen Highlights der Stadt und Umgebung vorbeigeführt: Haus Bürgel in der Urdenbacher Kämpe mit dem römischen Museum, das Aalfischerei-Museum direkt am Rheinufer, das Deusser-Haus sowie ein zu empfehlender Abstecher auf Teile der Mon-Chronik durch die Altstadt und zum Schluss durch die grüne Oase, dem Rheinbogen im Süden.
Weiter geht es im „Gänsemarsch" über den Deich und die Uferpromenade vorbei an einem der vielen Beispiele für Kunst im öffentlichen Raum im Stadtgebiet – Kunstinstallationen „Vierte Dimension" von Karl-Heinz Pohlmann – in Richtung Marienkapelle, einem der ältesten Wallfahrtsorte des Rheinlands. Dabei kreuzt unser Weg auch den künstlich angelegten Geysir der Stadt. Zurück führt mich Andreas am ehemaligen Wohnhaus des Malers August Deusser vorbei. Schließlich queren wir wieder den Alten Markt mit vielen kleinen Cafés und Lokalen, sowie dem alten Rathaus, beobachten wie sich die Wagen der autonom fahrenden Buslinie durch die engen Gassen winden und blicken in das liebevoll hergerichtete Karnevalskabinett.
Schon gewusst?
Die Gänseliesel hält den Finger vor ihren Mund und deutet den Gänsen damit an, ruhig zu sein. Zusammen mit der Inschrift des alten Stadtsiegels „Nocet esse locutum“, was in etwa: „Geschwätz schadet“ heißt, ermahnt die Gänseliesel also zu Verschwiegenheit.
Die vielen historischen Gebäude, Kunstwerke und Kunstinstallationen, Geschäfte und Lokale und ja, auch die Baustellen verbinden Vergangenheit mit Gegenwart und dem Blick in die Zukunft. Zum Schluss erinnere ich mich an einen Slogan aus dem Flyer: „Die ganze Stadt ist ein Museum“. Die Beschreibung passt perfekt. | www.monheim-entdecken.de
Natur-Erlebnispfad: In wenigen Schritten von Stadt zur Natur
Am Alten Markt verabschiede ich mich schließlich von meinem Mon-Guide Andreas. Aber nicht ohne Antwort auf die Frage nach seinem Lieblingsort: „Es ist schwierig, sich auf einen Ort zu beschränken. Für mich ist es vor allem der Rhein als roter Faden, sein Ufer unmittelbar an der Stadt. Doch hier, wo wir gerade stehen, der Alte Markt gehört mit zu meinen Lieblingsorten, sowie der Marienburgpark.“
Um die vielen Eindrücke zu verarbeiten, gehe ich in Richtung Rhein und lasse das Stadtzentrum hinter mir. Neben einem großen Wasserspielplatz finde ich hier den Einstieg in den Natur-Erlebnispfad, der mich in die Kulisse des Rheinbogens entführt. Für Familien eine absolute Empfehlung, denn an elf Stationen erfahren Kinder mehr über die Natur und können mit einem Rätsel- und Aufgabenbuch unterwegs spielerisch wandern.
Tipp: Zusätzlich kann im Ladenbistro „Tante Tina" vorab ein gepackter Kinderrucksack gegen Pfand geliehen werden. So haben die Kinder alles mit dabei, um den Pfad zu entdecken.
Ich genieße die Ruhe an diesem sonnigen Nachmittag auf der knapp 3 Kilometer langen Runde. Bienensummen weht über die Wiesenflächen zu mir herüber. Mein ganz persönliches Highlight sind die Hochlandrinder am Wegesrand. Ihr langes Fell weht mit den Gräsern um die Wette, während die Tiere genüsslich wiederkäuen. Zum Abschluss der Runde erklimme ich zum zweiten Mal den Deich am Landschaftspark und blicke durch den hier installierten großen Panorama-Rahmen. Vor mir liegt der Rhein, Schiffe schieben sich durch das Wasser, davor erstrecken sich die Wiesen, Obstbäume und Kopfweiden. Radfahrende sind unterwegs, doch in diesem Moment erfüllt mich einfach nur eine innere Ruhe. Fasziniert davon, wie viel man an einem Ort in nur zwei Tagen erlaufen und erleben kann, trete ich meine Heimfahrt an. Und dabei habe ich noch lange nicht alles entdeckt. | Natur-Erlebnispfad
Nicht verpassen – Meine Lieblingsorte in Monheim am Rhein:
- Botanischer Nutzgarten bei Haus Bürgel
- Mitten in der Wiesenlandschaft der Urdenbacher Kämpe
- Für eine Pause: Bequeme Holzbänke am Aalfischerei-Museum
- Am Brunnen auf dem Alten Markt
- Sinnesbänke bei den Hochlandrindern auf dem Natur-Erlebnispfad
- Promenade und Deichweg mit Aussicht auf den Rhein und das gegenüberliegende Dormagen und die Stadt Zons
- Ein leckeres Erdbeereis am Wasserspielplatz