Konrads Überquerungen: Der Vogelsberg, Hessen
In zwei Tagen über den Vogelsberg
von Hochwaldhausennach Nidda
Einst explosiv, heute idyllisch: sanfte Berge und blühende Wiesen prägen das Landschaftsbild der Vulkanregion Vogelsberg in Hessen. Mit etwa 2.500 Quadratkilometer Ausdehnung ist der Vogelsberg eines der größten Vulkangebiete Europas. Da sich der Vogelsbergkamm deutlich über seine Umgebung erhebt, eignet er sich hervorragend für eine Überquerung.
Die Wanderung führt am ersten Tag von Hochwaldhausen über den Vogelsbergkamm hinunter in die Ortschaft Schotten. Dabei wird mit dem Taufstein (773 m) der höchste Punkt des Vogelsberges bestiegen. Am zweiten Tag geht es hinab in den Ort Nidda, der bereits im Tiefland der Wetterau liegt.
Die erste Etappe verläuft teilweise auf einem Geologischen Lehrpfad. Dadurch kann man sich während der Wanderung über die geologischen Verhältnisse informieren. Der Reiz der Wanderung liegt aber nicht nur im Bereich der Geologie, sondern vor allem in der Landschaft und in ihrem Wechsel der Jahreszeiten. Unsere Begehung erfolgte spät im Oktober, so dass wir infolge der ausgedehnten Laubwälder durch ein wahres Farbenmeer gewandert sind. Der gleiche Weg würde etwa Ende Mai durch das in allen Grüntönen leuchtende Laub in ähnlicher Weise verzaubert werden. Aber auch die verschiedenen erreichten Aussichtspunkte sind ein besonderes Kennzeichen dieser Tour.
Text und Fotos von Dr. Konrad Lechner
Dr. Konrad Lechner ist passionierter Wanderführer im In- und Ausland und wurde 2008 zum Ehrenwanderführer des Deutschen Wanderverbandes ernannt. Die beliebte Serie "Konrads Überquerungen" erschien von 2002 bis 2012 im Wandermagazin. Wir holen die Touren über große und kleine Gebirgszüge nun aus dem Archiv und veröffentlichen sie hier in überarbeiteter Fassung.
Hier geht's zur dazugehörigen Reportage "Konrads Überquerungen: Der Vogelsberg"
Höhenlage
Beste Jahreszeit
- Jan
- Feb
- Mar
- Apr
- May
- Jun
- Jul
- Aug
- Sep
- Oct
- Nov
- Dec
Hotel Haus Sonnenberg
Laubacher Straße 25
63679 Schotten
Tel. 06044 / 96210
info@hotel-haus-sonnenberg.de
www.hotel-haus-sonnenberg.de
1. Etappe: Hochwaldhausen – Schotten • 15,9 km • 380 Hm ↑ und 477 Hm ↓
Von der Bushaltestelle Waldstraße in Hochwaldhausen geht es mit der Markierung der Bonifatiusroute auf der „Jean-Berlit-Straße“ rasch in den Wald und am Schwarzbach entlang, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Route liegt hier auch auf einem Geologischen Lehrpfad mit sehr interessanten Informationen. Man kommt z. B. an einem Findling aus Schweden vorbei, der im Eiszeitalter eine lange Reise machte. Natürlich wird auch der Basalt des Vogelsberges erklärt, der aus mehreren übereinander liegenden Decken besteht, die sich in der Tertiärzeit vor etwa 15 Millionen Jahren hier ausgebreitet haben.
Nach drei Wegekreuzungen gelangt man an eine vierte Kreuzung, an der man die Bonifatiusroute verläßt, geradeaus weitergeht und dabei kurzzeitig der Markierung "roter Kreis" folgt. An der nächsten Wegegabelung geht man mit der Markierung "roter Balken" hinauf bis zum Taufstein. Der Taufstein ist mit 773 m der höchste Berg des Vogelsberges. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde hier ein 22 m hoher Aussichtsturm zu Ehren Bismarcks errichtet. Wegen größerer Schäden ist er leider derzeit nicht zu besteigen.
Vom Gipfel steigt man in südlicher Richtung ab und erreicht eine Nebenstraße, auf der man rechts weitergeht und zu einem Parkplatz an einer Straßenkreuzung gelang. Hier folgt man einer Straße wenige Meter nach rechts bis zur Taufsteinhütte, an der man links abbiegt.
Von der Taufsteinhütte aus folgt man der Markierung GTS (Gipfeltour Schotten) und dem „roten Ring“, der bis Schotten führt. Zunächst wandert man an der Breuningshainer Heide entlang. In einer Senke kann das Wasser nicht abfließen, deshalb entwickelte sich hier ein Moor mit Moorbirken, Wollgras, das an seinen leuchtend weißen und flauschig anmutenden Fruchtständen zu erkennen ist und weiteren seltenen Pflanzen wie z. B. dem Sonnentau. Dabei kommt man auch an dem schönen Aussichtspunkt Gackerstein vorbei.
Nach dem Aussichtspunkt Gackerstein geht man wieder durch Wald und erreicht nach einer auffälligen Wegekreuzung und Querung einer Straße Michelbach. In Michelbach befinden sich eine Fachwerkkirche aus dem 16. Jahrhundert und weitere schöne Fachwerkhäuser im typischen regionalen Baustil.
Nach Michelbach wandert man nochmals durch ein Wäldchen und gelangt dann nach Schotten in die „R.-Fendt Str.“ Diese führt zu einer T-Gabelung, an der man rechts auf Straße „Zum-Alten-Feld“ geht. An der nächsten Straßengabelung biegt man links ab und erreicht die „Saazer-Str.“, die nach zwei Kreuzungen in die "Laubacher Str.“ mündet. Nach einem Linksbogen zweigt die „Laubacher Str.“ ab und nach wenigen Metern ist das Hotel Haus Sonnenberg zur Einkehr- und Übernachtung erreicht.
2. Etappe: Schotten – Nidda • 20,9 km • 131 Hm ↑ und 370 Hm ↓
Ausgehend vom Hotel Haus Sonnenberg geht es über die B276 und auf der Gartenstraße in die Altstadt. Hier etwa in gleicher Richtung weiter auf der "Otto-Müller-Str." zunächst durch die „Lohgasse“ und dann auf der „Drachenwiese Str.“, von dieser in einer rechts-links Abbiegung auf die „Alte Straße“, die aus dem Ort führt.
Vom Ortsrand Schotten aus folgt man der Markierung "rotes Plus", (5-Flüsse-Weg), die bis an den Ortsrand von Nidda führt. Man wandert zunächst durch ein großes Waldgebiet, in dem man die Kreisstraße 191 kreuzt. Nach dem Alteberg gelangt man in offenes Gelände, quert die K 194 und gelangt nach einem kleinen Waldgebiet zur Haubenmühle.
Nach der Haubenmühle folgt man einem Fahrweg in südlicher Richtung, quert einen weiteren Fahrweg und die B 455. Anschließend rechts, etwa einem Straßenverlauf folgend, am Waldrand an Weihern vorbei. Nach Kreuzung einer weiteren Straße erreicht man vor einer Bahnlinie eine Wegekreuzung. Hier verlässt man die Markierung "rotes Plus", geht im rechten Winkel nach links und folgt der Markierung NID an den Bahngleisen entlang. Mit der Straßenbrücke der B 457 wird die Bahnlinie nach rechts überquert, anschließend gelangt man wieder auf freies Feld.
Am Bismarckstein vorbei kommt man auf der Straße „Am Schlangenweg“ an einer Siedlung vorbei. Die Route führt im Linksschwenk durch die Siedlung und dann links ab, weiter auf der Straße „Am Schlangenweg“ Richtung Bahnunterführung. Man erreicht danach eine Weggabelung, an der man rechts durch die „Emanuel-Eckstein-Anlage“ abbiegen und auf der „Bahnhofstraße“ direkt zum Bahnhof gehen kann. Wer vor der Abreise noch in die Stadtmitte möchte, geht zunächst geradeaus auf der „Bahnhofstraße“ und biegt von dieser rechts in die „Neue Straße“ ab, die in die Ortsmitte führt.
Auf dieser Etappe gibt es keine Einkehrmöglichkeit direkt an der Route!
Tipp des Autors
- Schotten kann auf eine 1.000-jährige Geschichte zurückblicken und hat entsprechend viele Sehenswürdigkeiten: die Stadtkirche (ehemalige Wallfahrtskirche) mit spätgotischem Flügelaltar und Taufstein, die Altenburg und das Schloss waren ehemalige Wasserburgen und von den vielen schönen Fachwerkhäuser ist das Rathaus besonders zu erwähnen.
- Die Altstadt von Nidda besitzt zahlreiche schöne Fachwerkhäuser, die Kirche zum Hl. Geist aus dem 17, Jahrhundert und ein Rathaus mit einem Renaissance-Portal.
- Abendhimmel: Wer die Tour später im Jahr durchführt, wird am ersten Tag eventuell wie wir in die Nacht wandern. Da der Abstieg vom Taufstein nach Schotten nach Westen erfolgt, bekommt man vor Einbruch der Nacht bei entsprechender Witterung einen Abendhimmel zu sehen, der mit seinen wechselnden Farben uns einen besonderen Höhepunkt der Wanderung gebracht hat.
Kartenmaterial
Kompass Wanderkarte
Vogelsberg Nördliche Wetterau
Nr. 846: 1: 50 000 zwei Karten im Set
ISB N 978-3-99121-105-1
11,99 Euro
Info
Vulkanregion Vogelsberg Tourismus
Am Vulkaneum 1
63679 Schotten
Tel. +49 (0)60 44-9 66 93 0
info@vogelsberg-touristik.de
https://www.vogelsberg-touristik.de/
Vogelsberger Höhen-Club e. V.
Jürgen Klein
Beundestraße 26
63667 Nidda
www.vhc-gesamtverein.de
Literatur
Rother Wanderführer
Nr. 294 Vogelsberg – Wetterau
ISBN 978-3-7633-4454-3
14,90 Euro
Öffentliche Verkehrsmittel
Gießen oder Fulda sind mit dem Fern- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn zu erreichen.
Nidda ist mit Regionalbahnen z.B. nach Gießen oder Frankfurt verbunden.
Nach Hochwaldhausen kommt man mit Bussen und/oder Ruftaxi: Rhein-Main-Verkehrsbund.
Anfahrt
36355 Grebenhain-Hochwaldhausen
63667 Nidda
Parken
Jean-Berlit-Straße 31, 36355 Grebenhain-Hochwaldhausen
Jean-Berlit-Straße 1, 36355 Grebenhain-Hochwaldhausen
Hindenburgstraße, 36355 Grebenhain
Wohnmobilstellplätze
Wohnmobilstellplatz am Freibad,
Hindenburgstraße 63,
36355 Grebenhain